Hamburg. In der Stadt stehen gut 100 Hundeauslaufflächen zur Verfügung. Schöner sind jedoch Strecken, die sich für lange Spaziergänge eignen.

Hamburg ist eine tolle Stadt für Hunde. Das viele Grün und die zahlreichen innerstädtischen Freiflächen sind vielleicht mit ein Grund dafür, dass sich im Februar 2019 offiziellen Angaben zufolge 50.500 Hamburger etwa 85.000 Hunde in der Stadt gehalten haben. Damit hat sich die Zahl der Hunde seit 2012 von zu dieser Zeit 60.000 Hunden um vierzig Prozent erhöht, was allerdings auch dazu führt, dass der Platz für Auslaufflächen knapp wird. Aktuell stehen gut 100 Hundeauslaufflächen in ganz Hamburg zur Verfügung. Die Bezirksämter versuchen bei der Ausweisung von Hundeauslaufzonen darauf zu achten, dass Hundehalter diese Flächen im Umkreis von etwa zwei Kilometern erreichen können.

Weil Hamburg neben vielen Wasserflächen auch rund 600 Hektar Grünfläche zu bieten hat und damit die Stadt mit den meisten Grünflächen in Deutschland ist, gibt es viele Möglichkeiten, einen Stadtspaziergang mit kulturellen und gastronomischen Highlights zu verbinden und trotzdem die Bedürfnisse des Hundes im Blick zu behalten. Neben Stadtpark und Alsterwiesen, dem Elbufer und dem Jenisch Park, den Schwarzen Bergen, dem Niendorfer Gehege und dem Altonaer Volkspark gibt es viele, im Vergleich eher unbekannte Strecken, die sich gut für ausgedehnte Spaziergänge eignen – für Zweibeiner ebenso wie für Vierbeiner. Wir stellen die schönsten vor:

Altonaer Balkon

e Ausgangspunkte der meisten beschriebenen Touren lassen sich bequem mit Bus und Bahn erreichen: Wir verlassen den Bahnhof Altona in Richtung Platz der Republik und steuern direkt auf das Altonaer Rathaus zu. Die Kaiser-Wilhelm-Statue lassen wir links liegen und spazieren parallel zur Betty-Levi-Passage durch den kleinen Grünzug bis zur Christianskirche aus dem Jahr 1738. Die Straße, die es nun in Richtung Heine-Park zu überqueren gilt, heißt auf einer Länge von 270 Metern Klopstockstraße, zu Ehren des vor dem Südportal der Kirche begrabenen Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock. Am markanten Gebäude Elb­chaussee 1 geht es in die Klop­stockterrasse, und am Ende dieser kleinen Stichstraße wartet der Heine-Park mit dem sich anschließenden Donners Park.

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Wir biegen rechts ab und spazieren – egal auf welchem Weg – durch die gepflegte Parkanlage bis zur Elbtreppe, die wir in Richtung der auf der Elbchaussee entlangbrausenden Autos hinaufsteigen. Hinter dem linker Hand auftauchenden Heckengarten folgen wir dem Verlauf des Parks, bis das für seine gute Küche bekannte Landhaus Scherrer auf der gegenüberliegenden Straßenseite auftaucht. Wir folgen der ausladenden Linkskurve des Weges und dem in Richtung Wasser schnüffelnden Hund.

Lüdemanns Weg heißt die kleine Twiete, die uns steil bergab zum Museumshafen Oevelgönne führt. Hier angekommen, lohnt sich ein kurzer Abstecher den Elbstrand entlang zum Alten Schweden, einem imposanten Felsbrocken, der 1999 bei Elbvertiefungsarbeiten im Fluss gefunden und am Elbufer aufgestellt wurde. Während der Hund durch den Elbsand tobt, dürfen sich Hundchens Halter darüber wundern, warum der Stein die Reste eines rotweiß-braunen Make-ups erkennen lässt: Zu einem Stadtderby zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli haben Unbekannte Deutschlands ältesten Großfindling angemalt – wie kurz zuvor schon einige Künstler in einer Neujahrsnacht in strahlendem Gold.

