Hamburg. Nachbarn beschweren sich: Jeden Tag wird an und auf der Alster lautstark gefeiert. Die Grünanlage lockt feierwütige Jugendliche an.

In diesem außergewöhnlich heißen Sommer zieht es die Hamburger ans Wasser. Immer mehr Stand-up-Paddler, Kanuten und Badegäste tummelten sich in den letzten Tagen auf der Alster. Insbesondere der Winterhuder Kai hat sich dabei unter Jugendlichen als Party-Hotspot etabliert. Bis tief in die Nacht wird dort gefeiert und gebadet. Nun wehren sich die Anwohner. Große Hinweisschilder sollen ab dem Wochenende für mehr gegenseitige Rücksichtnahme appellieren.

Hinter der U-Bahn-Station Hudtwalckerstraße entfaltet sich eine kleine grüne Oase mitten im Hamburger Norden. Mit Blick auf den Sonnenuntergang genießen am Winterhuder Kai viele Anwohner im Sommer ihren Feierabend mit einem Kaltgetränk oder kühlen sich im Alsterkanal ab.

Party in Corona-Zeiten: Remmidemmi am Winterhuder Kai
Remmidemmi am Winterhuder Kai

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    Der Ort zieht seit Jahren Hamburger aller Altersklassen an, doch gerade in Zeiten von geschlossenen Bars und Diskotheken mutiert die Grünanlage in den letzten Wochen zunehmend zur Partylocation. Seitdem sich der Park über soziale Netzwerke in der ganzen Stadt als Feiermeile rumgesprochen hat, pilgern nicht mehr nur ausschließlich Bewohner der angrenzenden Stadtteile an den Kai.

    Winterhuder Kai: Polizei räumt Fläche

    Auf den rund 200 Quadratmetern versammelten sich an den letzten Wochenenden bis zu 400 Menschen. Den coronabedingten Mindestabstand zu halten, ist unter diesen Umständen oft nicht möglich.

    Ullrich Frost und seine Kollegen von der Hamburger Polizei waren an zwei Abenden gezwungen, die gesamte Fläche räumen zu lassen. Der 58-Jährige ist seit 2014 in dem Gebiet um den Winterhuder Hayns ­Park auf Streife. Er hat Verständnis für die jugendlichen Badegäste, mahnt aber: „Die jungen Leute sind weitestgehend friedlich. Das Problem ist die Masse. Keiner will das Baden verbieten, aber gewisse Regeln gilt es zu respektieren.“

    Die Polizei will auch in den kommenden Wochen durchgehend Präsenz zeigen. Momentan sind an Wochenenden und heißen Tagen vier bis sechs Einsatzkräfte am Winterhuder Kai unterwegs.

    Hamburger Anwohner beklagen laute Partys

    Die Anwohner der in unmittelbarer Nähe gelegenen Wohnhäuser hatten sich in der Vergangenheit mehrfach über die derzeitige Situation beim Bezirksamt Nord beschwert. So kam es beinah täglich zu diversen Lärmbelästigungen durch laute Musik, Menschenansammlungen und urinierenden Feiernden in den Vorgärten.

    Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz zeigt sich besorgt: „Wir möchten darauf hinweisen, sich an die allgemeine Grünflächenverordnung zu halten. Diese besagt, dass das Abspielen lauter Musik verboten ist.“

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    Um ein Zeichen zu setzen, errichtet das Bezirksamt Nord an diesem Wochenende nun mehrere Schilder, um die Partygäste über die Verordnung aufzuklären. Bereits seit mehreren Wochen hatte die Stadt Hamburg in den Bezirken Altona, Eimsbüttel und Hamburg-Mitte den Außer-Haus-Verkauf von Alkohol verboten, um gegen das sogenannte Cornern vorzugehen.

    Gerade in den beliebten Ausgehvierteln auf St. Pauli und in der Sternschanze kam es zuletzt zu großen Menschenansammlungen vor Kneipen und Bars. Am Donnerstag beschloss die Wissenschaftsbehörde das Verbot auch in den nächsten Tagen aufrechtzuerhalten. Auch diverse Kioske, Supermärkte und Tankstellen sind von dem Verbot betroffen.

    Trotz der ähnlichen Problemlage schließt Werner-Boelz ein solches Verfahren für Hamburg-Nord aber aus. Wegen der wenigen Straftaten in Verbindung mit Alkohol am Winterhuder Kai hält er ein Verbot für „unverhältnismäßig“.

    Michael Werner-Boelz (r.) mit dem Polizisten Ullrich Frost.
    Michael Werner-Boelz (r.) mit dem Polizisten Ullrich Frost. © HA | Marcelo Hernandez

    Das gefährliche Brücken-Springen in die Alster

    Neben dem Lärm bereitet der Polizei und dem Bezirksamt noch ein weiteres Problem zunehmend Sorgen. Denn immer häufiger springen Jugendliche von den Alsterbrücken ins Wasser, obwohl der Fluss an dieser Stelle sehr flach verläuft. In den letzten Wochen kam es dabei schon zu mehreren Verletzungen.

    Die Jugendlichen gefährden allerdings nicht nur sich selbst, sondern auch andere. An heißen Tagen herrscht auf den Alsterkanälen ein dichtes Treiben an Kanus, Tretbooten und SUP-Fahrern. Zudem nutzen auch Alsterdampfer die Route entlang des Hayns Parks. In der Vergangenheit wäre es schon mehrfach beinahe zu Kollisionen mit Springern gekommen, berichtet die Polizei.

    Deswegen stellt das Bezirksamt auch auf der Brücke am Winterhuder Kai Schilder mit dem Hinweis auf, dass das Springen verboten ist. Inwieweit die Schilder einen Effekt auf die Jugendlichen haben, bleibt fraglich. Der Bezirksamtsleiter hofft aber, dass sie zur Entspannung der Situation beitragen können.

    Auch für die kommenden Tage sind wieder Temperaturen um 30 Grad angesagt. Und genau wie die feiernden Badegäste, wird auch die Polizei vermutlich wieder vor Ort sein.