Hamburg. Damit die Schiffe auch weiter durch die Speicherstadt fahren können, müssen sie umgebaut werden. Stadt unterstützt Firmen.
„Heike“ dümpelt ruhig am Anleger auf Finkenwerder. Ihre 91 Jahre sieht man der betagten Dame nicht an – kein Wunder: Schließlich wurde die blau-weiße Hafenbarkasse hier, auf der Schiffswerft von Cölln, gut ein Jahr lang generalüberholt und umgebaut. Auch das Besondere an „Heike“ ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen: Das Ruderhaus lässt sich auf Knopfdruck komplett hydraulisch versenken – dann ist das Schiff rund 90 Zentimeter flacher und hat entsprechend mehr Luft, um die Brücken in der Speicherstadt zu passieren. Durch eine Luke im Dach kann der Kapitän dann noch rausgucken.
„Heike“ ist die erste Barkasse, die mit finanzieller Unterstützung der Stadt derart umgerüstet wurde. Bis zu 40 weitere könnten noch folgen. Anlass ist die Sanierung der Kaimauern in der Speicherstadt und entlang des Zollkanals. In der zum Unesco-Welterbe gehörenden Speicherstadt sind die zum Teil über 100 Jahre alten Mauern auf einer Länge von insgesamt rund 2.600 Metern sanierungsbedürftig, am Zollkanal sind es 1.650 Meter. Für rund 220 Millionen Euro werden bis 2027 nicht nur die Mauern auf Vordermann gebracht, sondern auch teilweise die Fleetsohlen angehoben, um die Mauern besser abzustützen.
"Heike": 42.000 Euro von der Stadt für Umbau der Barkasse
Das jedoch zieht eine Reduzierung der Wassertiefe nach sich und schränkt die Schifffahrt zeitlich ein. Um das zu kompensieren, hatte die Stadt zugesagt, die Barkassenunternehmen finanziell zu unterstützen, wenn sie ihre Schiffe umrüsten und flacher machen wollen – so können sie im Gegenzug auch bei höheren Wasserständen noch fahren. Bis zu 60.000 Euro gibt es pro Schiff. Für die „Heike“ erhielt die Firma Glitscher Elbe und Hafentouristik, die die erste Antragstellerin war, rund 42.000 Euro aus dem Topf, rund 30 Prozent der Umbaukosten tragen die Eigentümer selbst.
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„Es gibt Sachen, die gibt es nur in Hamburg, und es lohnt sich, die zu fördern“, sagte Schiffseigner Michael Glischer, der insgesamt zwölf Barkassen auf der Elbe betreibt. Das sah auch Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) so: „Ich freue mich sehr, dass unser Umbau-Programm für die Speicherstadt-Barkassen erfolgreich an den Start gegangen ist“, sagte er beim Vor-Ort-Termin auf der Werft.
„Ich hoffe, dass viele weitere Schiffe nun dem Beispiel der ‚Heike‘ folgen. Die charakteristischen Barkassen sollen auch nach der dringend notwendigen Sanierung der Kaimauern das Bild unserer historischen Speicherstadt prägen.“ Das Förderprogramm sei gerade in der schwierigen Corona-Zeit ein klares Bekenntnis der Stadt für einen „identitätsstiftenden Teil unserer Tourismuswirtschaft“, so Dressel, dem auch der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen untersteht, der die Kaimauern-Sanierung verantwortet.
Barkasse "Heike" soll in sechs Wochen wieder fahren
Auf der Von-Cölln-Werft lässt die Familie Glitscher seit Jahrzehnten ihre Barkassen warten, reparieren oder eben umbauen. Daher lag auch die „Heike“ dort: Sie wurde von 3,80 auf 4,80 Meter verbreitert, von 16 auf 20 Meter verlängert, erhielt einen neuen Motor, der nun im Heck statt im Bug des Schiffes sitzt und bekommt so mehr Kapazität: Statt rund 70 Passagieren dürfen künftig wohl um die 100 mitfahren – die exakte Zahl muss erst noch ermittelt werden.
„Wenn man das ganze Schiff aufschneidet, bietet es sich an, auch gleich das Ruderhaus mit umzurüsten“, sagte Harald Glitscher, der Vater von Michael. Er hofft, das Schiff in rund sechs Wochen wieder in Betrieb nehmen zu können. Dann fehlt nur noch eines: Passagiere. Denn wie Hotels, Gastronomie und Veranstalter leiden auch die Barkassenbetreiber massiv unter dem corona-bedingten Einbruch des Tourismus.