Wir gehen wieder zurück in Richtung Stadt und kommen am Café Elbterrassen vorbei. Eigentlich der ideale Platz, um sich bei einem Stück Kuchen oder einer Kleinigkeit zu essen zu stärken. Im Sommer laden Strandkörbe und Segeltuchstühle im Elbsand zum Verweilen bei einem kühlen Getränk in hundefreundlicher Umgebung ein. Weiter geht’s in Richtung Augustinum, danach spazieren wir für gut 1,25 Kilometer immer an der Hafenkante und wasserseitig an der sogenannten Perlenkette entlang. Auf Höhe des markanten, vom Architekten Hadi Teherani entworfenen Bürogebäudes Dockland biegen wir links ab, überqueren die Große Elbstraße und steigen den Berg von immerhin 27 Höhenmetern hinauf zur Kaistraße.

Der nach rechts abzweigende Grünzug ist der Altonaer Balkon, den wir jetzt durchqueren. Nachdem wir den links emporragenden Hochhausblock umrundet haben, queren wir die Palmaille. Durch die Behnstraße und den sich rechter Hand ausbreitenden Park geht es bis zur Schmarjestraße, in die wir links einbiegen und an deren Ende wieder der Platz der Republik auftaucht. Zum Bahnhof Altona als Zielpunkt der Runde geht es nach rechts.

Unterer Alsterwanderweg

Mit der blauen Linie, der U 1, geht es bequem zur Haltestelle Lattenkamp und von hier aus über den Ausgang Bebelallee direkt an die Alster. Dort folgen wir dem Wasserlauf nach rechts an vielen malerisch gelegenen Kleingartenkolonien vorbei, bis wir nach zwei Kilometern die Brücke des Alsterdorfer Damms erreichen. Hier halten wir uns links, überqueren die Brücke, und vor dem Ausflugslokal Braband mit seiner sehr schön und direkt am Wasser gelegenen Sonnenterrasse nehmen wir die Treppenstufen nach rechts zum Alsterlauf hinunter. Das 1919 erbaute Klinkerhäuschen diente zunächst als öffentliche Toilette und Transformatorenstation. Sollte es mit dem Hund Probleme beim Treppensteigen geben, wird das Bistro einfach umrundet und der stufenlose Zugang zur Promenade gewählt.

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Bis kurz hinter der kreuzenden Hindenburgstraße geht es dem sanft geschwungenen Alster­ufer folgend nach Norden, bis wir am Brabandkanal scharf rechts abbiegen müssen. Die vor uns liegenden Häuser stehen quasi auf einer Alsterinsel, die wir nun umrunden müssen, da jedes der Häuser einen Garten mit privatem Wasserzugang hat. An der Sengelmannstraße angekommen, ist zunächst ein kurzer Rechts-Links-Haken zu schlagen, um die viel befahrene Straße an der Ampel Ecke Maienweg zu überqueren. Da­nach geht es wieder ein Stück des Weges zurück, bis wir erneut das Alsterufer erreichen. Von hier aus geht es für einen guten Kilometer flussaufwärts bis zur Fuhlsbüttler Schleuse, die ältere Hamburger auch unter dem Namen „Ohlsdorfer Schleuse“ kennen.

Die 1912 bis 1914 im Zuge der Alsterkanalisierung zwischen Eppendorf und Alsterdorf vom damaligen Oberbaudirektor Fritz Schumacher erbaute, in den 1930er-Jahren umgestaltete und 2013 komplett neu aufgebaute Schleuse markiert seit ihrer Errichtung den Übergang vom unbefestigten Oberlauf der Alster zum kanalisierten Unterlauf. Wir überqueren die Schleuse und machen uns auf dem gegenüberliegenden Alsterufer wieder auf den Rückweg. Nach gut 2,5 Kilometern erreichen wir erneut das ehemalige Trafohäuschen. Nun heißt es, dem Hinweg rückwärts bis zur Wilhelm-Metzger-Straße zu folgen. Hier führt uns der Weg nach rechts, wo wir an der zweiten Brücke (Bushaltestelle Inselstraße) nach links in den sich für einen halben Kilometer am Inselkanal entlangschmiegenden Park gelangen.

