Hamburg. Neue Infektionszahlen vom Sonnabend. Maskenpflicht bei Moia. Leonhard arbeitet an Kita-Fahrplan. Der Newsblog.
Obwohl durch die Öffnung vieler Geschäfte ein kleines Stück Normalität in den Alltag zurückgekehrt ist, hat die Coronakrise das Leben in Hamburg und Norddeutschland weiter fest im Griff. Ab Montag gilt Maskenpflicht in Bussen, Bahnen und Geschäften. Veranstaltungen, Demonstrationen und Feiern werden weiterhin verschoben, abgesagt oder ins Netz verlegt: So findet die Lange Nacht der Museen dieses Jahr digital statt, während das Hamburger Theaterfestival endgültig abgesagt ist.
Alle Entwicklungen zum Coronavirus im Norden im Newsblog (25. April):
- Corona-Insolvenz: Verwalter von Dat Backhus optimistisch
- Bootsbesitzer dürfen ihre Boote für die Saison vorbereiten
- Coronavirus: Neue Zahlen zu Infizierten in Hamburg
- 2612 Corona-Infektionen in Schleswig-Holstein
- Leonhard: Fahrplan für Kita-Öffnung bis 30. April
- Awo: Ältere nehmen Corona-Hilfsangebote langsam an
- Hamburger Theaterfestival wegen Coronavirus endgültig abgesagt
- Läden in Schleswig-Holstein öffnen am Sonntag
- Coronavirus: Maskenpflicht ab Montag
Corona-Insolvenz: Verwalter von Dat Backhus optimistisch
Die Hamburger Bäckereikette Dat Backhus, die nach Umsatzeinbrüchen von rund 40 Prozent in Folge der Coronakrise Insolvenz beantragt hatte, ist sanierungsfähig. Der vorläufige Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus sieht realistische Chancen für Erhalt und Sanierung des Unternehmens: „Die Ausgangslage für eine Sanierung ist sehr gut und der Geschäftsbetrieb kann, soweit es die Corona-Einschränkungen erlauben, uneingeschränkt fortgesetzt werden.“
Weil das für Dat Backhus so wichtige Café-Geschäft wegen der Pandemie weiter brachliege, der Verkauf von Backwaren aber weitergehe, appelliert Denkhaus an die Kunden, "dem Unternehmen die Treue zu halten".
Das Ziel der Insolvenzverfahrens sei, möglichst viele der 119 Filialen und damit verbundenen insgesamt 1300 Arbeitsplätze zu erhalten. Um so schnell wie möglich Löhne und Gehälter für den Monat April auszahlen zu können, seien die Insolvenzantragstellung und die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes für die Mitarbeiter von Dat Backhus bereits vorbereitet worden. Denn die Bundesagentur für Arbeit zahlt das Insolvenzgeld erst nach Eröffnung des Verfahrens – ohne eine Vorfinanzierung müssten Mitarbeiter bis zu drei Monate auf Zahlungen warten.
Ein Gläubigerausschuss, dem Vertreter des Betriebsrats, der Vermieter, der Großgläubiger sowie der Bundesagentur für Arbeit angehören, sei ebenfalls bereits eingerichtet worden.
9849 bestätigte Coronavirus-Infektionen in Niedersachsen
Die Zahl der bestätigten Coronavirus-Infektionen in Niedersachsen ist auf 9849 gestiegen. Das sind 129 mehr als am Tag zuvor, wie die Landesregierung am Sonnabend mit Stand 13 Uhr mitteilte.
Geschätzt 6845 Menschen und damit fast 70 Prozent der Betroffenen sind inzwischen genesen. 390 Menschen, die mit dem Virus infiziert waren, sind gestorben. 825 Infizierte werden derzeit in niedersächsischen Kliniken behandelt, davon 178 intensivmedizinisch. 119 Patienten werden künstlich beatmet.
Bootsbesitzer dürfen ihre Boote für die Saison vorbereiten
Bootsbesitzer dürfen in Hamburg ihre Boote endlich fit für die Saison machen. Das sei nun unter Einhaltung der Corona-Abstandsregeln in den öffentlichen Sportbootvereinen wieder möglich, sagte ein Sprecher der Hamburger Wasserschutzpolizei am Sonnabend. So dürften maximal zwei Personen auf ein Boot. Zulässig seien zudem Bootsarbeiten durch die Eigner.
