Hamburg. Linksextreme sollen auch Brandanschlag auf die Wohnung einer Senatorin in Hamburg geplant haben.
Haben die drei Angeklagten mehrere Brandanschläge in Hamburg geplant? Und wollten sie mit selbst gebastelten Brandsätzen tatsächlich auch im Nahbereich der Privatwohnung einer Hamburger Senatorin zündeln? Geht es nach der Hamburger Generalstaatsanwaltschaft, ist die Antwort darauf ein klares Ja.
Im Verfahren gegen das Trio wegen angeblich geplanter Brandanschläge hat die Generalstaatsanwaltschaft am Dienstag plädiert und mehrjährige Haftstrafen gefordert. „Die Generalstaatsanwaltschaft geht davon aus, dass sich die Angeklagten wegen Verabredung zu einem Verbrechen strafbar gemacht haben“, sagte ein Gerichtssprecher am Dienstag.
Woher der Begriff „Drei von der Parkbank“ kommt
Die drei Angeklagten im Alter von 28, 32 und 29 Jahren genießen in der linksradikalen und extremistischen Szene als die „Drei von der Parkbank“ längst einen Legendenstatus – der Titel ist eine spöttische Anspielung auf den Ort ihrer Festnahme am 8. Juli 2019, dem zweiten Jahrestag der G-20-Proteste. Kurz bevor sie am frühen Morgen mutmaßlich die selbst gebastelten Brandsätze untereinander aufteilen und zur Tat schreiten konnten, schlug die Polizei zu und nahm sie an einer Parkbank an der Meißnerstraße in Eimsbüttel fest.
Dabei entdeckten die Beamten laut Anklage vier mit Benzin gefüllte Plastikflaschen, Feuerzeuge, Handschuhe und schwarze Wechselkleidung – sowie eine Liste mit den Adressen der vermeintlichen Anschlagsziele.
Angeklagte planten Anschläge in Hamburg
Nach Überzeugung der Generalstaatsanwaltschaft hatten die drei Angeklagten in der Nacht zum 8. Juli möglichst gleichzeitige Brandanschläge an vier Orten in Hamburg geplant. Zuvor waren sie demnach von Polizisten in zivil observiert worden. So sollen die Beamten auch beobachtet haben, wie der 32-Jährige an einer Tankstelle Benzin in einen Kanister füllte und es kurz darauf in einer Kleingartenanlage am Ausschläger Billdeich in eine 0,5-Liter-Plastikflasche umfüllte. Wenig später sollen sich die drei Angeklagten dann an der Parkbank getroffen haben.
Unter den Zielen sei auch das Wohnhaus von Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) gewesen. Da es sich dabei um ein Wohnhaus handelt, geht die Generalstaatsanwaltschaft in diesem Fall von einer Verabredung zu einer schweren Brandstiftung aus. Darüber hinaus sollen sie Brandanschläge auf ein an der Wieckstraße abgestelltes Dienstauto der Wohnungsfirma Vonovia, ein Vonovia-Büro an der Schlossstraße und ein Büro der Maklerfirma Grossmann & Berger am Tibarg geplant haben.
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Für den 32-Jährigen Felix R. beantragte die Generalstaatsanwaltschaft am Dienstag dreieinhalb Jahre Haft, für den 28-jährigen Mitangeklagten Ingmar S. und Lykke D. (29) eine Strafe von jeweils drei Jahren. Die beiden Männer sitzen seit ihrer Festnahme in Untersuchungshaft, die Frau befindet sich auf freiem Fuß. Der Prozess läuft seit Anfang des Jahres. Die Verteidigung will am Donnerstag mit ihren Plädoyers beginnen.
Festnahme sorgte für Aufruhr in der Szene
Die Festnahme der drei Angeklagten hatte in der (internationalen) linksextremistischen Szene für ein enormes Echo gesorgt, mehrere gewaltsame Aktionen folgten. Bis zum Prozessauftakt vor dem Landgericht im Januar registrierte die Polizei eine Vielzahl von Brand- und Farbanschlägen mit Bezug zur „Parkbankcrew“ – unter anderem in Hamburg, Bremen, Leipzig, Bristol, Nancy und Athen.
So gingen in München Geldautomaten in Flammen auf und in einer Polizeiwache in Hamburg-Volksdorf massenhaft Scheiben zu Bruch. In Wuppertal zündeten Sympathisanten Geländewagen an, in Leipzig steckten sie einen Funkmast der Polizei in Brand.