Hamburg. Bezirksamtsleiterin zieht mit der Polizei durch die Bars und kontrolliert die Einhaltung der Hygieneregeln. Was es zu beanstanden gab.
Die Altonaer Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg und ihr Stellvertreter Christoph Brümmer kontrollierten am Freitagabend, begleitet von zwei Mitarbeitern des Bezirksamtes, einer Stellvertreterin der Gesundheitsbehörde und Einsatzkräften der Polizei, Kneipen und Bars im Schanzenviertel. Dabei entdeckten sie mehrfach Verstöße gegen die Hygieneauflagen und Fehler bei der Kontaktdatenerfassung. Unter den kontrollierten Betrieben waren auch die Shishabar "Le Vou" und das Szenelokal "Katze", bei denen zuletzt Infektionen unter Mitarbeitern und Gästen aufgetaucht waren.
Gastronomen können Kontaktdaten auf Plausibilität überprüfen
Vor allem die Art und Weise, mit der Gastronomen die Kontaktdaten erfassten, bereitete den Beamten Kopfschmerzen. Dabei betonte von Berg, dass Gastronomen sehr wohl Kontaktdaten auf Plausibilität überprüfen können – entgegen vieler falscher Behauptungen, die meinen, Prüfen sei nicht mit dem Datenschutz konform: „Das ist nicht richtig“, betonte von Berg. „Es ist die Pflicht der Gastronomen, weil sie laut Eindämmungsverordnung verpflichtet sind, eine vollständige Kontaktnachverfolgung zu gewährleisten.“ In diesem Falle gehe Infektionsschutz vor Datenschutz.
Wenn die Daten glaubhaft seien, wäre die Verantwortung des Gastronomen erfüllt. Der Rest liege dann bei der Ehrlichkeit der Gäste. Eine gründliche Kontaktdatenerfassung müsse für die Gastronomen händelbar sein. „Was die Gastronomen nicht machen dürfen, ist, sich den Personalausweis vorzeigen zu lassen. Soweit geht die Plausibilitätsprüfung nicht“, sagte von Berg.
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Beamten bemängelten fehlende Adressen
Bei der Kontrolle des Szenelokals "Goldfischglas" an der Bartelsstraße bemängelten die Beamten die fehlende Abfrage der Adressen bei der Kontaktdatenerfassung. „Lucky Luke, Darth Vader und Benjamin Blümchen habe ich zwar nicht gefunden, aber wenn man von dem Bedarf des Gesundheitsamtes ausgeht, reichen die Kontaktlisten so nicht aus“, meinte von Berg.
„Das wusste ich nicht“, meinte Detlef Brunkhorst, Barbetreiber der Bars "Katze" und "Goldfischglas". Man habe die Anforderungen der Kontaktdatenerfassung durch die Datenschutzbeauftragte anders kommuniziert bekommen. „Wenn das nicht ausreichend ist, dann ändern wir das. Das ist nicht schwer“, meinte Brunkhorst.
Maskenmuffel unter den Mitarbeitern der Bars
Bei dem Kontrollgang im Szeneviertel sammelten die Beamten keine Formulare mit Kontaktdaten ein wie bei der Kontrolle von Falko Droßmann eine Woche zuvor. Die Bezirksamtsmitarbeiter kontrollierten die Kontaktlisten vor Ort auf Vollständigkeit und korrekte Ausführung. In der Shishabar "Le Vou", in der zuletzt 24 Infizierte nachgewiesen wurden, gab es keine Beanstandungen. „Die Anzahl der Kontaktdaten stimmt mit denen der Gäste überein“, erklärte von Berg vor der Bar. Eine Mitarbeiterin habe auf der Stelle die Kontaktdaten auf dem Smartphone aufrufen können.
„Ein weiterer Punkt ist, dass Servicekräfte ohne Maske arbeiten und nur wenn sie uns sehen, schnell eine aufziehen“, meinte die Bezirksamtsleiterin. Während die Beamten durch die Straßen des Szeneviertels liefen, entdeckten sie durch die Fenster immer wieder Mitarbeiter, die ohne Maske arbeiteten. In einigen Teilen habe es recht gut funktioniert, in einigen aber auch nicht, meinte Stefanie von Berg am Ende des Rundgangs. „Ich habe schon den Eindruck, dass die Gastronomen noch nicht genau gemerkt haben, wie ernst die Lage für sie und die Bevölkerung ist.“ Sie fände es enttäuschend, wie unvollständig die Gastronomen auf der Schanze teilweise mit der Kontaktdatenerfassung arbeiten.
Es wurden keine Bars geschlossen
Die Bezirksamtsleiterin hatte sich für die Kontrolle vorbehalten, notfalls Lokale auch zu schließen. „Es ist eine Frage der Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen“, sagte sie. Wenn aber gravierende Mängel vor Ort behoben werden können, würde man es bei einer mündlichen Verwarnung belassen. Zu Schließungen kam es am Freitagabend auf der Schanze jedoch nicht.