Für den stilvollen (und selbstverständlich hundekompatiblen) Abschluss dieser schönen Alstertour bietet sich der An­leger an, eine von April bis Oktober geöffnete Strandbar. Dazu geht es am Ende des Parks in die schräg gegenüber abgehende Stichstraße, den Deelbögenkamp (nach rechts zur Ampel, dann über die Straße, rechts in den Deelbögenkamp, und nach 150 Metern ist man am Ziel). Ganz gleich, welchen Weg man einschlägt: Von hier ist man in fünf Minuten zurück an der Haltestelle, wo unser Stadtspaziergang begonnen hat.

Eilbekkanal und Wandse

Am schönsten ist diese Tour, die mitten in der Stadt ein Ausflug ins Grüne ist, am frühen Vormittag, wenn einem während des gesamten Weges die Sonne ins Gesicht lacht. Viel zu sehen gibt es bereits nach dem Verlassen der U-3-Starthaltestelle Uhlandstraße im Auenviertel. Aus der Station heraus und geradewegs über die Straße führt der Weg kurz vorm Kuhmühlenteich nach rechts, an der Straße Eilenau entlang. In der Kirche St. Gertrud, die sich auf der anderen Seite des Teichs befindet, wurde Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt getauft und konfirmiert.

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Links bleibt für 1,5 Kilometer der Eilbekkanal immer in direkter Sichtweite. Erst kurz nach der Hundeauslaufzone Eilenau/Von-Essen-Straße, sobald man die Versöhnungskirche im Blick hat, muss der Kanal überquert werden, weil man sonst beim Pastor im Kirchgarten steht.

Nun geht es in den Fried­richsberger Park hinein. Wer jetzt schon Hunger und Durst verspürt, sollte ins Café Schmidtchen in der ehemaligen Pathologie des alten Eilbeker Krankenhauses (Friedrichsberger Straße 66) gehen. Hunde werden hier (auch bei schlechtem Wetter!) genauso freundlich begrüßt wie ihre Halter.

Ob mit oder ohne Stärkung: Weiter geht’s durch den Fried­richsberger Park und an der Blauen Hose, einer Kunstinstallation, über die Straße Eilbektal hinweg unter der S-Bahn-Brücke hindurch um den Mühlenteich herum. Nun geht es rechts an der Budni-Hauptverwaltung vorbei, und nach einem kleinen Schlenker erreicht man die Wandsbeker Allee. Hier angekommen, führt der Weg durch den Fußgängertunnel auf die andere Straßenseite und weiter vorbei am HVV-Busbetriebshof Wandsbek.

Wir folgen dem sich gemütlich durchs Grün schlängelnden Weg für 2,3 Kilometer bis zum Fischers Park und kehren, falls sich Hunger bemerkbar macht, im auf halber Strecke liegenden Restaurant „Zum Eichtalpark“ ein. Täglich außer montags wird hier ab 11.30 Uhr gutbürgerliche Küche serviert und nachmittags – auf der Sonnenterrasse – Kuchen und Kaffee.

Auf Höhe des Fußballplatzes geht es nach rechts über den Bach. Wer hier geradeaus geht, kommt in den Botanischen Sondergarten, der zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert ist – und einen kurzen Stopp auch wegen der kostenlosen Toilette lohnt. Hunde dürfen an der Leine geführt mit in den Garten genommen werden. Nach dem Überqueren der Straße „Ölmühlenweg“ geht es die sogenannte Deichpromenade entlang. Kurz vor dem Tonndorfer Friedhof befindet sich die KZ-Gedenkstätte Ahrensburger Straße. In der Außenstelle des Konzentrationslagers Ravensbrück produzierten 500 Zwangsarbeiterinnen von Juni 1944 bis April 1945 Gasmasken.