Ein Ausflug ist den Vereinsmitgliedern dagegen nicht erlaubt. "Sie dürfen auf ihre Boote rauf und dürfen da auch rumwerkeln. Sie dürfen nur nicht rausfahren", sagte der Sprecher weiter. Das sei von den Bootsstegen der Sportvereine heraus nicht erlaubt. Vom eigenen, privaten Anleger sei das dagegen möglich. Die Wasserschutzpolizei werde das Einhalten der Regeln auf dem Wasser kontrollieren. "Wir haben Leute draußen. Ob bei Missachtung Geldstrafen fällig sind, entscheiden die Kollegen vor Ort."
Coronavirus: Neue Zahlen zu Infizierten in Hamburg
Rund 3100 Hamburger sind laut Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) nach einer Infektion mit dem Coronavirus inzwischen wieder genesen. Das sind etwa Hundert mehr als noch am Vortag. Die Gesundheitsbehörde meldete 31 neue Coronafälle (47 waren es am Vortag), die Gesamtzahl stieg somit auf 4589 Personen, die sich bislang mit dem Erreger Sars-CoV-2 infiziert haben. Somit sind aktuell noch rund 1.350 Hamburger mit dem Virus infiziert.
Der Zahl der Coronatoten ist laut Angaben des Instituts für Rechtsmedizin dagegen erneut deutlich um 15 Personen auf 131 gestiegen. Das RKI zählt sogar 139 Tote (122 waren es am Vortag) für Hamburg.
Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde
- Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum, und halten Sie mindestens 1,50 Meter Abstand zu anderen Personen
- Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
- Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
- Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
- Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an Ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden
Aktuell werden 187 Personen mit dem Wohnsitz Hamburg wegen einer Erkrankung mit Covid-19 stationär in Krankenhäusern behandelt. Davon befinden sich 58 auf der Intensivstation.
2612 Corona-Infektionen in Schleswig-Holstein – 95 Tote
Die Zahl der in Schleswig-Holstein seit Ausbruch der Coronaepidemie gemeldeten Infektionen mit dem neuartigen Virus ist auf 2612 gestiegen. Wie die Landesregierung am Sonnabend mitteilte, waren dies bis Freitagabend 55 Fälle mehr als nach der Meldung des Vortags. Die Zahl der Todesfälle erhöhte sich um 7 auf 95. Sechs Tote meldete der Kreis Pinneberg, einen der Kreis Plön.
99 Menschen sind derzeit in klinischer Behandlung und damit 4 weniger als nach der Vortagsmeldung. Rund 1900 Corona-Infizierte sind nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts mittlerweile genesen, wie die Landesregierung mitteilte.
Coronavirus in Hamburg: Maskenpflicht auch bei Moia
Nicht nur in Bussen, Bahnen und Geschäften gilt ab Montag, 27. April, in Hamburg die Maskenpflicht, sondern auch beim Fahrdienst Moia. Wer ab Montag eine Fahrt bucht, muss dann eine "Community Maske", die sowohl Mund als auch Nase bedeckt, tragen. Dies wird beim Einsteigen vom Fahrer kontrolliert. Die Sammeltaxis sind derzeit im Auftrag der Stadt von 0 bis 6 Uhr unterwegs.
Leonhard: Fahrplan für Kita-Öffnung bis 30. April
Eine schrittweise Öffnung der Kindertagesstätten ist bis Anfang Mai bundesweit nicht absehbar. Dennoch erarbeiten die Familienminister der Länder bereits jetzt einen Fahrplan dafür. „Wir arbeiten das in diesen Tagen in den Ländern aus und werden den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten bis zum 30. April einen Beschlussvorschlag der Familienminister vorlegen“, sagte Hamburgs Familiensenatorin Melanie Leonhard (SPD)in Hamburg.
Die Politikerin ist bei den Planungen gemeinsam mit ihrem Amtskollegen aus Nordrhein-Westfalen federführend. „Wenn wir nicht wollen, dass die Eltern aus Verzweiflung irgendwann wieder die Kinder durch Großeltern und andere betreuen lassen, dann müssen wir dieses Thema jetzt intensiv abwägen.“
Auf ein konkretes Datum für eine Öffnung konnte und wollte Leonhard sich dabei noch nicht festlegen. „Mein Wunsch ist, dass es nicht mehr so lange dauert. Prävention hat im Moment Vorrang. Jede künftige Entscheidung muss aber am Wohl der Kinder Maß nehmen. Es geht darum, die Rechte von Kindern, die Bedürfnisse von Eltern und den Schutz der Gesundheit, auch von Erzieherinnen und Erziehern, in Einklang zu bringen.“
Das müsse auf einem Niveau passieren, „bei dem die Länder natürlich noch Möglichkeiten haben, das individuell auszugestalten.“ Das sei wichtig, weil die Situation nicht nur in den Kitas einer Stadt, sondern auch in den Kommunen sehr unterschiedlich sei. Eine für alle Kitas gleichermaßen gültige starre Regel könne es deshalb nicht geben.
