Hamburg. Der Tag im Überblick: Anstieg der Corona-Fälle in Hamburg. Hotspots keine Brennpunkte mehr? Corona-Rundumschlag von Stegner.

In Hamburg können von den bislang 6226 positiv auf Covid-19 getesteten Menschen nach Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) inzwischen rund 5500 als genesen angesehen werden.

Auch in der Traditionswerft Blohm+Voss kehren nach einem Corona-Ausbruch die meisten Arbeiter zurück. In Schleswig-Holstein gibt es derweil eine erste Bilanz zu Quarantäne-Brechern.

Lesen Sie hier alle Nachrichten zu Corona am Sonnabend, 29. August:

Interaktive Karte: Das Coronavirus in Deutschland und weltweit:

Corona-Zahlen: Hamburg korrigiert einen Fall

Die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infizierten ist in Hamburg im Vergleich zum Vortag um 35 gestiegen. Dennoch ist die Gesamtzahl nur um 34 Fälle auf 6226 angewachsen, da nach Angaben der Gesundheitsbehörde ein Fall aus dem März korrigiert wurde.

Die aktuellen Entwicklungen zur Covid-19-Pandemie im Norden lesen Sie in unserem täglichen Corona-Newsblog.

Am Freitag waren in Hamburg 26 neue Fälle hinzugekommen. Von den seit Beginn der Pandemie positiv auf das Virus getesteten Menschen können nach Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) inzwischen rund 5500 als genesen angesehen werden.

Unverändert 235 Menschen sind bislang an Covid-19 in Hamburg gestorben. Das haben Untersuchungen im Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Eppendorf bestätigt.

In Hamburger Krankenhäusern wurden Stand Sonnabend 18 Covid-19-Patienten behandelt und damit einer weniger als noch am Tag zuvor. Sieben von ihnen lagen demnach auf Intensivstationen (Vortag: acht).

Mit 10,2 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner liegt Hamburg nach wie vor deutlich unter der Grenze von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen, die neue Beschränkungen nach sich ziehen könnte. Am Freitag betrug der Wert 9,7.

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15 neue Corona-Fälle in Schleswig-Holstein

In Schleswig-Holstein ist die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen am Freitag um 15 auf 4014 gestiegen. Am Tag zuvor waren 19 Neuinfektionen gezählt worden, wie die Landesregierung im Internet mitteilte. Die Zahl der Menschen, die im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben sind, blieb (Stand Freitagabend) bei 160.

In Krankenhäusern wurden am Freitag sechs Corona-Patienten behandelt, einer weniger als am Vortag. Von allen seit Beginn der Pandemie in Schleswig-Holstein nachweislich mit Sars-CoV-2 Infizierten gelten nach unveränderter Schätzung des Robert Koch-Instituts rund 3600 als genesen.

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Ruhige Nacht in Hamburgs Szenevierteln

In Hamburgs Szenevierteln ist es in der vergangenen Nacht im Vergleich zu Osnabrück (siehe unten stehender Eintrag) dagegen ruhig geblieben. Bei einem Routineeinsatz von Polizei, Zoll und Bezirksamt Mitte seien keine Verstöße gegen Corona-Regeln registriert worden, wie ein Sprecher des polizeilichen Lagedienstes dem Abendblatt mitteilte.

Mit Beginn des Außer-Haus-Verkaufsverbots von Alkohol um 22 Uhr hätten sich zunehmend weniger Menschen auf den Straßen in St. Pauli und Schanzenviertel aufgehalten. Mit den Schließzeiten der gastronomischen Betriebe um 24 Uhr sei dann noch einmal weniger los gewesen.

Damit setze sich ein Trend fort, der sich seit der Einführung des Alkohol-Verkaufsverbots vor fünf Wochen abzeichnet: Hamburgs Party-Hotspots gelten zunehmend weniger als Corona-Brennpunkte.

Auch an diesem Wochenende ist Kiosken, Tankstellen, dem Einzelhandel sowie Bars und Gaststätten auf St. Pauli und der Schanze sowie in Teilen Ottensens und Eimsbüttels untersagt, zwischen 22 und 6 Uhr alkoholische Getränke zu verkaufen. Ausgenommen ist der Alkoholausschank in der Außengastronomie.

Corona-Verstöße: Behörde schließt Disco

In Osnabrück (Niedersachsen) muss ein Diskothekenbetreiber wegen der Missachtung des Öffnungsverbotes mit einem Bußgeld von bis zu 20.000 Euro rechnen. Bei einer Kontrolle stellten Ordnungsbehörde und Polizei in der Nacht zu Sonnabend fest, dass anstatt des erlaubten Schank- und Speisebetriebes eine Disco mit gut gefüllter Tanzfläche betrieben wurde. Die meisten der rund 200 Gäste hätten gegen die Maskenpflicht verstoßen, teilte die Stadt Osnabrück mit. Auch gegen die Dokumentationspflicht der Gästedaten sei verstoßen worden. Es handele sich um grobe Verstöße gegen die Hygienevorschriften.

