Hamburg. Die Nachfrage nach Campingbussen, Vans und Wohnmobilen ist so hoch wie nie, davon profitieren auch Start-Ups wie Vantopia.

Auf ihrer Weltreise haben Larissa Peters und Bastian Gembler gespürt, was Glück für sie bedeutet: bei Sonnenuntergang in den Waldsee springen, Abendessen kochen unter dem Sternenhimmel. Und sich anschließend im Camper die Decke über den Kopf ziehen. Ihr Fazit: Leben in der Natur ist herrlich, Urlaub im Wohnmobil ihr Traum.

Die beiden Hamburger haben ihren Traum inzwischen zum Beruf gemacht. Heute vermieten sie mit ihrem Start-up Vantopia individuelle Caravans.

Corona sorgt für einen Camping-Boom

Und sie profitieren von Corona. Von Zeiten, in denen sich viele Menschen in die private Atmosphäre eines Campingmobils wünschen, anstatt sich am Hotelbüfett in die Schlange zu stellen. „Seitdem die ersten Bundesländer Anfang Mai Lockerungen – auch fürs Camping – bekannt gegeben haben, ist die Nachfrage bei uns deutlich angezogen“, freut sich Bastian Gembler.

Der 37-jährige begrüßt dabei auch etliche Einsteiger am Sitz der Firma in Schnelsen: „Viele Menschen entdecken den Camper als ideale Reiseform gerade neu für sich.“

So viele Wohnmobil-Neuzulassungen wie noch nie

Der Trend zeigt sich bei der Vermietung der Fahrzeuge zum Verreisen, aber auch beim Verkauf: Die Zahl der Neuzulassungen von Wohnmobilen hat im Mai den höchsten Stand der Branchengeschichte erreicht. Mehr als 10.000 neue Wohnmobile seien seit Lockerung der Corona-Einschränkungen registriert worden, teilte der Caravaning Industrie Verband (CIVD) mit – eine Steigerung um mehr als 30 Prozent im Vergleich zum Mai 2019.

Der Verband erwartet auch in den kommenden Monaten eine hohe Nachfrage: „Caravaning ist in diesen Zeiten eine der sichersten Urlaubsformen, da man mit einem Freizeitfahrzeug nur mit Personen des eigenen Haushaltes verreist“, so CIVD-Chef Daniel Onggowinarso.

Wohnmobile und Campingbusse auch als Mietwagen gefragt

„In diesem Jahr ging es erst im Juni so richtig los, aber dafür umso intensiver“, berichtet der ADAC von seiner Wohnmobilvermietung. „Wir sehen auch, dass die Saison in diesem Jahr sicherlich bis Ende Oktober gehen wird“. Zugleich sei das Angebot aber noch ausreichend. „Wir haben nach wie vor genug Fahrzeuge, Kunden finden bei unseren Partnerunternehmen über 2.500 Wohnmobile, wie in jedem Jahr“, ergänzt Ralf Holstein, Leiter der ADAC Wohnmobilvermietung.

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„Im Juni haben wir fast doppelt so viele neue Buchungen abgeschlossen – im Vergleich zum Vorjahresmonat 2019“, berichtet auch Thomas Kretschmer vom Reisemobil-portal.de über das große Interesse der Kunden. Der Anbieter hat sich auf die Vermietung von Wohnmobilen und Campingbussen spezialisiert und bietet eine große Auswahl an eigenen Miet-Reisemobilen – an mehr als 70 Standorten. Und auch bei diesem Dienstleister leihen zahlreiche Neukunden: „Viele trauen sich in diesem Jahr das erste Mal, ein Campingfahrzeug zu mieten“, ergänzt Kretschmer.

Vantopias "Tag der offenen Schiebetür"

Beim Hamburger Start-up Vantopia haben sich Larissa Peters und Bastian Gembler ebenfalls auf die Neulinge konzentriert und kürzlich einen „Tag der offenen Schiebetür“ veranstaltet, an dem sie ihre Modelle vorgestellt haben. Die VW-Busse (ab 79 Euro pro Tag) und ein Mini-Camper (ab 69 Euro), auf denen Motive mit Wald und Wellen gleich noch mehr Lust aufs Reisen machen, stehen in einer Halle neben der Autobahn A 7, daneben schaffen Markisen und Klappstühle eine Atmosphäre wie beim Zelten.

