Hamburg. So soll Wirten über den Winter geholfen werden. Behörde nennt Zahlen zu wichtigsten Infektionsorten in der Stadt.

Die Bekämpfung der Corona-Pandemie bleibt auch in Hamburg eine Gratwanderung zwischen Infektionsschutz einerseits und persönlichen Freiheiten und den legitimen Interessen von Arbeitnehmern und Betrieben an­dererseits. Das zeigte sich auch am Dienstag. Einerseits appellierte die Politik angesichts steigender Corona-Infektions- und Patientenzahlen in Kliniken eindringlich an Hamburger Bürger und Gastronomen, sich an die Hygieneregeln zu halten. Gleichzeitig beschloss der Senat Erleichterungen für Wirte, damit diese auch in Herbst und Winter ihre wirtschaftliche Basis sichern können.

Demnach soll es im Jahr 2021 keine Sondernutzungsgebühren für Außengastronomie und Schausteller geben. Zudem soll die Nutzung der wegen ihres negativen Klima-Effekts umstrittenen Heizpilze von sofort an bis 2. Mai hamburgweit erlaubt sein. „Besucherinnen und Besucher der Gastronomie sollen so ermuntert werden, aus Infektionsschutzgründen auch in der kalten Jahreszeit draußen zu essen und zu trinken“, teilt der Senat mit.

Wirte, die auf den Einsatz der Heizgeräte verzichten, sollen „Klimabonus“ erhalten

Hintergrund: Sich mit dem Coronavirus zu infizieren ist laut Studien in Innenräumen rund 20-mal wahrscheinlicher als an der frischen Luft. Wirte, die auf den Einsatz der Heizgeräte verzichten, sollen einen „Klimabonus“ von der Stadt erhalten – durch einen für 2022 vorgesehenen Erlass von Gebühren für Außengastronomie.

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„Ich bin froh, dass wir eine einheitliche Lösung für ganz Hamburg gefunden haben“, sagte die Zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft und Bezirke, Katharina Fegebank (Grüne). „Damit können Gastronominnen und Gastronomen individuell entscheiden, ob sie ihren Gästen beim Aufenthalt im Freien Heizpilze anbieten möchten oder nicht.

Katharina Fegebank (Grüne) informierte am Dienstag über den Start ins hybride Wintersemester in Hamburg (Archivbild).
Katharina Fegebank (Grüne) appelliert an die Hamburger, sich an die Corona-Regeln zu halten. © picture alliance / dpa

Klar ist aber auch: Wir dürfen dauerhaft nicht die eine Krise gegen die andere ausspielen. Klimaschutz bleibt die größte Menschheitsaufgabe. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir gleichzeitig ein hamburgweites Verbot von Heizpilzen in der Außengastronomie auf öffentlichem Grund ab Mai kommenden Jahres beschlossen haben.“

Die meisten Fälle von Neuinfektionen in der Altersgruppe der 21- bis 29-Jährigen

Zugleich plädierte Fegebank am Dienstag an die Hamburger, sich an die Hygieneregeln zu halten. Andernfalls könne es bei weiter steigenden Zahlen schon bald neue Einschränkungen geben. Senatssprecher Marcel Schweitzer kritisierte Menschen, die ohne Einhaltung der Regeln feiern gingen, so Verwandte in Gefahr brächten und riskierten, „dass der Barmann oder die Kellnerin, die ihnen den Cocktail bringt, ihren Job verliert, weil nächste Einschränkungen möglicherweise wieder die Gastronomie treffen“.

Die Sozialbehörde hat derweil in einem neuen wöchentlichen Corona-Briefing die aktuelle Entwicklung genauer aufgeschlüsselt. „Im Rahmen der Kontaktnachverfolgung werden weiterhin häufig Gastronomiekontexte genannt“, heißt es darin. „Nach wie vor sind die meisten Fälle von Neuinfektionen in der Altersgruppe der 21- bis 29-Jährigen zu verzeichnen. Mit Sorge betrachten die Behörden eine Verlagerung des Infektionsgeschehens auch in andere Alterssegmente, weil ein kausaler Zusammenhang nicht auszuschließen ist.“

Die Anzahl der Fälle von Personen im Alter von 60 Jahren und älter habe nun ebenfalls zugenommen. „Das ist deshalb problematisch, weil die Krankheitsverläufe bei älteren Personen als schwerwiegender beschrieben werden“, heißt es in dem Papier. „Es deutet sich an, dass in mehreren Fällen das Personal in Einrichtungen ursächlich dafür gewesen sein könnte, dass Infektionen an Arbeitsplätzen und in Einrichtungen eingetragen wurde.“

Drei Pflegeeinrichtungen betroffen

Von Ausbrüchen betroffen waren in der zurückliegenden Kalenderwoche drei Pflegeeinrichtungen „mit durchschnittlich 17,3 Fällen pro Ausbruch“, so die Sozialbehörde. Mehrere bestätigte Fälle habe es im Krankenhaus Groß-Sand gegeben. Nach einem Corona-Fall würden in einer Flüchtlingsunterkunft im Bezirk Bergedorf alle 320 derzeit unter Quarantäne stehenden Bewohner getestet.

Die meisten Ausbrüche habe es in der vergangenen Woche mit 64 Fällen in privaten Haushalten gegeben. 24 Fälle der vergangenen Woche gingen auf Reiserückkehrer zurück. An jedem Werktag wurden zuletzt laut Sozialbehörde durchschnittlich 12.200 Tests durchgeführt. 1,6 Prozent der Ergebnisse seien zuletzt positiv gewesen.

An insgesamt 70 Schulen gibt es laut Senatssprecher Schweitzer derzeit 149 aktive Corona-Infektionen. Betroffen seien 120 Schüler und 29 Lehrer oder anderes Schulpersonal. Angesichts der Diskussion über innerdeutsche Reisebeschränkungen betonte Schweitzer, dass es in Hamburg etwa in Hotels grundsätzlich ein Beherbergungsverbot für Menschen gebe, die aus Regionen kämen, in denen die 7-Tage-Inzidenz über 50 liege. Umgekehrt könnten Hamburger auch andernorts keine Hotels mehr buchen, sobald der Wert hier die 50 erreiche.