Corona: Vorgaben für Tagesmütter und -väter:
- Treffen Sie gegebenenfalls Absprachen mit den Eltern, um die Betreuungszeiten zu reduzieren bzw. um die Betreuung in aufeinander folgenden Schichten zu organisieren.
- Es ist darauf zu achten, dass die Gruppenzusammensetzung konstant bleibt.
- Es darf weder Spielzeug noch Essen von zu Hause mitgebracht werden. Das Essen darf unter den Kindern nicht geteilt werden.
- Reinigen Sie vorhandenes Spielzeug möglichst täglich und bevor eine andere Gruppe das Spielzeug nutzt.
- Verzichten Sie auf mitgebrachte Speisen, zum Beispiel an Geburtstagen.
- Achten Sie bei den Mahlzeiten und bei anderen Tätigkeiten am Tisch auf ausreichend Platz für jeden.
- Reichen Sie den Kindern fertige Portionen und vermeiden Sie gemeinsame Teller oder Schüsseln, zum Beispiel für Rohkost.
- Die Eltern sollten morgens vor dem Besuch der Kindertagespflege bei ihren Kindern Fieber messen. Gibt es Anzeichen einer Erkrankung, sollen die Kinder nicht in die Kindertagespflege gebracht werden.
- Kinder, die durch Vorerkrankungen (Leitsymptom: dauerhafte Medikation) zur Risikogruppe gehören, sollten das Angebot möglichst nicht nutzen.
Awo: Ältere nehmen Corona-Hilfsangebote langsam an
Nachdem sich auf den Aufruf der Arbeiterwohlfahrt (Awo) nach Telefonpaten für Senioren in der Coronazeit zunächst fast ausschließlich Helfer gemeldet hatten, suchen nun zunehmend auch ältere Menschen nach Anschluss. „Die Anfragen der älteren Menschen haben sich gesteigert. Aber es ist nach wie vor noch Luft nach oben“, sagte Renate Polis, Awo-Fachbereichsleiterin Engagement, in Hamburg. Viele ältere Menschen trauten sich noch nicht, nach Hilfe zu fragen.
Den derzeit mehr als 500 Angeboten zum täglichen Telefonieren und Einkaufen stehen bislang etwa 80 Senioren gegenüber, die die Hilfe gern angenommen haben. „Die Einkaufshilfen und die Telefonpatenschaften halten sich dabei die Waage.“
Hamburger Theaterfestival wegen Coronavirus endgültig abgesagt
Verblüffend lange war auf der Website des Hamburger Theaterfestivals noch die Hoffnung spürbar, wenigstens einen Teil der Inszenierungen zeigen zu können. 14 Aufführungen waren geplant, nur das Eröffnungsgastspiel „Der Menschenfeind“ vom Deutschen Theater Berlin war zunächst abgesagt – bis zum Freitag. Nun entfällt auch dieses Festival komplett.
Intendant Nikolaus Besch bedauert die Absage: „Doch Gesundheit geht vor.“ Bezahlte Karten können an den jeweiligen Theaterkassen und Vorverkaufsstellen rückabgewickelt werden. Besch dankt seinen Förderern für „Unterstützung, Umsicht und Nachsicht“ in der Krise und verspricht, dass das Theaterfestival im nächsten Jahr wieder stattfindet. „Bis dahin hilft uns unsere Fantasie und die Solidarität untereinander.“
Das Coronavirus in Deutschland und weltweit:
Lange Nacht der Museen dieses Jahr digital
Am Sonnabend (18.00 Uhr) startet in Hamburg wieder die Lange Nacht der Museen. Wegen der Coronapandemie öffnen Hamburgs Museen ihre Türen in diesem Jahr aber nur digital. Wer auf Facebook und YouTube „Lange Nacht der Museen Hamburg“ folgt, könne vom Sofa aus virtuelle Rundgänge, Führungen, Musik und Liveschaltungen in 38 Museen erleben, teilten die Veranstalter mit. Viele Beiträge wurden von den Häusern selbst und neu produziert.
