Hamburg. Die Zahl der Verunglückten ist im ersten Halbjahr deutlich gestiegen. Welche Ursachen dafür diskutiert werden.

Die Zahl der Radfahrer ist laut Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation und der Polizei Hamburg im laufenden Jahr deutlich gestiegen. Das liegt laut der Polizei nicht nur an der Corona-Pandemie, auch der milde Winter habe dazu beigetragen. Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Radfahrern sei dementsprechend im ersten Halbjahr um 138 auf 1665 gestiegen . Das sei ein Anstieg um neun Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie die Polizei mitteilte. Insgesamt seien zwischen dem 1. Januar und dem 30. Juni 1185 Radfahrer verunglückt, 1089 von ihnen verletzten sich nur leicht.

Drei Unfallschwerpunkte mit Geisterradlern

Häufig hätten Radfahrer Vorschriften missachtet. „Insbesondere Geisterradler sind eine große Gefahr“, sagte eine Sprecherin der Polizei. „Verkehrsunfälle mit Radfahrern, die entgegen der zulässigen Fahrtrichtung den Radweg nutzen, führen in der Regel zu Personenschaden. Die Quote von 85 Prozent spricht für sich“, so die Sprecherin. In erster Linie würden Radfahrer sich selber gefährden, oft verletzten sie aber noch schwächere Verkehrsteilnehmer.

An drei Stellen in Hamburg ist es laut Polizei seit dem 1. Januar 2017 bis 31. Dezember 2019 besonders häufig zu Unfällen mit Geisterradlern gekommen. So gab es an der Lübecker Straße im Bereich zwischen Neubertstraße und Menckes­allee 20 Unfälle. An der Wandsbeker Chaussee/Wandsbeker Zollstraße zwischen Hammer Straße und Holzmühlenstraße wurden 15 Unfälle aufgenommen, und im Bereich der Breitenfelder Straße/Gärtnerstraße/Schulweg/Doormannsweg gab es 17 Unfälle.

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Wenn die Fahrradfahrt zur Rutschpartie wird

Doch nicht nur das Fahren auf der falschen Straßenseite birgt Gefahren. „Kopfhörer, Handybenutzung und schlecht funktionierende Bremsen sind weitere Gefahrenquellen“, sagt Polizist Benny Wolter. Der 38-Jährige führt mit der Fahrradstaffel regelmäßig Kontrollen durch. „Wir erleben es beispielsweise immer wieder, dass nur eine Bremse funktioniert“, so Wolter. Der Polizist warnt zudem davor, dass die Fahrradfahrt zur Rutschpartie wird: „Gefährlich ist vor allem der Untergrund: Herbstlaub, Schnee, Glätte, schlechte Sicht, und natürlich ist es im Winter nicht so hell.“ Eine vorschriftsmäßige Beleuchtung sei daher Pflicht. Dazu gehörten Vorder- und Rücklicht und Rückstrahler sowie Reflektoren an den Pedalen und an den Speichen.

Auch der ADFC rät dazu, sich winterfest und gut sichtbar zu kleiden. Radfahrer sollten zudem vorausschauend fahren und lieber „einen Gang runterschalten“. Am wichtigsten sei aber der Appell an Autofahrer, den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von 1,5 bis 2 Metern beim Überholen von Radfahrern einzuhalten. „Würden das die Autofahrer und Autofahrerinnen beachten, wäre immens viel für die Verkehrssicherheit getan“, so Dirk Lau vom ADFC.