Hamburg. Restaurants und Cafés müssen einige Corona-Auflagen erfüllen, um öffnen zu dürfen. Wir haben ausprobiert, wie das klappt.
Für viele war es ein wichtiger und lang ersehnter Schritt hin zu so etwas wie Normalität: Endlich dürfen die Restaurants und Cafés in der Hansestadt wieder öffnen. Seit zwei Wochen schon gilt die Allgemeinverfügung, die es Gastronomen erlaubt, wieder Gäste zu empfangen.
Allerdings nur unter strengen Auflagen: Sitz- und Stehplätze müssen so angeordnet sind, dass ein Abstand von mindestens 1,50 Metern zwischen den Gästen eingehalten wird. Auch beim Zugang der Gäste zum Lokal muss dieser Abstand gewährleistet sein.
Weiter müssen Oberflächen regelmäßig gereinigt werden, und alle Gäste müssen mit Kontaktdaten registriert werden. Außerdem sehen die Regeln vor, dass das Restaurantpersonal beim direkten Kontakt mit Restaurantgästen eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen muss.
Polizei kontrolliert: Halten Lokale die Corona-Auflagen ein?
Laut Angaben der Hamburger Innenbehörde sind Polizei und Mitarbeiter der Bezirksämter regelmäßig im gesamten Stadtgebiet im Einsatz, um die Einhaltung der Regeln zu kontrollieren, besonders auch in den beliebten Ausgehvierteln wie St. Pauli und der Sternschanze. „Grundsätzlich kann man sagen, dass unsere anlassbezogenen Kontrollen auf Akzeptanz stoßen und die erforderlichen Vorgaben auch eingehalten werden, einzelne Ausnahmen natürlich ausgenommen“, so ein Polizeisprecher.
Viele Hamburgerinnen und Hamburger haben die neue gastronomische Freiheit bereits genutzt und waren in unterschiedlichen Restaurants und Cafés in der Stadt zu Gast. So auch viele Mitarbeiter des Hamburger Abendblattes, die unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. Mancherorts muss noch nachgebessert werden.
Hotel Mellingburger Schleuse, Sasel
Wir waren zu viert in diesem Restaurant, durften die Masken erst am Tisch abnehmen und mussten uns in die Liste eintragen (jeder für sich, Ehepaare durften nicht für den jeweils anderen mit ausfüllen, das wurde ausdrücklich gesagt). Innerhalb des Restaurants (Weg zur Toilette) musste man die Maske jedes Mal wieder anlegen. Der Kellner hatte Mundschutz und Handschuhe und hat die Karten desinfiziert. Also alles in allem: sehr streng.
Anna Sgroi, Harvestehude
Beim Besuch am ersten Wochenende nach der Öffnung wurde zwar der Abstand vorbildlich eingehalten. Etwa ein Viertel der ohnehin eher weitläufig auf zwei Räume verteilten Tische waren gar nicht erst eingedeckt, die Bedienungen trugen Maske und achteten darauf, den Gästen nicht zu nahe zu kommen.
Bei der Reservierung haben wir wie bereits vor Corona üblich Nachnamen und Handynummer angegeben, ansonsten kamen die Personalien beim Besuch nicht zur Sprache. Auf Nachfrage erklärte das Restaurant, man hab die Kontaktdaten zunächst mit der Reservierung erfasst, wenig später dann auch per Vordruck. Die Nachverfolgbarkeit sei zu jedem Zeitpunkt gesichert gewesen.
Gallo Nero, Winterhude
Das italienische Restaurant am Poelchaukamp hat sich gut auf die Corona-Regeln eingestellt: Die Kellner tragen Masken, Salz- und Pfeffermühlen wurden abgeräumt, die Speisekarte liegt auf Papier ausgedruckt auf den Tischen bereit. Die opulente Weinkarte wird derzeit nicht ausgegeben (Ansteckungsgefahr!); stattdessen kommt auf Anfrage ein Kellner an den Tisch und berät über das Weinangebot.
Zwischen den Gängen wird ein Formular ausgeteilt, mit der Bitte, Personenzahl, Name, Anschrift und Erreichbarkeit einzutragen. Eigentlich alles vorbildlich, wäre da nicht die Enge der Räume: Um zu seinem Platz zu kommen, muss man sich dicht an anderen Tischen vorbeischlängeln.
Mad about Juice, Winterhude
Das Mini-Restaurant am Mühlenkamp, das Acai-Bowls, frischgepresste Säfte und Sandwiches anbietet, hatte auch während des Lockdowns geöffnet – mit einem Außer-Haus-Angebot. Jetzt kann man wieder im Freien Platz nehmen. Die Abläufe sind vorbildlich: Mit Maske geht es einzeln hinein zum Bestellen am Tresen, dann werden die Kunden gebeten, vor der Tür zu warten. Eine Bedienung bringt Speisen und Getränke dann nach einigen Minuten heraus.
