Hamburg. Ferienende – der Sommer kommt mit Hitzewelle und Tropennächten. An Ost- und Nordsee ungewöhnlich heiß. Die negativen Folgen.
Blauer Himmel, Sonne satt: "Ausgerecht jetzt!", werden sich wohl viele Hamburger Familien denken. Pünktlich zum Schulstart nach den Sommerferien zeigt sich das Wetter von seiner sonnigsten Seite. "Das Wetter in Hamburg bleibt hochsommerlich mit Temperaturen über 30 Grad", sagt Diplom-Meteorologe Dominik Jung.
Das gilt auch für die anderen Bundesländer im Norden: In Schleswig-Holstein und Niedersachsen ist es aktuell ebenfalls tropisch warm. Sogar so warm, dass an einigen Orten die Wasserversorgung nicht gewährleistet ist.
Hitzewelle im Norden: Hier wird das Trinkwasser knapp
Die Feuerwehr in der Gemeinde Lauenau (Landkreis Schaumburg) hat daher die Menschen dazu aufgerufen, sich für das Wochenende im Supermarkt mit ausreichendTrinkwasser zu versorgen – es könne passieren, dass es nicht genügend Leitungswasser aus dem Hahn gebe. Wie der NDR berichtet, ist neben dem derzeit hohen Wasserverbrauch auch die Trockenheit ein Grund für den Wassermangel. Für die Toilettenspülung stellt die Feuerwehr Brauchwasser zur Verfügung. Angespannt soll die Trinkwasserlage demnach auch in der Region Hannover sein: Hier rufe der Wasserverband Garbsen-Neustadt zu einem sparsamen Verbrauch auf.
Und ändern wird sich das Wetter vorerst wohl nicht. Die Sonne wird sich täglich 13 bis 14 Stunden am Tag zeigen. Die Hitzewelle wird den Norden voraussichtlich bis mindestens Anfang der kommenden Woche begleiten. Wetterexperte Jung: "Auch an der Ost- und Nordsee steigt das Thermometer auf 30 Grad – das ist eher selten." Ein geringes Hitzegewitter-Risiko bestehe lediglich am Sonntag an der Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern.
Wetter und Sommerferien: Andere Bundesländer genießen Sonne im Norden
Der Azorenhochableger "Detlef" sorgt für den Hochsommer im Norden. "Es wird die längste Hitzeperiode werden, die wir dieses Jahr bisher hatten", so der Wetterexperte. Während die Kinder und Jugendlichen in Hamburg jedoch bereits seit Donnerstag wieder in die Schule gehen müssen, dürften Familien aus Baden-Württemberg und Bayern frohlocken. Dort haben die Sommerferien erst vergangene Woche begonnen. Und auch Bremen, Niedersachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen sind noch voll im Urlaubsmodus und können ihre freie Zeit an den Küsten Norddeutschlands genießen.
Und so wundert es nicht, dass die Nord- und Ostseebäder für dieses Wochenende mit einem großen Ansturm von Tagestouristen rechnen. „Da der Sommer bisher ja eher durchwachsen war, werden jetzt wohl viele die Chance nutzen und die Sonne noch einmal am Meer genießen“, so Malte Keller, Sprecher der Nordsee Tourismus GmbH. So ist klar: „Das kann hier kurzfristig sehr voll werden, besonders in den beliebten Badeorten. Wir haben deshalb natürlich viel Personal vor Ort, das über die Corona-Regeln informiert und die Einhaltung kontrolliert.“
Hamburg kann mit tropischen Nächten rechnen
Ähnlich sieht es an der Ostsee aus. „Wenn die Wetter-Prognosen so stimmen, dann werden sich viele auf den Weg an die Ostsee machen“, so André Rosinski, Sprecher der Tourismus Agentur Lübecker Bucht. Erneut verweist er deshalb auch an den Online-Strandticker, über den im Vorfeld einsehbar ist, ob an den Stränden noch Platz ist.
Wichtig ist: „Einfach mal losfahren und mal eben an den Strand, das ist in dieser Saison so nicht möglich“, so Rosinski. „Wer nicht mit gepackten Taschen vor einem gesperrten Strand stehen möchte, der sollte sich vorher informieren.“ Bereits am Freitag waren die Strände in Scharbeutz und Timmendorf schon am Mittag dicht.
