Hamburg . Die 3,8 Tonnen Kokain sind ein Rekordfund. Hohe Sicherheitsmaßnahmen werden mit extrem hoher Gewaltbereitschaft der Täter begründet.

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hat der Zoll am Donnerstagmorgen in einer Militäreinrichtung in Hamburg einen Rekordfund von 3,8 Tonnen Kokain präsentiert. Das aus Südamerika stammende Rauschgift hat laut Zoll einen Straßenverkaufswert von etwa 800 Millionen Euro – „Es ist ein Wert in der Größenordnung vom Bau einer neuen Elbphilharmonie“, sagt der Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Werner Gatzer. „Wir haben dem Markt einen Schlag versetzen können.“ Die rund 1,5 Tonnen im März und 1,6 Tonnen im April waren die größten jemals in Deutschland sichergestellten Einzelmengen.

Journalisten und ihre Autos wurden vor der Präsentation einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen. Im Einsatz waren unter anderem ein mobiles Röntgengerät und Spiegel, mit denen die Unterböden der Wagen kontrolliert wurden. Eine bewaffnete Spezialeinheit des Zolls sicherte zudem die in buntes Plastik eingeschweißten Kokainpäckchen.

Als Tarnladung wurde Holzkohle benutzt

Die 3,8 Tonnen Kokain werden streng bewacht
Die 3,8 Tonnen Kokain werden streng bewacht © André Zand-Vakili

Das Kokain sei von „außergewöhnlicher Reinheit“, sagte Uwe Schröder, Präsident der Generalzolldirektion. Die hohen Sicherheitsmaßnahmen seien wegen extrem hoher Gewaltbereitschaft der Tätergruppierung nötig gewesen. Bislang gebe noch keine Festnahmen.

Der Zoll hatte die Drogen bei drei gezielten Aktionen von März bis Mai aufgespürt und sichergestellt. Die Drogen befanden sich in Schiffscontainern aus Südamerika (Paraguay und Uruguay). Als Tarnladung wurde in zwei Fällen Holzkohle verwendet, einmal waren es Futtermittel.

Der europäische Markt erlebt eine "Kokainschwemme"

Der Schmuggel lief den Angaben zufolge in allen drei Fällen nach dem sogenannten Rip-off-Verfahren. Dabei wird das Kokain in Südamerika in handliche Pakete geformt und in große Sporttaschen verpackt. Im Abgangs- und im Umladehafen werden diese Taschen hinter den Türen und nicht in der Ladung eines Seecontainers versteckt. Im Zielhafen kann der Empfänger die Taschen dem Container entnehmen und aus dem Hafengebiet schmuggeln – es sei denn, der Zoll findet sie vorher.

Mit Sorge beobachten die Behörden einen Trend: Der Zoll stellt in den deutschen Seehäfen immer mehr große Mengen Kokain sicher. Gatzer spricht von einer „Schwemme an Kokain auf dem europäischen Markt“. Der Reinheitsgehalt der nun gefundenen Drogen liegt nach Angaben des Zolls bei 85 bis 90 Prozent. Wie viel so ein Stoff schließlich auf der Straße genau einbringt, hängt auch davon ab, wie sehr er gestreckt wird.

"Ein herausragender Ermittlungserfolg"

Die Täter hatten sich wenig Mühe gegeben, das Rauschgift gut zu verstecken. Sie verstauten die Kokain-Pakete in großen Sporttaschen hinter den Türen der Container - eine beliebte Methode. „Daran sieht man, dass es für die Täter darauf ankommt, möglichst schnell an die Drogen heranzukommen“, erklärt Gatzer. Laut Zoll werden die Täter immer dreister, nehmen auch das Risiko in Kauf, große Mengen an Rauschgift zu verlieren.

"Dieser herausragende Ermittlungserfolg des Zolls belegt einmal mehr, dass unsere Bekämpfungsstrategie mit einer Kombination aus intelligenter Risikoanalyse, Einsatz moderner Detektionstechnik und ausgezeichnet arbeitenden Zöllnerinnen und Zöllnern aufgeht", sagte Gatzer.