Hamburg. Der neue Jahrmarkt im Miniatur Wunderland versprüht auf acht Quadratmetern Lebensfreude – und soll ein hoffnungsvolles Zeichen sein.

Im blauen Licht einer simulierten Abenddämmerung blinken, leuchten und wirbeln sie besonders schön, die vielen Fahrgeschäfte der neuen Kirmes im Miniatur-Wunderland. Am Dienstag eröffneten die Brüder Gerrit und Frederik Braun das acht Quadratmeter große Vergnügungsviertel im Mitteldeutschland-Bereich ihrer Modelleisenbahn-Anlage, die seit 2015 als die größte der Welt gilt. „Kirmes“ heißt der neue und – wie gewohnt – detailverliebt gestaltete Bereich, weil mittlerweile nur noch zehn Prozent aller Besucher Hamburger sind. „Aber natürlich war unser Vorbild der Hamburger Dom“, sagt Frederik Braun.

Mit dem Bau der Kirmes hatten die Brüder und ihr Team im April vorigen Jahres begonnen und – abgesehen von einer zweimonatigen Coronapause – insgesamt 24.500 Arbeitsstunden und 750.000 Euro Baukosten hineingesteckt. Rund 100.000 (!) LEDs wurden in den 150 Fahrgeschäften und Buden verbaut und erzeugen ein spektakuläres Lichtermeer. Selbstverständlich ist alles Handarbeit – vom Free-Fall Tower über das Riesenrad und den Auto-Scooter bis hin zum kleinen Losgeschäft.

Vorbild Hamburger Dom: die Kirmes im Miniatur-Wunderland

weitere Videos

    „Wir sind uns ziemlich sicher, dass weltweit noch nie so viel Arbeit in eine Miniatur-Kirmes gesteckt wurde“, so die Brüder. Sie trotz der Corona-Krise fertig zu bauen und zu eröffnen, sei ihnen aus zwei Gründen wichtig gewesen: „Wir möchten damit alle Schausteller würdigen, die momentan keine Arbeit haben und uns sehr leid tun. Wir möchten aber auch ein hoffnungsvolles Zeichen setzen für eine schöne Zukunft nach der Krise.“

    Im Gewimmel gibt es viele Gags zu entdecken

    Tatsächlich gelten für die rund 9000 Kirmes-Besucher weder Abstandsregeln noch Maskenpflicht. Nur vor einem Imbissstand sieht man auf dem Boden noch die vorgeschriebenen Markierungen aus der Corona-Zeit – und Menschen, die sich dementsprechend anstellen. Das, so Frederik Braun, sei eine Anspielung darauf, dass sicher viele die coronabedingt erlernten Verhaltensweisen auch nach der Krise noch wie selbstverständlich anwenden würden.

    Miniatur Wunderland erklärt die Corona-App:

    Empfohlener externer Inhalt
    An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
    Externer Inhalt
    Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

    Kleine Gags wie diese gibt es in dem Gewimmel viele zu entdecken: Ein Pferd, dass sich vor einer Bude etwas zu essen bestellt. Ein Teddy, der an einer Schnur eine aufgeblasene Luftballon-Frau hält. Oder ein Geldautomat, der Geldscheine ausspuckt. Doch auch der „normale“ Kirmes-Betrieb ist sehenswert. Die kleinen Wagen, die beim Auto-Scooter Pirouetten drehen. Das gemächlich fahrende, blinkende Riesenrad. Die Los-Buden, Wurst- und Süßigkeiten-Stände. Die Schiffsschaukel, das Ketten-Karussell und all die anderen wirbelnden oder sich in die Höhe schraubenden Fahrgeschäfte. Über allem liegt eine Geräuschkulisse aus Melodien-Gewirr und fröhlichen Stimmen. Nur der Platz, auf dem die Wohnwagen der Schausteller stehen, ist dunkel und verlassen. Daneben steht der Schul-Wagen für die Schausteller-Kinder – ohne Dach, so dass man von oben hineinblicken kann.

    60 Motoren und 500 Zahnräder verbaut

    Im „Wonder-Race“ ist ein alter Gameboy verbaut. Und am „Maschinarium“ begeistern nicht nur die sich drehenden, ineinandergreifenden Zahnräder, sondern auch der Dampf, der emporsteigt. Doch noch nicht alles funktioniert reibungslos. „Die Zeit war dann doch sehr knapp“, so die Brüder Braun. Die Wasserachterbahn „Piraten-Insel“ kommt manchmal ins Stocken und ist noch nicht illuminiert – trotz der bereits aufgestellten Flutlichtmasten. Und auch die normale Achterbahn liegt still.

    Gewohnt detailverliebt ist auch der Süßwarenstand, an dem man Zuckerwatte kaufen kann.
    Gewohnt detailverliebt ist auch der Süßwarenstand, an dem man Zuckerwatte kaufen kann. © Marcelo Hernandez

    „Wir haben ein Modell aus dem Handel genommen und erweitert. Aber wir werden wohl die ganze Achterbahn selber bauen müssen, damit sie so läuft, wie wir das wollen“, so Frederik Braun. Wenn alles endgültig fertig ist, wird die Kirmes-Anlage zwölf Knopfdruckaktionen bieten und 250 gleichzeitig steuerbare Bewegungen. Für den Betrieb sorgen 60 Motoren und 500 Zahnräder.

    Miniatur Wunderland – Finanzsenator spricht von Beteiligung:

    Empfohlener externer Inhalt
    An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
    Externer Inhalt
    Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

    Ob die Pläne für den weiteren Ausbau in der Corona-Krise eingehalten werden können? Ende 2020 sollen eigentlich Monaco und die Provence eröffnet werden, Ende 2021 Südamerika mit Rio, Patagonien, Chile, Peru und dem Regenwald. Coronabedingt hängt Südamerika aber in Südamerika fest: Das Wunderland arbeitet mit brasilianischen Modellbauern zusammen – und ein Container mit deren Entwürfen kann nicht wie geplant von Rio aus verschifft werden.

    Lesen Sie auch:

    Notfallbetrieb zehrt Finanzreserven auf

    Die Brücke zu dem gegenüberliegenden Speicher, in dem die Südamerika-Ausstellung gezeigt werden soll, wird bereits Mitte Juli eingehoben. Den dann folgenden Ausbau der Speicherfläche und den bereits mit der HHLA vereinbarten Mietbeginn würden die Brauns gerne verschieben. „Wir laufen derzeit nur im Notbetrieb mit 200 statt 1000 Besuchern täglich und machen hohe Verluste. Die können wir jedoch mit dem Geld, das eigentlich für den Ausbau gedacht war, ausgleichen“, erklärt Frederik Braun. „So würden wir es gerne beibehalten, anstatt uns hoch zu verschulden.“