Wir queren die Nordmarkstraße, biegen kurz vor dem Erreichen des Ostender Sees links in die Kleingartenkolonie Ostende ein und folgen danach der Straße Am Hohen Hause. Der Charlie-Mills-Straße folgend erreichen wir das auf der anderen Seite des Friedrich-Ebert-Damms gelegene und neu bebaute Gelände der ehemaligen Tonndorfer Trabrennbahn.

Jetzt sind es noch 300 Meter bis zum Zielpunkt, der U-1-Haltestelle Trabrennbahn.

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Buchtipp

„Hamburg mit Hund“ von Holger Wetzel und Frank Erpinar ist im Junius Verlag erschienen und kostet 14,90 Euro. Der handliche und unterhaltsame Stadtführer mit zahlreichen lebensnahen Tipps und Geschichten rund um Hund und Halter ist in der Hamburger Abendblatt-Geschäftsstelle (Großer Burstah 18–32), unter abendblatt.de/shop sowie im Buchhandel erhältlich.

Die Touren in der nächsten Ausgabe: Von der Schanze zur Alster, Energieberg Georgswerder, Eppendorfer Moor

Hund und Großstadt – wie passt das zusammen?

Hundetrainerin Melanie Knies-Wepler erklärt, was Hunde in der Stadt brauchen.

Gibt es Hunde, die gar keinen Auslauf brauchen?

Auf gar keinen Fall! Alle Hunde, auch die kleinsten Schoßhündchen, sind von Haus aus Lauftiere. Hunde sind für lange Erkundungsausflüge und schnelle Verfolgungsjagden ausgerüstet. Ein Hund, der nicht gern läuft, ist krank.

Reicht die Bewegung im Schrebergarten?

Eigentlich nicht, es sei denn, es handelt sich um einen Haus-, Hof- oder Wachhund. Dann sollte der Garten aber auch der Größe des Hundes angemessen sein, sodass er ungestört einen Kurzsprint ansetzen und ohne Gefahr abbremsen kann. Tägliche Spaziergänge in die weite Welt außerhalb der Grundstückshecke, und sei es nur zum Kiosk oder zur Eisdiele, brauchen die Hunde trotzdem. Hunde ohne Bewegung werden unglücklich.

Ist freies Laufen ohne Leine wichtig?

Absolut! Nur freilaufend kann der Hund seine Umwelt erkunden, sie kennenlernen und ohne Probleme einordnen. Natürlich ist das in Hamburg mit dem Verkehr und den städtischen Verordnungen fast unmöglich. Im Idealfall folgt einem der Hund, weil sein Halter Kontakt zu ihm aufgebaut hat. Sie führen, der Hund folgt. Aber nicht, weil er muss, sondern weil er möchte. Das ist fast so, als würde man mit seinem Partner Hand in Hand spazieren gehen.

Wie oft am Tag muss man „Gassigehen“?

Mindestens viermal täglich mit dem Hund an die frische Luft gehen, wofür insgesamt mindestens zwei Stunden Zeit aufgewendet werden müssen. Auch wenn es draußen ungemütlich ist und das Wetter gerade keine Lust auf einen Spaziergang macht. Grundsätzlich gilt: Je mehr Zeit man mit seinem Hund verbringt, desto besser.

Kann man einen Hund auch überanstrengen?

Na klar. Junge Hunde fühlen sich meist stabiler und kräftiger, als sie sind, und ältere sind häufig zu nett zum Protestieren. Zu jeder sportlichen Leistung gehören ein ausgewachsener, gesunder Körper, viel Übung und die richtige Motivation. Von jungen Hunden, alten Hunden, Hunden mit vollem Magen und von Hunden, die das nicht durch ein tägliches Training gewöhnt sind, sollte man nie sportliche Höchstleistungen abfordern.

Sollte man die Route hin und wieder ändern?

Spazierengehen ist für Hunde wie Zeitung lesen. Aber Hunde schreiben auch tägliche Leserbriefe. Und dann wollen sie wissen, was auf ihre Botschaft für Antworten gekommen sind. Man sollte die Routen also nicht ständig ändern.