Hamburg. Weniger Abgase in Altona: Das Kreuzfahrtschiff von Hapag-Lloyd lief 30 Tage lang mit Ökostrom statt Diesel. Nun wurde es zertifiziert.

Das Kreuzfahrtschiff "Europa 2" musste wegen der Corona-Krise wochenlang im Hamburger Hafen ausharren. Die Stadt hat die unfreiwillige Liegezeit für eine Testphase mit Landstrom genutzt: 30 Tage lang wurde das Schiff der Reederei Hapag-Lloyd Cruises mit Ökostrom von Hamburg Energie versorgt, um die Luftverschmutzung und den Ausstoß von Treibhausgasen durch Dieselmotoren zu verringern.

"Dies entspricht der bislang längsten kontinuierlichen Versorgung an der Landstromanlage Altona", teilte der Senat am Dienstag mit. Nun wurde das 226 Meter lange Schiff vom Dienstleister DNV GL für die regelhafte Nutzung von Landstrom zertifiziert. Die "Europa 2" solle künftig bei weiteren Anläufen in Hamburg die von der Hamburg Port Authority (HPA) betriebene Landstromanlage am Kreuzfahrtterminal Altona nutzen und emissionsfreien Bordstrom beziehen.

Linke hatte wegen Kreuzfahrtschiffen im Hafen Alarm geschlagen

Erst vor wenigen Wochen hatte die Bürgerschaftsfraktion der Linken wegen im Hafen wartender Kreuzfahrtschiffe Alarm geschlagen. Auch ohne Passagiere benötigten die Schiffe Strom, der durch "Tag und Nacht" laufende Dieselmaschinen produziert werde. "Die sind sehr viel dreckiger als der gegenwärtige Auto- oder Lkw-Verkehr", sagte der hafenpolitische Linken-Sprecher Norbert Hackbusch.

Besonders in die Kritik nahm die Linken-Fraktion Anfang Mai ausgerechnet die "Europa 2". Statt den möglichen Landstrom zu nutzen, lasse der Kreuzfahrtriese lieber die eigenen Motoren laufen. Doch diese Einschätzung war offenbar nicht zutreffend.

"Europa 2" soll in Hamburg 600 Tonnen CO2 eingespart haben

Wie Hapag-Lloyd mitteilte, hat die "Europa 2" während der Langzeitversorgung mit Landstrom 600 Tonnen CO2 eingespart. „Ich bin sehr froh, dass wir in Hamburg mit dem Regelbetrieb der Landstromanlage in Altona einen wichtigen Schritt zu mehr Luftreinhaltung im Hafen gehen", sagt Wirtschaftssenator Michael Westhagemann.

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Man habe hier eine nach internationalen technischen Standards und für alle gängigen Bordsysteme und Schiffsgrößen ausgelegte Lösung, die dem Dauerbetrieb standhalte. Es sei wünschenswert, dass weitere Häfen in Europa und weltweit diesem Weg folgen würden. "Darüber hinaus ist es natürlich ein Gewinn für die Anwohner, aber auch für Besatzung und Passagiere", so der Senator.

Hamburger Hafen soll bis 2040 klimaneutral werden

Der Senat will die Nutzung von Landstrom im Hamburger Hafen in den kommenden Jahren weiter ausbauen, denn bis 2040 soll der Hamburger Hafen klimaneutral gestaltet werden. Das haben SPD und Grüne unter ihren Vorhaben für die Wirtschaft im neuen Koalitionsvertrag festgelegt.

Um die Abgasemissionen im Hafen deutlich zu reduzieren, sollen alle Kreuzfahrtterminals und acht Liegeplätze für große Containerschiffe in den kommenden Jahren mit Landstromanlagen ausgestattet werden. Sie versorgen die Schiffe mit Energie, damit diese während der Liegezeit nicht ihre Dieselmotoren laufen lassen und dabei klimaschädliche Gase wie Stickoxide und CO2 ausstoßen.

„In den vergangenen Wochen haben wir mit der Langzeitversorgung der 'Europa 2' wichtige Erfahrungen für den Dauerbetrieb der Landstromanlage gesammelt", sagt Jens Meier, CEO der HPA. Die in Hamburg entwickelte Technik habe damit ihren Stresstest bestanden.