Hamburg. Bund und Länder verlängern Verbot bis Ende Oktober. Welche Veranstaltungen trotzdem noch eine Chance haben.

Das Verbot von Großveranstaltungen wird wegen der anhaltenden Corona-Risiken bis zum 31. Oktober verlängert. Das haben gestern die Regierungschefs der Länder bei einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin beschlossen. Das Verbot, das bisher auf den 31. August befristet war, gelte für solche Veranstaltungen, bei denen eine Kontaktverfolgung und die Einhaltung von Hygieneregeln nicht möglich seien, hieß es.

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sagte im Anschluss an das Treffen: „Wir haben sowohl bei Großveranstaltungen wie auch bei vielen anderen Fragen sehr einvernehmlich gesagt: Wir bleiben auf einem sehr vorsichtigen Kurs, denn noch haben wir keine Impfung, noch haben wir kein Medikament, keine natürliche Immunität. Wir müssen weiter sehr vorsichtig durch diese Pandemie steuern.“

Eine ganze Reihe von Großveranstaltungen war in der Hansestadt für dieses Jahr bereits ersatzlos abgesagt worden. Andere dagegen wurden nur verschoben. So sind bisher der Triathlon (5. September), der Ironman (6. September) und der Haspa-Marathon (13. September) weiterhin geplant. Am 3. Oktober sollen dann die Cyclassics starten. Ob alle Veranstaltungen jetzt tatsächlich gestrichen werden müssen, ist noch unklar. Viele Organisatoren setzen darauf, sie durch besondere Hygiene- und andere Schutzvorrichtungen doch noch möglich zu machen.

Herren-Tennisturnier am Rothenbaum wegen Corona auf unbestimmten Termin verschoben

Das Herren-Tennisturnier am Rothenbaum, das im September oder Oktober geplant war, wurde dagegen auf einen unbestimmten Termin verschoben. Bei der Hamburg-Messe stehen 2020 noch zwei große Messen an: Sie sind aber erst im November (GET Nord) und Dezember (WindEnergy) geplant.

Ungeachtet der Verlängerung des Verbotes von Großveranstaltungen sollen kleinere Formate wie das Reeperbahn Festival, das Filmfest und Harbour Front möglich sein. „Es ist geplant, dass diese unter den geltenden Corona-Regelungen stattfinden sollen“, sagte Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde. Das könne man sehr gut am Filmfest deutlich machen: Es sei keine Großveranstaltung, sondern ein Festival, das aus verschiedenen Kinovorführungen besteht, die „unter Einhalten der Regelungen schon heute möglich sind“.

Katas­trophales Jahr für Veranstalter von Großveranstaltungen

Für Veranstalter von Großveranstaltungen ist 2020 daher ein katas­trophales Jahr. Etliche Großveranstaltungen sind im Frühjahr und Sommer bereits abgesagt worden, darunter Hafengeburtstag, Elbjazz und Altonale, ebenso Frühlings- und Sommerdom, und die Verlängerung des Verbots macht die Lage noch schwieriger.

Sabine Vogt, Sprecherin der Bergmanngruppe, die große Veranstaltungen wie die Harley Days organisiert, sagte dem Abendblatt: „Langsam ist es nicht mehr lustig. Es gibt für die Veranstaltungsbranche gar kein Konzept. Jetzt muss sich die Politik was überlegen.“ Bis ins nächste Frühjahr hinein gebe es kaum noch Möglichkeiten für Outdoorveranstaltungen, so Vogt, deren Unternehmen auch die Stadtteilfeste in Eppendorf (12./13. September) und auf der Uhlenhorst (26./27. September) organisiert. Ob sie stattfinden, ist unklar.

Coronavirus – die Fotos zur Krise

„Es herrscht komplette Unsicherheit“, sagt City-Managerin Brigitte Engler. Auch die Betreiber von Weihnachtsmärkten machten sich bereits große Sorgen, sollte das Verbot ein weiteres Mal bis Jahresende verlängert werden. „Von Woche zu Woche steigt zwar die Kundenfrequenz in der City aber wir sind erst bei etwa 50 Prozent von Vor-Corona“, so Engler.

Wenn es attraktive Veranstaltungen gebe, sei Hamburg natürlich für viele Besucher interessanter. Die City-Managerin setzt dennoch große Hoffnungen auf die Sommerferien. Weil Deutschland in diesem Jahr für viele bevorzugtes Reiseland sei, „kommen vermutlich viele aus dem Süden in den Norden und nach Hamburg“. Davon könnte der Einzelhandel profitieren.

Rückendeckung der Stadt für Hamburger Sportveranstalter

„Der Hamburger Senat prüft weitere Schritte im Lichte der kommenden Entwicklung fortlaufend und orientiert sich dabei – wie auch in der Vergangenheit – an den Empfehlungen der Bundesregierung und den Vereinbarungen der Ministerpräsidentenkonferenz“, sagte eine Sprecherin der Gesundheitsbehörde. „Diese Entwicklungen können gegebenenfalls in der neuen Rechtsverordnung berücksichtigt werden, die ab 1. Juli 2020 gelten würde.“ Nach Angaben von Karsten Broockmann, Sprecher der ebenfalls schwer gebeutelten Hamburg Messe, werde derzeit „bundesweit an Konzepten gearbeitet, wie man Messen künftig unter Einhaltung der Hygienestandards abhalten kann“.

Die Hamburger Sportveranstalter verfolgen auf Empfehlung und mit ausdrücklicher Rückendeckung der Stadt weiter ihre Planungen für die Monate September und Oktober, in denen ihre verschobenen Events nachgeholt werden sollten. „Wir warten die Entscheidung des Senats ab, gehen aber davon aus, dass unsere Hygienekonzepte ausreichend sind, um unsere drei Veranstaltungen durchführen zu können“, sagt Frederick Deimel, Sprecher der Agentur Ironman.

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Das Hygienekonzept für das Triathlon-Wochenende am 5./6. September liegt der Gesundheitsbehörde bereits vor, das für das Weltcup-Radrennen Cyclassics (3. Oktober) ist in Arbeit. Marathon-Chef Frank Thaleiser will noch diese Woche die geforderten Unterlagen für den Lauf am 13. September bei den Behörden einreichen. „Unser Konzept ist fertig, wir würden aber entsprechende Anpassungen vornehmen, falls sie jetzt erforderlich würden.“ Da alle Teilnehmer registriert sind und mit einem Chip im Schuh laufen, sei eine nachträgliche Kontaktverfolgung möglich.

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