Hitze in Corona-Zeiten: 10 Tops und 10 Flops in Hamburg
Auch die Nachtwerte werden in den kommenden Tagen deutlich steigen. "In Hamburg gibt es Chancen auf tropische Nächte", sagt Jung. Das bedeutet, dass die Temperatur nachts nicht unter 20 Grad sinkt. Der Nachteil: Einige Menschen dürften Schwierigkeiten haben, bei der Wärme in den Schlaf zu finden.
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Wetter in Hamburg: Die Temperaturen in den kommenden Tagen
Die Hitzewelle hat Hamburg bereits am Mittwoch erreicht. Von einer Hitzewelle wird gesprochen, wenn die Temperaturen an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen über 30 Grad liegt. Diplom-Meteorologe Jung sagt für diese und Anfang der kommenden Woche folgende Temperaturen voraus:
- Freitag: 31 Grad
- Sonnabend: 32 Grad
- Sonntag: 31 Grad
- Montag: 30 Grad
- Dienstag: 30 Grad
Hohe Waldbrandgefahr in Hamburg und im Norden
Doch die Hitzewelle hat auch negative Folgen. "Die Waldbrandgefahr wird im Norden enorm steigen", so Jung. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) besteht in Hamburg bereits am Donnerstag eine hohe Waldbrandgefahr, in Teilen von Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern gilt sogar die höchste Warnstufe.
Auch generell wirkt sich die Trockenheit auf die Natur aus. In Niedersachsen etwa lässt diese die Wasserstände deutlich absinken. Vor wenigen Tagen hatten Stadt und Landkreis Osnabrück wegen der niedrigen Wasserstände die Entnahme von Wasser aus Flüssen und Bächen untersagt. Sonst würde es zu ökologischen Schäden in den Lebensräumen für Tiere und Pflanzen kommen.
Sommer 2020 – Hamburg von seiner schönsten Seite:
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Hitzewelle: Kopfbedeckung nicht vergessen
Für Menschen kann die extreme Hitze samt hoher UV-Werte ebenfalls gefährlich sein. "Gerade für kleine Kinder und ältere Menschen ist es wichtig, bei der Wärme ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen", mahnt Dominik Jung. Generell lautet sein Rat: Viel trinken, eincremen, die pralle Sonne meiden und eine Kopfbedeckung tragen. Wer sich nicht daran hält, muss mit einem Hitzeschlag rechnen.
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"Zudem sollten sportlich Aktivitäten höchsten in den frühen Morgenstunden in Angriff genommen werden." Jung weist darauf hin: Es sei ein Trugschluss, dass es mittags am heißesten ist. "Richtig ist, dass die Sonne um diese Tageszeit am höchsten steht – aber am heißesten ist es zwischen 17 und 17.30 Uhr", sagt er. Deshalb sei Sport am frühen Abend nicht ratsam.
Achtung! Heiße Tage sind Chaostage für Diabetiker
Auch Diabetiker, von denen rund 148.800 in Hamburg leben, müssen bei der Hitze besonders achtsam sein. Denn bei steigenden Temperaturen kann bei ihnen der Blutzuckerspiegel leicht außer Kontrolle geraten. „Heiße Tage sind für den Blutzuckerspiegel wie Chaostage", sagt Frank Liedtke, Landesgeschäftsführer der Barmer in Hamburg. "Damit Diabetiker sicher durch die Sommermonate kommen, sollten sie öfter als sonst ihren Blutzuckerspiegel messen und kontrollieren.“
Die Durchblutung im Körper wird bei sommerlichen Temperaturen angeregt und Insulin gelangt schneller in den Körperkreislauf – dadurch steigt das Risiko einer Unterzuckerung. Umgekehrt kann der Blutzuckerspiegel aber auch schneller ansteigen, wenn es wegen der Hitze im Körper zu einem Flüssigkeitsmangel kommt.
Frank Liedtke rät Diabetikern zudem, den Blutzuckerspiegel besonders sorgfältig im Blick zu haben, wenn sie sich im Freibad oder einem Badesee erfrischen wollen. „Die meisten unterschätzen, wie hoch der Energieverbrauch beim Schwimmen ist. Symptome wie zum Beispiel Zittern werden irrtümlicher Weise der niedrigen Wassertemperatur zugeschrieben, dabei sind sie ein Zeichen für Unterzuckerung.“