Hamburg. Der Brennpunkt ist eine Beratungsstelle für Rauschgiftabhängige. Gezielte Maßnahmen der Polizei in Harburg.

Seit April 2016 bekämpft die „Task-Force“ die Drogenkriminalität an den größten Umschlagplätzen für Rauschgift die offene Drogenszene. Jetzt nimmt die Polizei verstärkt auch den Bereich Harburg unter die Lupe. Denn immer mehr Süchtige und auch Dealer fliehen vor dem Kontrolldruck in den Süden Hamburgs. Dort haben sich vor allem auf dem Schwarzenberg, aber auch im Phoenix-Viertel Drogenumschlagplätze eta­bliert.

Es sind die Drogenumschlagplätze im Bereich St. Georg, St. Pauli und im Schanzenpark, die die Task-Force fest im Blick hat. Allein am Dienstag überprüften Beamte 169 Personen in dem Bereich. Dabei wurde nicht nur eine Crackdealerin (46) festgenommen. Auch 15 Konsumenten, die Rauschgift bei sich hatten, wurden ermittelt. „Dabei werden die Personen nicht nur überprüft“, sagt ein Beamter. „Auch die bei ihnen gefundenen Drogen werden sichergestellt. Das ist für sie das Schlimmste.“

Ein Brennpunkt im Süden ist das „Abrigado“

In Harburg ist der Druck nicht so groß. Während beispielsweise am Dienstag in Hamburg mehr als 70 Polizisten die offene Drogenszene bekämpften, darunter mehr als 50 „Zusatzkräfte“ von der Bereitschaftspolizei, sind es in Harburg vor allem die Beamten der örtlichen Wache, die die immer größer werdende Drogenszene bekämpfen sollen.

Ein Brennpunkt im Süden ist das „Abrigado“, eine Einrichtung auf dem Schwarzenberg, in der Drogenabhängige beraten werden und Unterstützung bekommen, wo sie aber auch Drogen konsumieren können. Ursprünglich für Konsumenten aus der Umgebung gedacht, hat sich die Einrichtung offenbar zu einem „Magneten“ entwickelt, der eine Anziehungskraft weit über den lokalen Bereich hinaus entwickelt hat. Schon seit einiger Zeit platzt die Einrichtung „aus allen Nähten“.

Jüdische Friedhof ist zu einem Konsumplatz verkommen

Dass das Abrigado auch außerhalb seiner Öffnungszeiten Treffpunkt der Szene ist, zeigt ein Vorfall von Anfang September. Obwohl die Einrichtung geschlossen war, zählten Polizisten dort knapp 40 Personen, die der Drogenszene zuzurechnen waren. Während einer Kontrolle entdeckten die Beamte eine Tasche, die niemandem gehörte. Der Grund: In der Tasche wurden mehr als 100 Gramm Kokain gefunden.

Der angrenzende Jüdische Friedhof ist bereits zu einem Konsumplatz verkommen. Er soll umzäunt werden. Insider befürchten, dass das dazu führt, dass sich die Szene nur wenig entfernt, in für sie weiter zugängliche Areale verlagern wird. Ab Oktober werden Vertreter der Harburger Wache mit in der wöchentlichen Gesprächsrunde sitzen. Dort werden von den an der Task-Force beteiligten Dienststellen die Entwicklungen und Maßnahmen besprochen. Damit besteht die Möglichkeit, dass auch der hin und wieder von der Drogenszene als „Ausweichbereich“ genutzte Stadtteil Harburg Einsatzort zusätzlicher gezielter Maßnahmen der Polizei wird.

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Und auch das beobachten Rauschgiftfahnder: In der Drogenszene wird vermehrt Falschgeld sichergestellt. Die Geldscheine nutzen die Abhängigen, um damit die Drogen bei den Straßendealern zu bezahlen. Das klappt, so heißt es aus der Szene, ganz gut. Viele Dealer sind Ausländer, die ihren Lebensmittelpunkt noch nicht lange in Deutschland haben und nicht so sicher im Erkennen von Fälschungsmerkmalen sind.