Hamburg. Das legendäre Segelschiff liegt wieder in Hamburg. Das Hafenmuseum stellt sich nun einer Mammutaufgabe.

Nach ihrer Reise um die halbe Welt ist die „Peking“ endlich an ihrem Liegeplatz am Hamburger Hafenmuseum angekommen. Seit Dienstag können Besucher den Viermaster aus der Nähe bestaunen – vorerst allerdings nur von außen. Besucher können bis an die Kaikante heran, der Bereich des Zugangs ist jedoch weiterräumig abgesperrt. Der Innenbereich soll im Frühjahr 2021 für Besichtigungen öffnen.

Hatten am Montag noch Tausende Menschen das Einlaufen dieses „Hamborger Veermasters“ im Hafen verfolgt, sind es am Dienstagmorgen nur wenige, die sich aufgemacht haben in die Australiastraße, wo die „Peking“ nun vorerst liegt. Unter ihnen ist Britta Wulf aus Schenefeld, die mit ihrem Mann in Hamburg Urlaub macht. Sie hofft, dass die „Peking“ einen ähnlich hohen Stellenwert für die Stadt bekommt wie die Elbphilharmonie: „Der Besuch heute war das absolute Highlight unseres Urlaubs“, sagt sie. „Als Hamburger muss man das einfach gesehen haben.“

Peking“ hatte zum wirtschaftlichen Aufschwung Hamburgs beigetragen

Um das Schiff im Hansahafen wuseln am Dienstag aber vor allem Beteiligte – Menschen, die ihr ganzes Herzblut in das Projekt gesteckt haben. Auch Mathias Kahl, Vorsitzende des Vereins „Freunde der Viermastbark ,Peking‘“, konnte nicht fernbleiben.

Die „Peking“ ganz nah – am Montag war das Schiff nach Hamburg geschleppt worden.
Die „Peking“ ganz nah – am Montag war das Schiff nach Hamburg geschleppt worden. © Andreas Laible

„Wenn man seit 2002 für dieses Schiff kämpft, dann ist es schon ein wirklich gigantisches, emotionales Gefühl, in Hamburg wieder einen Viermaster zu haben“, sagt er. Dieses Schiff gehöre einfach hierher. Für ihn sei die Rückkehr besonders emotional, weil sein Vater Ende der 1920er-Jahre auf dem Schiff zur See fuhr. Kahl kennt das Schiff aus dessen Erzählungen. Ein Stück Familien­geschichte – aber auch Stadtgeschichte, denn das Schiff habe damals mit zum wirtschaftlichen Aufschwung Hamburgs beigetragen. Nun übernimmt der Verein Touristenführungen, tägliche Wartungsarbeiten und die Öffentlichkeitsarbeit.

Erfolgreiche Abnahme der "Peking" im Hafen

„Die ,Peking‘ wirkt hier noch größer, als ich es mir vorgestellt habe“, sagt Carsten Jordan, Leiter des Hafenmuseums. „Die Masten ragen hoch über den Museums-Schuppen hinaus.“ Er hofft, dass die Viermastbark viele Hamburger auf die Wilhelmsburger Insel lockt. „Die detailgetreue Restaurierung eines Segelfrachters ist in dieser Form einzigarti“, sagt Jordan.

Informationen zur "Peking":

  • Schiffstyp: Frachtsegler
  • Länge über alles: 115 Meter / Breite 14,40 Meter / Tiefgang max. 7,24 Meter
  • Takelagetyp: Viermastbark
  • Masthöhe: 62 Meter (über Kiel) / 51 Meter (über Deck) / 54 Meter (über Wasserlinie)
  • Segelfläche: 4100 m²
  • Geschwindigkeit: max. 17 Knoten (31 km/h)
  • Besatzung: 31 Mann plus 43 Seeoffiziersanwärter
  • Indienststellung: 16. Mai 1911
  • Heimathafen: Hamburg
  • Bauwerft: Blohm & Voss

Für das Frühjahr hat er einige Aktionen geplant, die vor allem Schüler und Kita-Gruppen, aber auch jungen Erwachsenen die „Peking“ und die Seefahrt im Allgemeinen näherbringen sollen. Geplant sind Mitmachaktionen, Hafentouren im Beiboot, geführte Touren auf dem Schiff und einen erklimmbaren Nachbau des Mastes am Kai.

Auch wenn das Schiff nun endlich in Hamburg liegt, ist die Arbeit noch lange nicht beendet. Am Dienstag wurde die „Peking“ erst einmal auf Herz und Nieren geprüft. Die Abnahme sei erfolgreich verlaufen, sagt Ursula Richenberger, Projektleiterin des Deutschen Hafenmuseums. Nur Kleinigkeiten wie ein paar Rauchmelder und Notausgangsschilder müssen noch angebracht werden.

Die Geschichte der legendären "Peking":

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Bis Besucher die Decks der „Peking“ selbst entdecken können, müssen erst einmal wichtige Voraussetzungen geschaffen werden – wie die Umsetzung von Hygiene- und Sicherheitsauflagen. Zentral ist der Brandschutz. Auch die Sanitäranlagen mit beheiztem Zu- und Abwasser müssen noch gebaut werden.

Plan: Im Sommer 2021 dürfen Besucher auf die „Peking“

Hinzu kommen die Restaurierung und Rekonstruktion der originalgetreuen Kabinen und Decks. So wird auch nach der Öffnung der „Peking“ für Besucher weiter an der Herstellung des Originalzustands gearbeitet. Eine Mammutaufgabe, die einige Jahre in Anspruch nehmen wird. „Das ist die größte Herausforderung”, meint Richenberger.

Die "Peking" ist zurück im Hamburger Hafen:

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Die "Peking" ist zurück im Hamburger Hafen

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    Nachdem die „Peking“ 1932 aus dem Dienst ging, wurde das Schiff komplett umgebaut. „Das Problem ist, dass wir keine vernünftigen Pläne aus der damaligen Zeit haben“, ergänzt Mathias Kahl. Bei der Recherche greife man auf Pläne der anderen „Flying P-Liner“, die „Pommern“, „Passat“ und die frühere „Padua“, zurück. Ein großes Netzwerk an Unterstützern und Experten hilft bei dem Projekt. In die Rekonstruktion der „Peking“ möchte Richenberger aber auch das Publikum mit einbeziehen. Teile der authentischen Ausstattung des Schiffes sollen dafür vor Publikum rekonstruiert werden.

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    „Voraussichtlich im Sommer 2021 wird die ‚Peking‘ für Besucher begehbar sein“, sagt Claus Liesner, Vorsitzender der Stiftung Hamburg Maritim. Wenn das geplante Deutsche Hafenmuseum in der zweiten Hälfte der 2020er-Jahren auf dem Grasbrook fertig ist, wird die „Peking“ dorthin geschleppt – als Aushängeschild des neuen Museums.

    Der neue Liegeplatz der "Peking" im Hansahafen:

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    © Frank Hasse

    Die „Peking“ kann innerhalb der Öffnungszeiten des Hafenmuseums Hamburg von der Kaikante aus besichtigt werden. Das Museum hat montags von 10 bis 17, mittwochs bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Dienstags ist geschlossen. Einzelbesucher bezahlen 6,50 Euro. Wer mit dem Auto zur Australiastraße kommt, folgt den Schildern „Schuppen 50–52“. Mit Bahn und Bus ist das Museum vom Bahnhof Veddel/BallinStadt mit der Buslinie 256 erreichbar.