Hamburg. Gastronomen in Altona hoffen auf eine Ausweitung der Außenflächen. Vorstoß in Ottensen gegen Partys auf der Straße.

Die T-Shirts mit der Aufschrift „Laundretter“ hängen gleich hinter dem Eingang. Erwerben kann sie für 25 Euro jeder, der der Bar Laundrette – eine in Hamburg einzigartige Kombination aus Waschsalon, Kneipe und Tanzbar – in Ottensen helfen möchte. Inhaber Stephan Fehrenbach kämpft wie viele Gastronomen in Zeiten der Pandemie um seine Existenz. Am Montag bat er mit seinen Kollegen Christian Budde (Weingarage Ottensen, Kleine Rainstraße) und Till Müller (Tiny Oyster Inn, Wohlers Allee) Politiker aller Fraktionen der Bezirksversammlung Altona zum Kneipen-Krisengipfel.

„Ich habe zwölf Jahre gebraucht, um diesen Laden aufzubauen. Und jetzt muss ich zuschauen, wie mein Baby die Elbe runterschwimmt“ sagte Fehrenbach sichtlich angefasst. Die Umsatzverluste allein durch die Schließzeit seien nicht mehr aufzuholen, gerade im Frühjahr mache seine Bar ordentlich Umsatz. Auch nach den Lockerungen würden ihm die Einnahmen aus den weiterhin verbotenen Partynächten fehlen. „Wenn es so weitergeht, wird dieser Laden nicht überleben“, sagt Fehrenbach.

Corona-Krise: Gastronomen in Ottensen hoffen auf mehr Außenfläche

Eine Lösung sieht der Wirt vor seiner Tür: Fehrenbach will zwei Parkplätzen zur Außengastronomie-Fläche umwandeln, um auf etwa 20 Quadratmeter Platz für 30 Gäste zu schaffen. „Wir brauchen diese Außenplätze, um über die Runden zu kommen. Viele Gäste wollen in Zeiten der Pandemie lieber im Freien sitzen“, sagt Fehrenbach. Sein Appell an die versammelten Politiker: „Wir brauchen jetzt die versprochenen unbürokratischen Lösungen. Helft uns in der Krise, sonst wird es uns bald nicht mehr geben.“

Fehrenbach beklagte wie Budde und Müller, dass der Bezirk Altona viel zu lange brauche, um zu genehmigen. In anderen Bezirken gehe das viel zügiger. Auch Katarina Blume (FDP) kritisiert die Verwaltung: „Wir haben als Bezirksversammlung im Mai einen entsprechenden Prüfauftrag erteilt. Offensichtlich ist seitdem nichts passiert. Unsere Verwaltung ist extrem schwergängig. Dieser Vorgang wird verschleppt.“ Jonas Timm (CDU) sieht den Bezirk jetzt ebenfalls am Zug – genau wie den rot-grünen Senat: „Das muss jetzt angegangen werden.“ Für die nächste Sitzung des Hauptausschusses am Donnerstag wurde dieses Thema kurzfristig angemeldet.

Politik wirbt für Kampf gegen das Cornern

Auf der Tagesordnung steht dann allerdings auch ein Antrag, der zunächst konträr wirkt. Grüne, SPD und CDU werben für den Kampf gegen das sogenannte Cornern in Ottensen. In der Schanze hatte der Bezirk Mitte an zwei Wochenenden den Außer-Haus-Alkoholausschank stark eingeschränkt. Hintergrund ist das Cornern, alkoholisierte Gruppen hatten dicht gedrängt und ohne Masken Plätze in Party-Zonen verwandelt. Rechtsgrundlage für das Verbot war allein das Infektionsschutzgesetz.

Auch in Ottensen – vor allem am Alma-Wartenberg-Platz – gab es ähnliche Szenen. Es komme „vermehrt typisches Kiezpublikum in die benachbarten Stadtteile in Altona“, dadurch hätten „Aggressivität und Vandalismus“ zugenommen, heißt es in dem Antrag, über den nun debattiert wird. Grüne, SPD und CDU fordern die Polizei auf, „die Lage besonders an den Wochenenden genau zu beobachten und möglichst frühzeitig größere Ansammlungen aufzulösen, bevor die Gruppen zu groß werden und dann nur noch schwer zu steuern sind“. Katharina Blume geht das zu weit: „Gezieltes polizeiliches Eingreifen, etwa durch Platzverweise wie in dem Antrag gefordert, wirkt selten deeskalierend.“

Kompliziertes Procedere nervt Gastronomen

Gregor Werner (SPD) warnt davor, die Themen Cornern und Außengastronomie zu vermischen: „Wir müssen jetzt darüber reden, wie wir den Gastronomen kurzfristig helfen, um ihr Überleben zu sichern.“ Benjamin Harders (Grüne) nahm seine Parteifreundin, die Bezirksamtschefin Stefanie von Berg, in Schutz. „Das Thema Umwandlung von Parkraum ist schwierig, das ist auch für den Bezirk Neuland. Es müssen Stellungnahmen von allen Beteiligten eingeholt werden. Es geht auch um Verkehrssicherheit, etwa um den Raum für Fußgänger.“ Immer müssten Einzelfälle betrachtet werden.

Till Müller, Inhaber des Tiny Oyster Inn, hatte die Ablehnung seines Antrags mitgebracht. Die Verwaltung verwies dabei auf das Hamburgische Wegegesetz, das eine Mindestgehwegbreite von 1,50 Meter vorsieht. „Laut der übermittelten Lageskizze verbleibt bei der von Ihnen beantragten Nutzung mit einer Tiefe von 0,95 Meter lediglich eine Restgehwegbreite von 1,40 Meter.“ Also zehn Zentimeter zu wenig. Allerdings könne es Ausnahmen geben, dafür sei allerdings das Fachamt Verbraucherschutz, Gewerbe und Umwelt zuständig. Dort möge er einen neuen Antrag einreichen.

Genau dieses Procedere nervt Fehrenbach. „Mein Antrag liegt jetzt beim Tiefbauamt. Dabei hat uns der Erste Bürgermeister unbürokratische Hilfe versprochen. Die brauchen wir jetzt. Es ist für uns fünf vor zwölf.“

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Mehr Außengastronomie: Mieter sollen nicht belastet werden

Fehrenbach sicherte zu, dass seine Gäste auf die Anwohner Rücksicht nehmen: „Wir machen hier betreutes Trinken. Wir wirken auf die Gäste ein, dass sie sich ruhig verhalten müssen.“

Genau das erwartet Torsten Flomm, Vorsitzender des Grundeigentümerverbands Hamburg: „Die Gastronomen, die um ihre Existenz bangen, haben meine Sympathien. Daher ist es in Ordnung, wenn man über mehr Außenflächen nachdenkt. Aber es muss gewährleistet sein, dass Eigentümer wie Mieter nicht unzumutbar belastet werden.“