Hamburg. Spektakulärer Erfolg für Zoll und Polizei: 1,5 Tonnen Rauschgift waren auf einem Frachter versteckt – in Säcken mit kuriosen Logos.
Polizei und Zoll haben am Containerterminal Altenwerder rund 1,5 Tonnen Kokain sichergestellt. Es ist eine der größten Mengen, die je im Hamburger Hafen entdeckt wurden. Das in Pakete zu jeweils etwas mehr als einem Kilo abgepackte Rauschgift hat einen geschätzten Straßenverkaufswert von rund 300 Millionen Euro.
In einem Container, beladen mit Reissäcken, war das Kokain bereits Ende Juni auf dem 300 Meter langen Containerfrachter „CMA CGM Jean Gabriel“ in den Hamburger Hafen gekommen. Der Container sollte hier mit elf anderen Transportbehältern auf ein Feederschiff umgeladen werden, der die Fracht weiter nach Polen bringen sollte. Dafür wurde er auf dem Terminal zwischengelagert.
Mehr als 1300 Pakete mit Kokain
Offensichtlich hatten die Ermittler der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe aus Zoll und Polizei (GER) einen Hinweis auf den Drogenschmuggel erhalten. Der fragliche Container wurde zum Zollamt Waltershof gebracht und dort in der Prüfanlage durchleuchtet. Dabei stellten die Beamten fest, dass nicht durchgehend die gleiche Ladung in dem Container steckte. Die anschließende Durchsuchung brachte 47 große Pakete hervor, die zwischen den Reissäcken versteckt waren. Insgesamt 1277 kleinere Pakete mit Kokain steckten in den Gebinden.
Die Beamten der GER ermittelten, dass der Reis aus Guayana stammt. Das südamerikanische Land grenzt an Kolumbien, das als Hauptanbauland der Kokapflanze gilt, aus der das Rauschgift gewonnen wird. Auf das Schiff war der Container im Hafen von Caucedo in der Dominikanischen Republik gekommen.
Ampelmännchen auf Kokainpaket
Auffallend für die Ermittler: Fast alle sichergestellten Kokainpakete sind mit verschieden Logos gekennzeichnet, die von einem Katzengesicht bis zu einem Ampelmännchen reichen. Teilweise waren mehrere Hundert der Pakete mit dem gleichen Logo versehen.
Insider gehen davon aus, dass das Rauschgift von Polen aus verteilt werden sollte. Bestimmt war das Kokain für Großabnehmer, die es an Straßendealer weitergeben.
Kokain für Straßenverkauf um das Dreifache gestreckt
Es ist nicht ausgeschlossen, dass das sichergestellte Rauschgift an Abnehmer in ganz Europa gehen sollte. So könnte der „gallische Hahn“, der auf einigen Kokainpaketen war, ein Hinweis auf einen Abnehmer in Frankreich sein. „Bei den sichergestellten 1,5 Tonnen Kokain dürfte es sich um hoch reines Rauschgift, das für den Straßenverkauf noch einmal um etwa das Dreifache gestreckt wird“, so ein Beamter.
Der Fund gehört zu den größten Mengen von Kokain, die in Hamburg sichergestellt wurden. Deutlich übertroffen wird er lediglich von einem Erfolg, den der Zoll vor fast genau einem Jahr präsentierte. Damals waren 4,5 Tonnen Kokain, abgepackt in 4200 Einzelpakete, die in 211 Sporttaschen steckten, sichergestellt worden. Das Kokain war per Frachter aus Uruguay gekommen und für Antwerpen bestimmt gewesen. Es war die größte jemals in Deutschland sichergestellte Menge Kokain. Der Straßenverkaufswert wurde mit knapp einer Milliarde Euro beziffert.
Hamburger Zoll entdeckt 4,5 Tonnen Kokain im Hafen
2017 hatte der Zoll unter größten Sicherheitsvorkehrungen 3,8 Tonnen Kokain präsentiert. Das Rauschgift war aber in drei Chargen, zwei etwa so groß wie der jetzige Fund, per Schiff nach Hamburg gekommen. Einer der Drahtzieher war damals ein 41 Jahre alter Türke, der als Fahrer im Hafen gearbeitet hatte. In den Jahren davor hatten Kokainfunde im dreistelligen Kilobereich als absolut herausragend gegolten.
Drogenhandel blüht trotz Corona
Der neuerliche Riesenfund zeigt aber auch, dass der internationale Drogenhandel in Zeiten von Corona trotz Problemen in der Logistik und vorübergehender Grenzschließungen weiter funktionierte. „Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Schmuggel von Kokain auf dem Seeweg aus Südamerika sind nicht feststellbar“, hieß es bereits vor wenigen Wochen von der Polizei.
Lediglich der „Körperschmuggel“ dürfte nach Einschätzung der Polizei aufgrund der zeitweisen radikalen Reduzierung von Flugverbindungen weltweit derzeit kaum durchführbar gewesen sein. Ebenso könnten die zeitweisen Einschränkungen der innereuropäischen Freizügigkeit dazu geführt haben, dass einige Täter ihren grenzüberschreitenden Schmuggel vorläufig einstellen mussten.
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Allerdings konnte in Hamburg zu keinem Zeitpunkt eine Verknappung der Verfügbarkeit von Betäubungsmitteln festgestellt werden.