Hamburg. In den Szenevierteln ist es am Wochenende deutlich ruhiger geworden. Polizei musste allerdings zwei Sex-Partys auflösen.
Bezirksamtsleiter Falko Droßmann war erleichtert. Das Alkoholverkaufsverbot für den Kiez hat gewirkt. Es wird, so sieht es aus, auf der Reeperbahn, der Großen Freiheit und den umliegenden Straßen befolgt. Wäre die Verordnung gescheitert, wären neue, noch restriktivere Beschränkungen für den Kiez nötig gewesen.
Tatsächlich registrierte die Polizei am Freitag nur halb so viele und am Sonnabend knapp so viele Besucher wie in der Vorwoche. Einschreiten mussten die Beamten nur vereinzelt. Unter anderem wurden zwei Sex-Partys aufgelöst.
Alkoholverkaufsverbot auf dem Kiez: Problemzonen vor allem auf der Großen Freiheit
„Ganz wichtig“ war Falko Droßmann, der am Freitagabend selbst auf den Kiez gekommen war, dass es sich bei der Verordnung nicht um ein Alkoholverbot handelt. „Es ist ein Verkaufsverbot im Sinne des Gassenverkaufs“, sagt Droßmann. „Es darf kein Alkohol im öffentlichen Raum verkauft werden.“ In Kneipen und an den Tischen vor der Tür dagegen schon. Droßmann sagte: „Wir haben versucht, die geringste Maßnahme einzusetzen, um Szenen wie am vorangegangenen Wochenende zu verhindern, als zu viele Menschen enthemmt durch zu billigen Alkohol gefeiert haben. Eigentlich lieben wir das auf St. Pauli. Aber in der Corona-Zeit ist das einfach nicht akzeptabel.“
Droßmann weiß, worum es geht: Um das Herz von St. Pauli. Was nur weiterschlagen kann, wenn Geld durch seine Adern fließt. Denn in kaum einem anderen Bereich haben die Corona-Maßnahmen so dramatische Folgen: Viele Clubs sind immer noch geschlossen. Prostituierte protestierten verzweifelt. Gaststätten und Kulturbetriebe kämpfen ums Überleben.
Die Problemzone am vorangegangenen Wochenende entstand vor allem auf der Großen Freiheit. Zeitweise hatte die Polizei den Abschnitt gesperrt, weil einfach zu viele Menschen zu nah beisammen waren.
Polizei stoppt Sex-Party in Moorfleet
An diesem Wochenende war das nicht notwendig. Es waren deutlich weniger Nachtschwärmer auf den Kiez gekommen. Auf der Großen Freiheit standen Polizisten entspannt an beiden Enden und patrouillierten in Zweier-, Vierer- oder Sechsergruppen durch die Straße. Wirte hatten für die Trennung zwischen Außenplätzen und „öffentlichem Raum“, oft durch Absperrungen, gesorgt.
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Artig folgten die Gäste den Anweisungen, selbst wenn sie für zwei Schritte zwischen Zugang und Tisch den Nasen- Mund-Schutz anlegen mussten. „Vielleicht haben viele gedacht, dass es gar keinen Alkohol gibt“, kommentierten Türsteher das ungewöhnlich niedrige Besucheraufkommen. „Die Stimmung war friedlich und kooperativ“, sagt Polizeisprecher Florian Abbenseth. Auch am Jungfernstieg, der wie alle Straßen rund um die Alster vor allem am Freitagabend sehr belebt war, gab es keine größeren Probleme. „Es war voll. Aber es war in Abständen voll“, sagt Droßmann.
Vereinzelt kam es zu Verstößen gegen das Alkoholverkaufsverbot, bei denen die Polizei einschritt. Und auch zwei Sex-Partys mussten aufgelöst werden. Auf der Reeperbahn beendete die Polizei am frühen Sonnabendmorgen eine Fetisch-Party, zu der sich eine Klientel aus der Lack- und Lederszene zusammengefunden hatte. Aus dem Keller einer einschlägigen Boutique wurden 65 Gäste geholt. „Die dort getragenen Masken dienten eindeutig nicht dem Infektionsschutz“, so ein Beamter. In Moorfleet stoppte die Polizei eine Sex-Party, für die extra ein Shuttlebus eingerichtet worden war, mit dem etwa 50 Gäste vom S-Bahnhof Tiefstack zu einem abgedunkelten Gewerbebau chauffiert wurden.
Alkoholverkausverbot auf dem Kiez: Maßnahme hat funktioniert
Das Alkoholverkaufsverbot war nur für dieses Wochenende beschlossen worden. „Das haben wir bewusst so gemacht“, sagt Droßmann. Am Dienstag wollen Vertreter der Bezirksämter Mitte, Altona und Eimsbüttel. mit der Polizei beraten. „Wir werden dann feststellen, ob es die richtige Maßnahme war“, sagt Droßmann. Dass viele Menschen zusammenkommen, sei nicht das Problem – solange sie die Regeln einhalten.
Auch Altonas Bezirksamtschefin Stefanie von Berg zeigte sich zufrieden: „Unsere Maßnahme hat gut funktioniert.“ Nur in einem Fall habe die Polizei einschreiten müssen, weil ein Kiosk sich nicht an das Verkaufsverbot gehalten habe. Vor allem habe es nicht die ursprünglich befürchteten Abwanderungsbewegungen gegeben. Auch in den angrenzenden Stadtteilen außerhalb der Verbotszone sei es ruhig geblieben.