So können die Besucher im Medizinhistorischen Museum aus der Corona- in die Cholera-Zeit blicken, im Museum des FC St. Pauli führen Kuratoren durch's Millerntor und in die neue Dauerausstellung. Das Universitätsmuseum ruft zur digitalen Aktion: Wofür würden Sie Flugblätter machen und wie würden die aussehen? Im Komponistenquartier tönen die Tasten des Tafelklaviers von Johannes Brahms, und die KZ-Gedenkstätte Neuengamme lädt per Livestream zur Spurensuche auf dem Gelände ein.
Läden in Schleswig-Holstein öffnen am Sonntag
Nach coronabedingt wochenlanger Schließung dürfen Schleswig-Holsteins Geschäfte ausnahmsweise auch an diesem und am nächsten Sonntag öffnen. So können etwa im Kreis Nordfriesland - dazu zählen unter anderem auch die Inseln Sylt und Föhr - alle Verkaufsstellen nun auch an Sonntagen zwischen 11 und 17 Uhr öffnen, wie der Kreis mitteilte.
Bäckereien, Floristen und Zeitungshändler dürfen an Sonntagen zusätzlich zum Vormittag ab 11.00 Uhr weitere sechs Stunden geöffnet haben. So sollen die Kundenströme sich zeitlich besser verteilen und die erforderlichen Abstände zur Eindämmung der Corona-Pandemie leichter eingehalten werden können. Für den 1. Mai selbst gilt die Ausnahmeregelung nicht.
Ab Montag Maskenpflicht in Bussen, Bahnen und Geschäften
In Bussen und Bahnen, in Geschäften und auf Wochenmärkten sind wegen der Coronapandemie von Montag an in Hamburg Schutzmasken Pflicht. Was Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Dienstag angekündigt hatte, ist nun in eine Verordnung gegossen, wie die Gesundheitsbehörde am Freitag mitteilte. Die Tragepflicht für Alltags- oder Stoffmasken gilt - soweit gesundheitlich möglich - für alle Menschen ab sieben Jahren und auch in öffentlich zugänglichen Flächen von Einkaufscentern sowie für Taxifahrer, Chauffeure und deren Fahrgäste.
Ein Bußgeld sei zunächst nicht vorgesehen. „Das wollen wir uns erst ansehen, ob das überhaupt erforderlich ist“, sagte Justizsenator Till Steffen (Grüne). Anders sieht es jedoch für Ladenbetreiber aus, die Menschen ohne Maske ins Geschäft lassen. Ihnen drohen nach Angaben der Gesundheitsbehörde Bußgelder in Höhe von 500 bis 1000 Euro.
Maskenpflicht in Hamburg: Bürgermeister beantwortet Fragen:
Coronakrise: Veterinärmediziner stärker einbinden
Nach Plänen der Bundesregierung sollen auch Veterinärmediziner stärker bei der Bewältigung der Coronakrise mitwirken, indem sie etwa Tests auf den Erreger auch in ihren Laboren auswerten. Im Gespräch mit dem Abendblatt betonte die Vorsitzende des Berufsverbandes Praktizierender Tierärzte (bpt) in Hamburg, Christina Bertram, nun grundsätzliche Bereitschaft. „Schon im Studium der Veterinärmedizin spielt auch Virologie eine Rolle“, so Bertram. „Fachlich sind die Voraussetzungen absolut vorhanden. Auch Tierärzte sind aber momentan zusätzlich belastet.“
Coronavirus: Das müssen Sie über Fachbegriffe wissen
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- Covid-19: Die Erkrankung, die das Virus auslöst
Im Gegensatz zu Fachärzten in der Humanmedizin sei das Patientenaufkommen seit Beginn der Krise „nur moderat zurückgegangen“, so Bertram. Wegen des Coronavirus würden die Tiere aber an der Tür übergeben, und die Halter müssten draußen warten. In anderen Bundesländern wie Bayern und Nordrhein-Westfallen hätten Tierarztlabore bereits damit begonnen, auch Coronatests auszuwerten. „Das ist ja auch der Bereich, in dem es einen großen Kapazitätsengpass gibt.“ In Hamburg seien jedoch keine größeren solcher Einrichtungen vorhanden.