„Die Niedersächsische Corona-Verordnung verbietet das Betreiben von Clubs und Diskotheken. Dieses Verbot wurde hier ignoriert“, sagt Sozialvorstand Katharina Pötter. Die Ordnungsbehörde habe die sofortige Schließung des Betriebes bis Sonntag 24 Uhr veranlasst. Es seien zudem Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet worden. Pötter betonte, viele Menschen schränkten ihren Alltag wegen der Pandemie ein. „Wir werden auch zukünftig kontrollieren, um zu verhindern, dass durch den Eigensinn Weniger die breite Mehrheit gefährdet wird.“

SH: Vergleichsweise wenig Quarantäne-Brecher

In Schleswig-Holstein haben die Kreise und kreisfreien Städt bisher mindestens zwei Dutzend Fälle von Verletzungen der Corona-Quarantäne festgestellt. Dies ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei den elf Kreisen und vier kreisfreien Städten im nördlichsten Bundesland. Die Zahl der erfassten Quarantänebrecher ist im Vergleich zu den bisher rund 4000 Corona-Infizierten sowie weiteren Kontaktpersonen, die ebenfalls in häusliche Quarantäne müssen, in Schleswig-Holstein sehr gering.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Kiel gab es landesweit bisher mindestens 37 Fälle, in denen aufgrund einer Verletzung der Quarantänepflicht oder aufgrund der fehlenden Meldung beim zuständigen Gesundheitsamt nach der Einreise ein Bußgeld verhängt wurde – durch Kreise oder die kreisfreien Städte.

Lesen Sie auch den Newsblog von Freitag:

Reiserückkehrer aus Risikogebieten aus dem Ausland sind verpflichtet, sich beim örtlichen Gesundheitsamt zu melden und für 14 Tage in Quarantäne zu gehen. Ab dem 5. Tag nach der Rückkehr kann ein Corona-Test gemacht werden. Ist dieser negativ, kann die Quarantäne verlassen werden.

UKE zu Onkologie-Ausbruch: "Regelkonform"

Die Verantwortlichen am Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) haben erneut betont, im Fall des Corona-Ausbruchs auf der Krebsstation im Frühjahr mit am Ende elf nachweislich an Covid-19 verstorbenen Patienten richtig gehandelt zu haben.

„Die bisherige Prüfung und Aufarbeitung hat gezeigt, dass das UKE sich regelkonform verhalten hat und die getroffenen Maßnahmen trotz der sich beständig ändernden Rahmenbedingungen aufgrund des wachsenden Erkenntnisgewinns zum Sars-CoV-2 und der hieraus resultierenden Prozessumstellungen zielgerichtet und effektiv waren"; heißt es in einer Stellungnahme nach einer Abendblatt-Anfrage.

Und weiter: "Der im Rahmen einer Pandemie durch einen Virus wie Sars-CoV-2 leider nie lückenlos auszuschließende Ausbruch konnte aufgrund der im Vorwege getroffenen Vorbereitungen und der weiteren im Anschluss an den Ausbruch veranlassten Maßnahmen bestmöglich und letztlich erfolgreich kontrolliert worden.“

Lesen Sie hier das große Dossier:

Zur Aufarbeitung der Geschehnisse schreibt das UKE, dass es mithilfe der „Sequenzierung der genetischen Information“ versuche, den Weg des Virus nachzuvollziehen. Das sei allerdings bisher nicht gelungen: „Aus den bisher durchgeführten Genom-Analysen lassen sich aus epidemiologischer Sicht eindeutige Übertragungswege nicht ableiten.“

Mangelt es Günther an "Entscheidungsfreude"?

SPD-Landtagsfraktionschef Ralf Stegner hat der Landesregierung vorgeworfen, mit Unentschlossenheit und kurzfristigen Kurskorrekturen die Bevölkerung zu verunsichern. „Schon während der ersten Corona-Welle hatte Jamaika offenbar Probleme, sich schnell und eindeutig zu entscheiden“, sagte Stegner der Deutschen Presse-Agentur. „Man konnte den Eindruck gewinnen, dass es der Koalition aus CDU, Grünen und FDP von Ministerpräsident Daniel Günther schon damals an der notwendigen Entscheidungsfreude mangelte.“

Ralf Stegner (r., SPD) und Ministerpräsident Daniel Günther (l., CDU) zu Beginn der Corona-Pandemie im März.
Ralf Stegner (r., SPD) und Ministerpräsident Daniel Günther (l., CDU) zu Beginn der Corona-Pandemie im März. © Imago/Penofoto

Die Regierung habe die Maskenpflicht zu spät eingeführt und Reiserückkehrer ebenso verwirrt wie Besitzer von Zweitwohnungen und die Nachbarn aus Hamburg und die Bevölkerung am Hamburger Rand. „Ich hatte angesichts der unklaren Situation im Frühjahr noch ein gewisses Verständnis“, sagte Stegner. Fünf Monate später sei aber genügend Zeit vergangen, um sich auf die verschiedenen Szenarien einzustellen und Betroffene rechtzeitig zu informieren.

