Hamburg. Investoren hätten die vier historischen Gebäude abreißen dürfen. Doch sie haben sich aus einem Grund dagegenentschieden.
Viele Hamburger Viertel werden geprägt von Gründerzeitvillen. Doch immer mehr der historischen Gebäude werden abgerissen, weil der Erhalt für die Besitzer weniger lukrativ ist, als neu und größer zu bauen. Das scheint sich jetzt allerdings zu ändern, zumindest in Hamburg-Nord.
Nur einige Tage, nachdem bekannt wurde, dass eine Alstervilla an der Fährhausstraße erhalten, umgebaut und die Fassade originalgetreu rekonstruiert wird, kann eine zweite Erfolgsmeldung aus dem Bezirk verkündet werden: Die vier Gründerzeithäuser an der Eppendorfer Straße Im Winkel, die durch einen Neubau ersetzt werden sollten, bleiben den Stadtbild erhalten. Die Investoren, die Brüder Ahmad und Hamid Zabihi, haben von ihren Plänen Abstand genommen und die Villen einzeln verkauft.
Villen in Eppendorf: Deshalb werden sie doch nicht abgerissen
Das hätten sie nicht machen müssen. Durch einen gültigen Bebauungsplan und mit dem positiven Bauvorbescheid hätten sie mit ihrem Vorhaben beginnen können. Zwar sprach der Bezirk für den Bereich später eine Städtebauliche Erhaltungsverordnung aus, doch die hätte rückwirkend nichts ausrichten können.
„Wir hätten bauen können, wollten es uns aber mit den Nachbarn und dem Bezirk nicht verscherzen“, sagt Hamid Zabihi. Auch wenn sie in erster Linie Kaufleute seien, ginge es ihnen „nicht nur darum, Profit zu machen, sondern auch darum, etwas Gutes zu entwickeln“. Das bedeute in diesem Fall, durch den Verkauf der Villen dazu beizutragen, dass das Stadtbild erhalten bliebe.
Interesse an Gründerzeitvillen sei „enorm gewesen“
Das Interesse an den Gründerzeithäusern sei trotz deren sanierungsbedürftigem Zustand enorm gewesen, so Zabihi. Zwei seien bereits übergeben, eine weitere Beurkundung stehe unmittelbar bevor. Eigentlich sollte hier ein Neubau entstehen, mit vier Stadthäusern und elf Wohnungen.
Knapp 300.000 Euro hatten sie bereits für bauvorbereitende Maßnahmen wie Projektentwicklung, Bodenproben und statische Gutachten ausgegeben. „Das ist viel Geld für ein Projekt, das nicht vollendet ist“, sagt Zabihi. „Aber wir sind plus-minus Null da rausgekommen und hoffen, dass wir den Neubau anderswo in Hamburg-Nord realisieren können.“
Städtebauliche Erhaltungsverordnung gilt nun auch für weitere Eppendorfer Straßen
Nachbar Tim Stalmann, der seit 26 Jahren gegenüber der Gründerzeithäuser wohnt, freut sich über die Entwicklung. Er hatte, als er von den Neubauplänen erfuhr, eine Initiative gegründet. Ein Bericht darüber im Abendblatt rüttelte dann die Bezirkspolitik wach, die eine in der Nachbarschafts bereits geltende Städtebauliche Erhaltungsverordnung auf die bislang ungeschützten Straßen Im Winkel und Kösterstraße ausdehnte.
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„Uns macht diese Entwicklung sehr glücklich und wir hoffen, dass nun auch die letzten Schritte reibungslos über die Bühne gehen und die Häuser bald wieder von Familien bewohnt sein werden“, so Stalmann.
Auch Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz ist erleichtert: „Wenn sich das alles so bewahrheiten sollte, dann ist das ein großer Erfolg. Es war gut, dass wir als Bezirksamt schnell und konsequent gehandelt haben.“ Der Erlass der Erhaltungsverordnung habe ganz offensichtlich dazu geführt, dass die Charakteristika des Gebiets erhalten bliebe.