Harvestehude. Hamburgerin bietet Touren mit Leucht-Boards an. Sie sind für Anfänger geeignet – manchmal fällt trotzdem einer rein.
Wenn es Nacht wird, kurz vor Sonnenuntergang, und sich die Alster leert, wenn die letzten Boote und Standup-Paddler das Wasser verlassen, ist das die richtige Zeit für Anisha Degens und ihre Mitstreiter. Dann lassen sie ihre Boards vorsichtig am Anleger Heilwigstraße ins Wasser gleiten und paddeln los. Zunächst noch im Hellen, zurückkehren werden sie in Dunkelheit. Die 45-Jährige bietet als Einzige in Hamburg ein ganz besonderes Erlebnis an: Bei der „Light the night“-Tour startet sie mit beleuchteten SUP-Boards auf einen nächtlichen Alstertörn.
Suppen im Dunkeln? Klingt seltsam, ist es aber gar nicht. Es ist vor allem entspannt und ruhig. Während die Alster tagsüber bei gutem Wetter überfüllt ist mit Kajaks, Kanus, SUPs, Tret- oder Segelbooten und Ausflugsdampfern, haben Anisha und ihre Kunden an diesem Abend die Alster fast für sich allein.
SUP auf der Alster: Bei Bodos Bootssteg gehen die Board-Lichter an
Amaury de Francquen und seine Frau Catarina sind mit ein paar Freunden an diesem kühlen Juniabend dabei und gönnen sich dieses Erlebnis als vorgezogenes Geburtstagsevent. Eigentlich hat Amaury erst vier Tage später Geburtstag. Aber in seiner Heimat Belgien sei es nichts Ungewöhnliches, den Geburtstag auch einmal vorzufeiern.
Mit Jacken, Shorts oder langen Hosen bekleidet, startet die Tour gegen 21.30 Uhr. In Höhe Bodos Bootssteg werden schon einmal die Lichter am Board angeknipst, auch wenn es noch nicht ganz dunkel ist. Die Verlockung ist zu groß und der Effekt in der Dämmerung sofort da. Grün, Lila, Pink, Türkis, Orange, Blau, Weiß, Grün oder die Disco-Variante mit wechselndem Licht – jeder kann das für sich entscheiden. Ein Knopfdruck genügt.
Hamburgs leuchtendes Vorbild ist Vancouver
Auf die Idee mit der LED-Leiste an den Boards kam Anisha Degens nach einem Fernsehbericht über beleuchtete SUP-Touren im kanadischen Vancouver. Vor drei Jahren hat Degens ihren SUP-Instructor und sich mit ihrem Unternehmen selbstständig gemacht. Sie verleiht aufblasbare SUP-Boards und bietet Törns an. Mit der Lichtertour ist sie erst vor wenigen Wochen gestartet. „Ich bin ja ein Freak für neue Sachen“, sagt sie und lacht. Die Lichterausrüstung hat sie aus den USA. Sie selbst stand vor drei Jahren das erste Mal auf einem Board und war sofort angetan. Nach ihrer Brustkrebserkrankung wollte sie unbedingt etwas Neues ausprobieren, daher die Idee mit dem Stand-up-Paddling.
Das Tolle daran: „So platt das klingen mag: Es ist das Freiheitsgefühl, vor allem frühmorgens und abends auf der leeren Alster. Das ist der Hammer“, sagt die Mutter von drei Kindern.
"Mit den Lichtern ist es das neue Clubbing in Corona-Zeiten“
Das können Amaury de Francquen und seine Freunde bestätigen. Selbst die Anfänger stehen sofort sicher auf den Boards. „Das sind coole Boards, die sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene gut bedienen können, sie sind sehr stabil, und die Wahrscheinlichkeit, hineinzufallen, ist gering“, sagt Anisha Degens. Das wird sich im Laufe des Abends noch zeigen ...
Gemütlich gleitet die Gruppe weiter. „Mit den Lichtern ist es das neue Clubbing in Corona-Zeiten“, sagt einer. Aber ohne laute Musik. Auf den Boards mitten auf der leeren Alster fühlt man sich privilegiert, so am Publikum vorbeizupaddeln. Voll ist es nur am Ufer und auf den Brücken, wo an diesem Abend viele die Stimmung genießen, mit Freunden auf die Alster blicken, Bier trinken.
Notausrüstung am SUP: Taschenlampe
Mit dem Abbiegen in die Kanäle wird es auch zunehmend dunkler. Gut, dass die Boards mit ihrem sanften Lichtschein ein wenig den Weg leuchten. Zur Not hat jedes Board eine helle Taschenlampe als Scheinwerfer installiert. Doch dieser grelle Schein würde jetzt die Stimmung stören. Wow! Hier kommen die Lichter so richtig zur Geltung. Während sich alle leise miteinander von Board zu Board unterhalten und in einem gemütlichen Tempo vorbei an der Gertigstraße und am Mühlenkamp paddeln, zieht ein Lichterschleier durchs Wasser. Die Schwäne und Gänse lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Die paar Stand-up-Paddler werden von ihnen kaum beachtet. Ruhe, Einkehr und Entspannung sind angesagt.
Bis ein Aufschrei, ein Platschen alle erschreckt. Nun ist doch das passiert, was so selten geschieht. Eine Teilnehmerin ist ins Wasser gefallen. Das mag man sich gar nicht vorstellen, in die dunkle Alster zu fallen. Unheimlich ist das. Sie aber krabbelt ruckzuck aufs Board, und weiter geht’s.
Statt der geplanten eineinhalb Stunden dauert die Tour an diesem Abend zwei Stunden. Das Anlegemanöver im Dunkeln klappt gut. Bilanz: eine nasse Teilnehmerin, alle anderen sind trocken und gut gelaunt. „Das war richtig schön“, freut sich das Fastgeburtstagskind Amaury. „Diese Ruhe, das ist Urlaubsfeeling mitten in Hamburg.“
Die „Light the Night“-Tour ist buchbar über SupPort Hamburg, www.sup-port-hamburg.de, Dauer: 90 Minuten, Kosten: 40 Euro.