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„Der Schulbeginn am 10. August konnte doch wirklich niemanden überraschen“, sagte Stegner. „Trotzdem hat es diese Landesregierung nicht geschafft, für gleiche und nachvollziehbare Standards zu sorgen.“ Um die Maskenpflicht an Schulen habe die Regierung Chaos angerichtet und bei den Regeln für leicht verschnupfte Kinder ebenso. Diese durften zunächst nicht in die Schule gehen, dürfen es mittlerweile aber doch.

Stegner attackiert Bildungsministerin Prien

„Überall herrscht Verunsicherung“, sagte Stegner. „Die ohnehin schon schwer gebeutelten Eltern haben keinerlei Planungssicherheit und müssen sich täglich auf neue Anweisungen einstellen.“ Die Jamaika-Koalition müsse sich endlich zusammenraufen und klare Prioritäten setzen. „Für uns hat das Offenhalten der Schulen und Kitas oberste Priorität“, sagte Stegner. Die Landesregierung hat sich ebenso geäußert.

Dann müsse es aber auch mal eine klare Absage an Lockerungswünsche anderer Bereiche geben, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende. Zu mutigen Entscheidungen gehöre auch, Corona-Hilfen so lange zu verlängern, bis die Krise absehbar vorbei sei. Wenn der Bund richtigerweise das Kurzarbeitergeld verlängere, müsse auch die Landesregierung bei ihren Hilfen entsprechende Zeiträume ins Auge fassen. „Dieses ständige Fahren auf Sicht bei den Corona-Hilfen von Jamaika muss ein Ende haben“, sagte Stegner.

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„Die Menschen brauchen ein gewisses Maß an Planungssicherheit und eine Landesregierung, auf die sie sich verlassen können.“ Ministerinnen, die erst vom Verwaltungsgericht zur Vernunft gebracht werden müssten, gehörten nicht dazu. Dies bezog sich auf Bildungsministerin Karin Prien (CDU) im Zusammenhang mit der späten Einführung einer Maskenpflicht an den Schulen.

Corona-Jubiläum: Filmgeschichte auf Häusern

Die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH) feiert an diesem Sonnabend Geburtstag. Das große Sommerfest zum 40-jährigen Jubiläum musste allerdings verschoben werden. „Coronabedingt fallen unsere Feierlichkeiten kleiner aus als geplant“, sagt Geschäftsführer Helge Albers.

Zusammen mit dem Projekt „A Wall is a Screen“ werden stattdessen laut Albers am Abend Kurzfilme aus 40 Jahren Hamburger Filmgeschichte an ausgewählte Hauswände der Hansestadt projiziert. Durch die Publikumsbegrenzung in Zeiten von Corona sei die Veranstaltung bereits ausverkauft.

1980 wurde in Hamburg die regionale Filmförderung gegründet. Neben Produktionen deutscher Filmgrößen wie Fatih Akin und Nora Fingscheidt habe die Filmförderung in den vergangenen 40 Jahren auch viele internationale Produktionen unterstützt. Albers nennt beispielsweise die Dreharbeiten zu „James Bond – Der Morgen stirbt nie“, bei denen sich Pierce Brosnan an der Außenfassade des Hotels Atlantic entlang hangelte.

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Im Jahr 2020 liege der Fokus vor allem darauf, die Film- und Kinobranche in der Krise zu unterstützen. Dabei könne jeder mithelfen: „Gehen Sie ins Kino“, wünscht sich Albers.

Corona in Hamburg: Verbote und Lockerungen ab 1. September:

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Blohm+Voss: Zwei Infizierte bei Nachtest

Hamburgs Traditionswerft Blohm+Voss hat den Corona-Ausbruch in der Belegschaft Anfang August weitgehend überstanden. „Wir haben die Produktion sukzessive hochgefahren. Der Werftbetrieb läuft wieder normal“, sagte ein Sprecher der Lürssen Gruppe, zu der Blohm+Voss gehört.

Allerdings sind noch nicht alle Mitarbeiter wieder an Bord. Neben den 78 direkt infizierten Mitarbeitern hatten sich bei einem Nachtest zwei weitere Infektionen herausgestellt. Insgesamt waren 1400 Personen getestet worden.

Corona-Sorgen mindern die Kauflaune

Reisewarnungen und steigende Corona-Infektionszahlen dämpfen laut Konsumforschern die Kauflaune wieder etwas. „Das hat viele Verbraucher verunsichert“, sagt Rolf Bürkl vom GfK-Institut zu einer aktuellen Konsumklima-Studie.

In den vergangenen drei Monaten hatte sich die Stimmung vom Corona-Schock erholt. Eine Trendumkehr sieht er nicht: „Der Erholungskurs legt eine kleine Pause ein.“

Im September liegt das Konsumklima laut GfK bei minus 1,8 Punkten – nach minus 0,2 Punkten im August. Im Frühjahr wurde ein historischer Tiefpunkt von minus 23 Punkten erreicht.