Hamburg. Fährreederei verlagert Stellen aus dänischem Rødby in die Hansestadt. Weiterhin 200 deutsche Angestellte in Kurzarbeit.

Die dänisch-deutsche Fährreederei Scandlines baut einen Teil der Belegschaft im dänischen Rødby ab und verstärkt ihr Engagement in Hamburg. Das sagte Konzernchef Søren Poulsgaard Jensen im Gespräch mit dem Abendblatt. 14 Stellen würden in Rødby wegfallen, etwa zehn davon neu in Hamburg entstehen. Dazu hat die Reederei ein neues Büro am Gänsemarkt eingerichtet, wo bereits 16 Mitarbeiter sitzen.

Für die Verlagerung gebe es zwei Gründe, sagte Poulsgaard Jensen. Zum einen reagiere die Reederei auf die Corona-Krise. Zum anderen habe sich Hamburg zu einem starken maritimen Zentrum entwickelt, wo es aus seiner Sicht leichter sei, Fachkräfte aus der Branche zu gewinnen. Hier würden nun administrative Aufgaben des Fährunternehmens wie die Finanzabteilung und das Personalwesen zusammengeführt.

Scandlines hat stark unter Corona-Beschränkungen gelitten

Scandlines hat wie alle Transportbetriebe stark unter den Corona-Beschränkungen gelitten, seinen Fährbetrieb aber durchgehend – wenn auch reduziert – aufrechterhalten, selbst als Dänemark die Grenzen geschlossen hatte. „Da gab es fast keinen Individualverkehr mehr, aber immer noch zahlreiche Lkw-Transporte.“ Auch in den Sommermonaten habe wenig Reiseverkehr auf der Hauptroute zwischen Puttgarden und Rødby stattgefunden.

„Statt 12.000 Fahrzeugen am Tag waren es nur etwa 6000“, so Poulsgaard Jensen. Derzeit liege die Auslastung zwischen 60 und 70 Prozent des Normalzustandes. Noch etwa 200 von 750 deutschen Scandlines-Mitarbeitern befinden sich in Kurzarbeit. „In Dänemark haben wir statt Kurzarbeit andere Programme, die wir nutzen können.“

Aktuell bereitet sich Scandlines intensiv auf die mündliche Verhandlung vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig zum Bau eines Tunnels im Fehmarnbelt vor. Die Reederei gehört neben Umweltverbänden zu den Klägern. Wie berichtet haben Deutschland und Dänemark in einem Staatsvertrag den Bau eines 18 Kilometer langen Tunnels zwischen Fehmarn und Lolland vereinbart. Der kombinierte Eisenbahn- und Straßentunnel wird auf dem Meeresboden gebaut. Scandlines dürfte dann einen Großteil seines Geschäfts auf dieser Route verlieren, will sie aber weiter bedienen.

„Wir arbeiten wirtschaftlich tragfähig“

„Dazu müssen aber gleiche Wettbewerbsbedingungen herrschen“, so Poulsgaard Jensen. Derzeit führt die Verlängerung der Autobahn A 1 über Fehmarn zum Fähranleger Puttgarden. Die Planungen sehen vor, dass die Straße künftig direkt in den Tunnel führt. Zum Fähranleger müsste man dann über eine Rampe fahren, mehrmals abbiegen, an Ampeln halten. „Das geht für einfache Pkw, aber für schwere Lkw kaum. Das ist nicht gerecht“, so der Scandlines-Chef.

Dabei habe ein Gutachten des Beratungsunternehmens PWC im Auftrag Schleswig-Holsteins festgestellt, dass Scandlines durch den Tunnel zwar „signifikante Rückgänge“ beim Umsatz und Ergebnis hinnehmen müsste, aber immer noch positive Jahresergebnisse erzielen könne. „Wir arbeiten wirtschaftlich tragfähig“, so Poulsgaard Jensen.