Hamburg. Der Liegeplatz vor dem Hafenmuseum wird ausgebaggert. Es gibt eine neue Buslinie – und erste Ideen für das Programm.

Immer wieder senkt sich der mächtige Greifer ins Wasser. Begleitet von Motordröhnen, dem Rasseln von Eisenketten und dem Geräusch des Wassers, das beim Auftauchen aus den Schlitzen seiner Zangen hervorspritzt und zurück in die Elbe prasselt, baggert „Modi“ im Hansahafen den Grund der Elbe aus. Der Seilgreifbagger der Hafenbehörde HPA schafft vor dem Hafenmuseum Platz für die „Peking“, die hier am 7. September eintreffen soll.

Für den 115 Meter langen Frachtsegler, dessen Tiefgang 4,50 Meter beträgt, wird in einem mehr als 6400 Quadratmeter großen Areal bis zu drei Meter mehr Tiefe geschaffen. Außerdem müssen am Kai und davor etliche historische Schiffe und Ladekräne umgesetzt werden. Deshalb ist auch ein mächtiger Schwimmkran des Hafenlogistikers HHLA im Einsatz, der die Schwimmkräne an den Haken genommen und versetzt hat. Zuvor hatte der Schlepper „Löwe“ der Reederei Lührs in nur eineinhalb Stunden eine Pontonanlage mit Schuten, Barkassen und einem Dampfschiffkran verschoben.

"Peking" bekommt Liegeplatz vor dem Hafenmuseum

Der Beginn der Baggerarbeiten ist ein weiterer wichtiger Meilenstein auf dem langen Weg, die 1911 bei Blohm + Voss gebaute Bark mit vier Masten zurück in die Heimat zu holen. Einige Mitarbeiter des Hafenmuseums filmen das Ereignis daher mit dem Handy.

Ursula Richenberger (Projektleiterin für den Aufbau des  Deutsche Hafenmuseums) und Carsten Jordan (Hafenmuseum Hamburg) vor den Baggerarbeiten für den Liegeplatz der Peking.
Ursula Richenberger (Projektleiterin für den Aufbau des Deutsche Hafenmuseums) und Carsten Jordan (Hafenmuseum Hamburg) vor den Baggerarbeiten für den Liegeplatz der Peking. © Michael Rauhe

Auch Ursula Richenberger, als Projektleiterin für den Aufbau des geplanten Deutschen Hafenmuseums zuständig, und Carsten Jordan, Leiter des Hafenmuseums, sind anwesend. „Wir sind froh über diesen Liegeplatz. Hier ist die ,Peking‘ sehr gut aufgehoben, bis sie in fünf bis acht Jahren vor dem Deutschen Hafenmuseum am Grasbrook festmacht“, sagt Ursula Richenberger. Dort soll die stählerne Legende, die zu den „Flying P-Linern“ der Hamburger Reederei F. Laeisz gehörte, als weithin sichtbares Flaggschiff und größtes Exponat für das Museum Werbung machen.

Auf der Suche nach einem Liegeplatz waren zuvor mehrere andere Optionen geprüft worden – darunter der Sandtorhafen zu Füßen der Elbphilharmonie, der Fischmarkt, der Baakenhafen und der Kirchenpauerkai. „Diese Plätze wären zentraler und damit für Besucher leichter erreichbar gewesen und wären auch einfacher genehmigt worden – der Hansahafen liegt ja mitten im Hafen zwischen Gefahrgutbetrieben“, so Richenberger. Aus nautischen und betrieblichen Gründen sei die „Peking“ vor dem Hafenmuseum aber besser aufgehoben.

Mit der „Peking“ im Hansahafen schließt sich ein Kreis

Carsten Jordan erklärt, warum: „Der Liegeplatz am Hansahafen ist vor starken Westwinden geschützt, hier gibt es keinen Verkehr von großen Seeschiffen in unmittelbarer Nähe, die außer Kon­trolle geraten und die ,Peking‘ gefährden können. Zudem können wir sie hier, so dicht am Museum, besser betreuen, überwachen und mit der teils historischen Ausstattung ausrüsten.“

Ein wichtiger Aspekt sei aber auch das einzigartige und authentische Ensemble, das der historische Frachtsegler mit seiner Umgebung bilde: „Schuppen, Schuten, Schwimmkräne und ein Schutensauger stammen aus der Zeit, in der auch die ,Peking‘ gebaut wurde. Man kann sie also im Kontext einordnen. Außerdem schließt sich so ein Kreis, denn bis 1932 lag die ,Peking‘ oft hier im India-, Hansa- oder Segelschiffhafen.“

Der Liegeplatz der
Der Liegeplatz der "Peking" im Hamburger Hafen. © Frank Hasse

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Hafenmuseum wird künftig von Buslinie angesteuert

Während es an der Nordseite der Elbe, an den Landungsbrücken und der HafenCity keinen echten Hafenumschlag mehr gibt, werden ganz in der Nähe des Hafenmuseums noch Bananen, Autos und Schiffspropeller verladen. Die „Peking“ werde sich als Kulturort hervorragend in das weitere Hafenumfeld einfügen, so Ursula Richenberger. „Hier erleben die Besucher, dass der Hafen ein lauter, schmutziger Ort ist.“

Mit der „Peking“ als Museumsschiff solle kein Mythos gezeigt, sondern das Hafenleben im frühen 20. Jahrhundert historisch erläutert werden – beispielsweise mit Ausstellungen, Vorführungen der Handwerksarbeiten, die für den Betrieb des Schiffes notwendig waren, oder Show-Entladungen, bei denen der Frachtsegler von einem historischen Hafenkran be- und entladen wird.

Schon jetzt, sagt Carsten Jordan, sei der Hansahafen mit dem Hafenmuseum einer der beliebtesten Orte bei Hafenrundfahrten. „Neben der Maritimen Circle Line, die hier regelmäßig anlegt, wird das Hafenmuseum künftig auch von einer eigens dafür eingerichteten Buslinie angesteuert: Ab sofort werden an Sonnabenden, Sonntagen und Feiertagen teils historische Busse, die der Hamburger Omnibusverein zur Verfügung stellt, von der U- und S-Bahn-Station Elbbrücken über die S-Bahnstation Veddel zum Hafenmuseum und wieder zurück fahren (erste Abfahrt Elbbrücken 9.41 Uhr, letzte Abfahrt 17.11 Uhr). Die Fahrten finden alle 30 Minuten und zum HVV-Tarif statt. „Dafür, dass das Hafenmuseum mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar ist, haben wir zehn Jahre gekämpft“, sagt Ursula Richenberger. „Schön, dass die bevorstehende Ankunft der ,Peking‘ jetzt offenbar das entscheidende Signal gegeben hat.“

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Das neue „Peking“-Buch von Matthias Gretzschel erscheint Mitte August 2020. Vorbestellung auf abendblatt.de/shop © Koehler Verlag | Koehler Verlag