Hamburg. Matheus A. galt monatelang als verschwunden. Ein Hamburger soll ihn getötet und die Leiche in seiner Wohnung versteckt haben.

Es war ein Vermisstenfall, der Hamburg über Monate beschäftigte. Seit September vergangenen Jahres war der Brasilianer Matheus A. spurlos verschwunden, die Familie des 29-Jährigen taumelte zwischen Hoffen und Bangen.

Doch dann gab es schließlich furchtbare Gewissheit: Der Leichnam des jungen Mannes wurde im Januar in einer Wohnung in der Neustadt entdeckt. Jetzt beginnt der Prozess gegen den Mieter der Wohnung. Die Anklage gegen den 45-jährigen Marco T. lautet auf Mord.

Der Brasilianer lebte seit mehr als drei Jahren in Hamburg

Das letzte Lebenszeichen des seit dreieinhalb Jahren in Hamburg lebenden Brasilianers hatte es am Abend des 21. September 2019 gegeben. Damals hatte er sich noch bei Verwandten gemeldet und mitgeteilt, dass er an jenem Sonnabend in einen Club an der Süderstraße in Hamm gehen wolle, um zu feiern.

Am Montag darauf war der als zuverlässig geltende Informatiker nicht mehr zur Arbeit erschienen. Nachdem Matheus A. dann im Oktober eine lange geplante und bereits bezahlte Reise in sein Heimatland nicht antrat, wurde der Verdacht größer, er könnte einer Straftat zum Opfer gefallen sein.

Nach Monaten wurde der Leichnam des Vermissten in einer Wohnung gefunden

Später suchte die Hamburger Polizei mit einer Öffentlichkeitsfahndung nach dem Vermissten, auch Taucher waren im Einsatz. Schließlich führte ein Hinweis zu der Erdgeschoss-Wohnung des nun verdächtigen Marco T. am Venusberg in der Neustadt. Dort wurde am 20. Januar ein stark verwester Leichnam gefunden, der wenige Tage später als der vermisste Brasilianer identifiziert wurde.

Monatelange Ungewissheit: der Vermisste Matheus A.

Nachbarn des Wohnungsinhabers in dem Mehrfamilienhaus zeigten sich geschockt, dass sie offenbar monatelang in einem Haus gewissermaßen Tür an Tür mit einem Toten gewohnt hatten. Und bei Angehörigen und Freunden des Opfers löste die Nachricht, dass der 29-Jährige tot ist, Trauer und Bestürzung aus. „Wut, Angst, Schmerz“, hieß es bei Facebook.

Angeklagter soll Matheus A. Betäubungsmittel ins Getränk gemischt haben

Nach dem Fund der Leiche wurde der Mieter der Wohnung, der 45 Jahre alte Marco T., festgenommen. Der gebürtige Italiener, der unter anderem als Übersetzer arbeitete, soll bei einer Vernehmung zunächst gesagt haben, dass der Brasilianer an einer Überdosis Drogen gestorben sei.

Die Staatsanwaltschaft geht indes von einem Verbrechen aus. Laut Anklage soll Marco T. dem 29-Jährigen, den er in einem Lokal kennengelernt habe, in seiner Wohnung heimlich Betäubungsmittel in ein Getränk gemischt haben.

Angeklagter soll einen weiteren Mann sexuell missbraucht haben

Dann soll er versucht haben, an dem von den Drogen beeinträchtigten Opfer sexuelle Handlungen vorzunehmen. Als der Brasilianer sich wehrte und schrie, soll er ihn getötet haben – also ein Verdeckungsmord.

Auch ein zweites Delikt wird dem Angeklagten vorgeworfen. Dabei soll er einen weiteren Mann mit K.O.-Tropfen betäubt und den Wehrlosen sexuell missbraucht haben. Der Prozess vor dem Schwurgericht beginnt am 17. Juli.