Hamburg. Hamburger Forscher entwickeln unter dem Dach eines Start-ups neuen Therapieansatz, der das Virus eliminiert. Klinische Studie am UKE.
Hamburger Forscher wollen einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen HIV und Aids leisten: Unter dem Dach des Hamburger Start-ups Provirex – im Oktober 2019 gegründet – entwickeln sie einen neuen Therapieansatz, der das Virus eliminiert. Das bedeutet: Erstmals könnte es so gelingen, das Virus zu entfernen, statt es in Schach zu halten, wie bei bisherigen Behandlungsformen üblich.
Die Ascenion GmbH und die Innovationsstarter Fonds Hamburg GmbH beteiligen sich an dem Hamburger Start-up. Die neue Therapiemethode soll in einer klinischen Studie geprüft werden, wie die Wissenschaftsbehörde am Mittwoch mitteilte.
Demnach wollen die Forscher HIV-Patienten mit einer neuen Gen- und Zellmethode künftig besser therapieren. Das Neue an dem Therapieansatz: Durch eine sogenannte Genschere wird der Bauplan des Aids-Erregers HIV aus dem Erbgut der infizierten Zelle herausgeschnitten und das Virus eliminiert. Das Start-up Provirex werde die weitere Entwicklung der Brec1-Technologie vorantreiben, besonders unter Berücksichtigung vereinfachter und direkter Verabreichungsformen, heißt es in der Mitteilung weiter.
Aids-Therapieansatz wird in klinischer Studie am UKE überprüft
"Die Beteiligung von Ascenion und des Innovationsstarter Fonds Hamburg ist eine wichtige Grundlage, um die Ergebnisse der Forschung in Zukunft in die Anwendung zu überführen", sagt Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne). Mit der unter anderem vom Heinrich-Pette-Institut, Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie (HPI) entwickelten Therapieform könnte es erstmals gelingen, Patientenzellen dauerhaft und präzise von HIV zu befreien.
"Das wäre ein medizinisch und gesellschaftlich historischer Durchbruch auf dem Weg zur Heilung von HIV und Aids", so Fegebank. "Zunächst gilt es, den neuen Therapieansatz in der klinischen Studie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zu überprüfen und umzusetzen."
Zum Hintergrund: Das Konzept beruht auf Forschungsarbeiten von Prof. Joachim Hauber und dem Team am HPI sowie Prof. Frank Buchholz an der Technischen Universität Dresden. Gemeinsam haben sie die sogenannte Genschere, die Designer-Rekombinase Brec1, entwickelt und optimiert. In einer Kooperation zwischen dem HPI und dem UKE wird der Ansatz derzeit für klinische Prüfungen vorbereitet.
Ansatz soll bei Stammzelltherapie bei HIV-Patienten im UKE evaluiert werden
„Das könnte ein Meilenstein in der Bekämpfung von HIV werden“, so Hauber. „Wir sind sehr glücklich, dass wir jetzt hier am UKE-Campus in Hamburg die Möglichkeit erhalten, basierend auf unseren Forschungsergebnissen neuartige Therapieverfahren zu entwickeln.“
Der Ansatz soll zunächst bei einer Stammzelltherapie bei acht HIV-Patienten in der Klinik für Stammzelltherapie des UKE evaluiert werden. Dafür haben das Bundesministerium für Bildung und Forschung, der Hamburger Senat und die ForTra gGmbH für Forschungstransfer der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung Förder- und Investitionsmittel bereitgestellt.
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„Das ist ein wichtiges Signal der Hoffnung im Kampf gegen HIV und andere bislang nicht heilbare Krankheiten", sagt Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos). "Es freut mich, dass dieses Signal zusammen mit weiteren Partnern auch aus Hamburg kommt und zeigt, dass wir hier in Hamburg nicht nur eine exzellente Forschung haben, sondern mit dem Innovationsstarter-Fonds Hamburg bei der Investitions- und Förderbank auch geeignete Fördermöglichkeiten für innovative Lösungen auf dem Weg in den Markt und zu den Menschen bereitstellen.“