Hamburg. Die Hansestadt ist in Deutschland Unfallhochburg. CDU: “Das ist ein trauriger und lebensgefährlicher Spitzenplatz.“
Trotz der Klimakrise ist das Auto für viele Menschen in Deutschland das wichtigsten Fortbewgungsmittel. Doch wo viele Menschen hinterm Steuer sitzen, kracht es auch häufig. Hamburg ist für Autofahrer ein besonders gefährliches Pflaster: Hier gibt es bundesweit die meisten Unfälle. Das geht aus dem Karambolage-Atlas 2020 der Generali-Versicherung hervor, der alle zwei Jahre veröffentlicht wird. Für die CDU-Bürgerschaftsfraktion belegt Hamburg damit einen "traurigen und lebensgefährlichen Spitzenplatz".
Besonders hoch ist die Gefahr für einen Verkehrsunfall in der Hamburger Innenstadt und in den Stadtteilen rund um den Hauptbahnhof. Aber auch im Süden der Stadt sowie in Schnelsen und Niendorf kracht es überdurchschnittlich häufig. Insgesamt verzeichnen 26 der über 100 Hamburger Stadtteile 12,5 oder mehr Kfz-Schäden pro 100 Fahrzeuge.
Viele Unfälle in Hamburg, weniger in Niedersachsen
In anderen Stadtteilen passiert hingegen wesentlich seltener etwas, so zum Beispiel in Winterhude, Stellingen, Rissen und Hummelsbüttel. Während die Schadenhäufigkeit im ganzen Bundesgebiet vergangenes Jahr bei 9,1 Prozent lag, haben die Hamburger mit 12 Prozent im Schnitt deutlich mehr Karambolagen zu verbuchen. Zudem hat Hamburg Berlin (11,7 Prozent) als Spitzenreiter abgelöst – die Hauptstadt lag 2017 noch auf Platz 1.
In diesen Hamburger Stadteilen gibt es besonderes viele Unfälle:
- Eißendorf
- Marmstorf
- Sinstorf
- Rönneburg
- Schnelsen
- Niendorf
- Steilshoop
- Barmbek-Nord
- Wilhelmsburg
- Veddel
- Kleiner Grasbrook
- Steinwerder
- HafenCity
- Hamm
- Duvenstedt
- Wohldorf-Ohlstedt
- Rotherbaum
- Hammerbrook
- St. Georg
- Jenfeld
- Tonndorf
- Altona-Nord
- Harvestehude
- Farmsen-Berne
Weit weniger Unfälle verzeichnen die norddeutschen Flächenländer: In Mecklenburg-Vorpommern liegt die Schadenhäufigkeit bei 8,3 Prozent, in Niedersachsen bei 8,8 Prozent. In Schleswig-Holstein beträgt der Wert 10,2 Prozent, im Stadtstaat Bremen 10,3 Prozent. Am seltensten kracht es übrigens in Brandenburg (7,6 Prozent)
„Für Deutschlands großen Karambolage-Atlas konnten wir mehr als 270.000 Kfz-Schäden bis in die Tiefe analysieren und daraus ein repräsentatives Abbild für Deutschland entwickeln", sagt Giovanni Liverani, Vorstandsvorsitzender der Generali Deutschland AG. Das Ergebnis: Generell kommt es auf Deutschlands Straßen zu weniger Unfällen – 2017 lag die Schadenhäufigkeit bundesweit noch bei 11,7 Prozent. Dafür wird es teurer.
Karambolage-Atlas 2020– in Hamburg kracht es besonders oft:
2019 hatte jeder elfte Fahrzeughalter einen Kfz-Schaden. Die durchschnittlichen Schadenkosten in Deutschland liegen bei rund 2350 Euro. Zum Vergleich: 2017 war zwar noch jeder Neunte betroffen, die Schadenshöhe war mit 2300 Euro im Schnitt jedoch etwas geringer. "Allerdings verursacht mittlerweile gut jeder dritte Schaden Kosten in Höhe von mehr als 2500 Euro, heißt es in der aktuellen Mitteilung.
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Für die hohen Kosten hat Roland Stoffels von der Generali-Versicherung eine Erklärung: „Es sind immer mehr Autos mit Assistenzsystemen und technischen Hilfsmitteln auf unseren Straßen unterwegs." Viele der kleineren Unfälle, beispielsweise beim Ein- und Ausparken, könnten so verhindert werden. "Entsteht dann aber doch ein Schaden, sorgen die Reparaturen der teuren Hilfsvorrichtungen für höhere Kosten“, so Stoffels.
BMW-Fahrer haben überdurchschnittlich viele Unfälle
Aus den mehr als 270.000 ausgewerteten Schäden der Generali geht zudem hervor, dass Fahrzeuge der Premium-Marken offenbar besonders gefährdet sind: Gegenüber dem Durchschnitt von 9,1 Schäden pro Fahrzeughalter verzeichnen BMW-Fahrer eine Schadenhäufigkeit von 14,4 Prozent. "Dahinter rangieren auf Platz 2 mit einer Häufigkeit von 14,1 Prozent Halter der Marke Audi, die dieses Mal die Mercedes-Fahrer hinter sich gelassen haben", heißt es im aktuellen Karambolage-Atlas.
Unverändert bleibt, dass Autos mit einer Leistung zwischen 100 und 150 PS mit rund 46 Prozent am häufigsten von Schäden betroffen. Allerdings sind es 2019 über zwei Prozentpunkte weniger gewesen als noch im Jahr 2017.
Unfallhochburg Hamburg – CDU fordert Taskforce
Für die CDU-Bürgerschaftsfraktion ist es wenig überraschend, dass Hamburg die Unfallhochburg in Deutschland ist. "Es ärgert maßlos, dass trotz jahrelanger Warnungen und Mahnungen Verkehrssicherheit bei Rot-Grün eben nicht an erster Stelle steht", sagt der CDU-Verkehrsexperte Richard Seelmaecker.
Seit neun Jahren besetze die SPD das Rathaus und die Innenbehörde. "Und in dieser Zeit kannten die Unfallzahlen nur eine Richtung – nach oben", so Seelmaecker. "Der neue grüne Verkehrschaossenator nimmt offensichtlich in Kauf, die Menschen in unserer Stadt für ein paar PR-Fotos zu Versuchskaninchen zu machen." Die in der Coronazeit "hektisch auf die Straßen gepinselten provisorischen Risikoradwege" erhöhten das Unfallrisiko und seien einer zeitgemäßen Radverkehrsförderung nicht würdig. Die Forderung der CDU lautet: "Rot-Grün muss schleunigst eine Taskforce zur Bekämpfung der Unfallhochburg Hamburg einrichten."