Die Gründer sind seit April 2019 in der wachsenden Branche aktiv, und sie haben sich besonders das Camper-Feeling in Nordamerika zum Vorbild genommen. „In den USA ist der Urlaub mit Caravan viel selbstverständlicher als bei uns, und statt beim Grillen auf dem Campingplatz spielt er sich eher am Lagerfeuer ab, oft mitten in der Natur“, schwärmt Bastian Gembler.

In den USA hat diese Art des Reisens tatsächlich eine lange Tradition. So berichtete die „New York Times“ 1915 von einem um- und ausgebauten Bus, den der New Yorker Investor Roland R. Conklin nutzte, um sich und seine Familie in aller Bequemlichkeit nach Kalifornien kutschieren zu lassen. Mit an Bord: ein Koch, ein Chauffeur und ein Mechaniker. Zur Ausstattung des Doppeldeckers gehörten „ein Bad, ein Herd, Geschirrfächer, ein Eisfach und genügend Schränke, um die meisten Frauen zufriedenzustellen“.

Vantopia verfolgt ein All-Inclusive-Modell

Auch bei Vantopia ist alles mit an Bord, versichern die Gründer. Die beiden Globetrotter, die vor ihrer Gründung in Hamburg bei der British American Tobacco (B.A.T) arbeiteten und auch privat als Paar zusammenleben, haben ihre Fahrzeuge so ausgestattet, dass der Urlaub gleich beginnen kann. Nicht nur Pfeffer und Salz für den Salat sind in der Küche, auch eine Hängematte und eine Stirnlampe liegen parat, sodass die Gäste nicht lange überlegen müssen, was sie selbst für ihre Outdoor-Abenteuer mitbringen müssen.

„Wir legen auch eine Polaroidkamera ins Auto, darüber freuen sich viele Leute besonders“, sagt Larissa Peters. Die Kundschaft sei „bunt gemischt“. Von „Anfang 20 bis Ende 60 sind aus allen Altersgruppen Menschen dabei, die gerne die Flexibilität und Freiheit des Reisens mit dem Campervan genießen wollen“, sagt die 31-jährige.

Anbieter hat sich auf Reisen mit Hunden spezialisiert

Vantopia engagiert sich als Newcomer in einer Branche, die stark wächst. Mit Firmen, die eigene Fahrzeuge vermieten, aber auch Portalen, die ähnlich wie Airbnb für Wohnungen als Vermittler von privaten Campern agieren. Bekannte Namen sind hier etwa Paulcamper, Road­surfer oder Indiecamper, die bereits in den vergangenen Jahren Chancen in dem Markt gewittert haben. „Um der großen Nachfrage in Deutschland gerecht werden zu können, haben wir unsere Flotte in Deutschland von 100 auf 190 Wohnmobile fast verdoppelt“, sagt Lena Funke von Indiecamper.

Denn Wohnmobile liegen nicht erst seit Kurzem im Trend. Das zeigt auch ein Blick auf die Entwicklung des Fahrzeugbestands: Von 2015 bis 2020 stieg die Zahl an Wohnmobilen in Deutschland nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts von gut 390.000 auf nunmehr 590.000. Das entspricht einem Plus von mehr als 50 Prozent.

Selbst Nischenanbieter erleben einen Boom

So stark die Branche wächst, so rasant entwickeln sich auch Nischen für Spezialanbieter. Wie etwa Waumobil, die wenig überraschend ausschließlich Mieter versorgen, die ihre Hunde mit in den Urlaub nehmen. „Wir freuen uns, nicht nur den starken Einbruch von April und Mai wieder aufholen zu können, sondern erleben gerade eine noch nie dagewesene Nachfrage“, berichtet Hubert Lechner von Waumobil, die an derzeit 35 Mietstationen gut 50 Fahrzeuge anbieten.

Waumobil habe sich auf Hundefreunde spezialisiert, die ihr Familienmitglied selbstverständlich mitnehmen wollen und sollen, mit hundegerechten Umbauten der Mobile. In Hamburg und Schleswig-Holstein sucht Waumobil derzeit auch noch Lizenzpartner, sagt Lechner, der die Erfahrung macht, dass viele Vermieter die Mitnahme von Hunden nicht erlauben. Und genau in diese Nische ist er nun mit seiner Idee gestoßen.

Ausnahme bei der Mitnahme von Hunden sind auch hier übrigens die beiden Vantopia-Inhaber. Denn sie begrüßen wie selbstverständlich auch Vierbeiner als Mitfahrer. Schließlich haben sie mit ihrem Hund Nacho selber häufig einen Reisenden mit Fell an Bord.