Café Ponton, Neustadt
Jeweils zwei Bistrotische sind zusammengestellt, dazwischen wird Abstand gehalten. An fast allen Doppel-Tischen sitzen nur zwei Personen. Speisekarten gibt es nicht auf den Tischen, die Bedienung bietet aber an, sie zu bringen. Doch wir wollen nur etwas trinken.
Die Bedienung trägt ein Gesichtsvisier. Aber Zettel zum Ausfüllen der Kontaktdaten? Fehlanzeige. Sie liegen nicht aus, an keinem Tisch und wir werden auch nicht dazu aufgefordert. Chef Mohammed Hanis sagt: „Die Kontaktdaten aufzuschreiben ist Vorschrift. Normalerweise machen wir das. Ich werde noch heute mit den Mitarbeitern sprechen.“
Zollenspieker Fährhaus, Vierlande
Mittagessen im Freien nach telefonischer Voranmeldung. Die Speisekarten sind idealerweise auf die Papiersets gedruckt, Tische und Stühle genau auf Abstand. Man möge sie auch bitte nicht umstellen oder zusammenrücken, bittet der Kellner, der Mund-Nasen-Schutz trägt und die Gäste nach der Anmeldung an einem Tresen an die Tische geleitet.
Auf den Toiletten ist das zweite Waschbecken mit Flatterband gesperrt, um den nötigen Abstand zu gewährleisten. Gäste, die an einem Tisch sitzen, müssen alle ihre Namen eintragen, auch Kontaktdaten werden abgefragt. Wir sind vier Haushalte an zwei Tischen – insgesamt sieben Personen. Beim Essen mit Blicke auf die Elbe vergisst man Corona fast, allerdings tragen alle Bedienungen Mundschutz – und bringen es dem Gast dadurch immer wieder in Erinnerung.
Theos im Hotel Elysee, Rotherbaum
Wir haben telefonisch reserviert – fünf Personen aus zwei Haushalten. Der Restaurantleiter geleitet uns zu einem großzügigen runden Tisch, an großen Vierertischen im Lokal sitzen ebenfalls jeweils nur zwei Personen. Auf einem Zettel müssen wir unsere Namen und Handynummern angeben. Die Bedienung trägt weiße Handschuhe und Mund-Nasen-Schutz. Der Ausgang ist ein anderer als der Eingang, damit sich die Gäste hier nicht zu nah kommen.
Hotelbar im The Fontenay, Rotherbaum
Der Tisch wurde telefonisch reserviert. Auf einem Zettel notieren die vier Gäste ihre Namen und Kontaktdaten und gruppieren sich um den Tisch, der ihnen zugewiesen wird. Und so sitzen die 17- und 18-Jährigen zusammen und beantworten die einzige Frage, die ihnen an diesem Abend gestellt wird: „Was möchten Sie trinken?“
Hotelsprecherin Claudia Bellmann sagt: „Ich kann Ihnen versichern, dass wir in allen Bereichen des Hauses akribisch auf die Einhaltung der behördlich vorgegebenen Corona-Richtlinien achten und diese umsetzen. Sämtliche Mitarbeiter sind intensiv bezüglich der Regularien geschult und haben die strikte Weisung diese einzuhalten.“
Petit Bonheur, Neustadt
Die Gäste werden freundlich an der Tür begrüßt. Desinfektionsmittel für die Hände steht bereit. Geschäftsführer Ergün Uysal und seine Mitarbeiter tragen Kunststoff-Schilde vor dem Gesicht. „So kann man direkter kommunizieren und besser atmen“, sagt der Chef.
Seine Gäste haben vorher reserviert. Wenn sie an dem zugewiesenen Tisch sitzen, füllen sie ein Formular mit Name, Telefonnummer, E-Mail-Adresse, Datum und Uhrzeit aus. Während des Aufenthaltes im Lokal müssen die Gäste keine Masken tragen, auch nicht auf dem Weg zu den Toiletten oder nach draußen für die Raucher-Pause.
Lál Pera, Eimsbüttel
Vor dem Café Lál Pera an der Osterstraße stehen die Tische weit auseinander. An jedem halten sich höchstens zwei Gäste auf. Ein junger Mann bedient die Gäste mit Mundschutz. Zum Cappuccino bringt er einen Zettel, auf dem man Datum, Uhrzeit, Name und Telefonnummer eintragen muss. Mitarbeiter Yalvac Emre sagt: „Wir achten aufeinander, und alle haben viel Verständnis für die Regelungen.“
Das könnte Sie auch interessieren:
- Bars und Restaurants: Tische auf Parkplätzen aufstellen
- Corona: Mehr Verstöße in der Gastronomie
- „Momentan bin ich ganz froh, keine Konzerte zu haben“
El Favorita, Hoheluft-West
In diesem Café muss sich der Gast beim Betreten erst einmal die Hände desinfizieren und Mundschutz tragen. Die Bestellung wird an den Tisch gebracht und der Zettel für die persönlichen Daten gleich mit. Die Tische stehen schön weit auseinander, hier fühlt man sich sicher. Die Bedienung hinter dem Verkaufstresen trägt ein Visier, ihr Kollege weder Maske noch Visier.