Hamburg. Inzwischen wohnen 20 obdachlose Menschen in einem Hotel in der Nähe der Sternbrücke. Das ermöglichen mehrere Organisationen.
Zwei Betten, zwei Klappstühle, ein Schrank, ein kleiner Tisch und ein kleiner Fernseher: So sieht das neue Zuhause von Volker Mähl aus. Keine richtige Wohnung, sondern ein Zimmer von 12 Quadratmetern - und doch ist der 65-Jährige glücklich: „So komme ich gut über den Winter!“ Im Gegensatz zu seinem letzten Winter, den er draußen im Freien verbringen musste, freut sich der ehemals Obdachlose über ein bisschen Wärme und Schutz vor dem Coronavirus. Der freundliche Hamburger mit langem, weißem Bart und wachen, blauen Augen ist einer von 20 Obdachlosen, die seit dem 9. November die Straße gegen ein Hotelzimmer tauschen konnten.
Ermöglicht hat das ein Bündnis gemeinnütziger Organisationen, das sich schon während des ersten Lockdowns im Frühjahr um Menschen auf der Straße gekümmert hat. „Wir haben aus der ersten Corona-Welle im März diesen Jahres gelernt. Daher warten wir nicht mehr, bis sich Verantwortliche in Hamburg um den angemessenen Schutz für Obdachlose kümmern und handeln selbst“, sagt Nikolas Migut, Initiator der Aktion „Hotels for Homeless“ und Gründer des Vereins Strassenblues. Weitere Unterstützer sind CaFée mit Herz, GoBanyo, Hamburger Gabenzaun, Hanseatic Help, JesusCenter und Pfand gehört daneben.
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20 Obdachlose wohnen in Hotel in Hamburg
Seit dem 9. November wohnen inzwischen 20 obdachlose Menschen in einem einfachen Hotel in der Nähe der Sternbrücke im Schanzenviertel. Sie sind in kleinen Einzelzimmern untergebracht, Ehrenamtliche kümmern sich auch um Essen, Hygieneartikeln, Wäschegeld und eine persönliche Betreuung. „Wir möchten den Menschen langfristig eine Perspektive geben, die sie zurück ins System und aus der Obdachlosigkeit führen soll“, sagt Migut. Er wünscht sich, dass das Projekt Modellcharakter hat und in ähnlicher Form von der Stadt Hamburg übernommen wird. „Wir machen das jetzt einfach mal und zeigen, wie es gehen könnte.“
Volker Mähl ist von dem Projekt begeistert. Seit sechs Jahren lebt der gelernte Tischler auf der Straße. „So etwas sollte selbstverständlich sein“, meint der 65-Jährige und verweist auf die Menschenrechte der Vereinten Nationen, die auch das Recht auf Wohnen beinhalten. Auf die städtischen Unterkünfte für Wohnungslose ist er nicht gut zu sprechen. „Dort musste man immer mit jemand Fremden das Zimmer teilen, es gab Drogen, Alkohol und häufig Auseinandersetzungen“, erzählt er. Das Winternotprogramm sei noch schlimmer. „Da habe ich lieber draußen geschlafen.“ Da er Hartz-IV bekommt, habe er sich immer etwas zu essen kaufen können.
„Wir wünschen uns, dass die Obdachlosen hier etwas zur Ruhe kommen"
Für die Unterbringung im Hotel hat der Verein Strassenblues aus eigenen Mitteln 50 000 Euro eingesetzt und inzwischen weitere 30 000 Euro Spenden gesammelt. Aber es gibt noch genug Obdachlose, die ebenfalls an dem Programm teilnehmen möchten. Jeweils rund 4000 Euro werden benötigt, um einen obdachlosen Menschen für fünf Monate vor Corona und Kälte zu schützen und in einem Hotel-Einzelzimmer unterzubringen.
„Wir wünschen uns, dass die Obdachlosen hier etwas zur Ruhe kommen können und sich auch Gedanken machen können, wie es weitergehen soll“, sagt Migut. So wie Volker Mähl. Stolz zeigt er auf seinem Computer die Skizze von einem Wohnwagen aus Holz. „Das ist einer meiner Träume“, erzählt er. Den Wohnwagen könne er sogar selber bauen. Nur einen Ort, wo er ihn aufstellen kann, sucht er noch.