Hamburg. Eltern, die in den nächsten Wochen ein Kind erwarten, haben viele Fragen. Hier sind die Antworten.

Es sind nur noch knapp sechs Wochen, bis das Baby auf die Welt kommen wird. Und eigentlich würde die 36-jährige Anne aus Hamburg-Eimsbüttel nichts lieber tun, als sich einfach nur auf den Nachwuchs zu freuen. Aber in Zeiten von Corona, in denen sich die Nachrichten überschlagen und die Regeln, die heute aufgestellt werden, morgen schon alt sein können, ist das eben nicht so einfach.

Was Anne derzeit besonders beschäftigt: Wird der Vater angesichts der Corona-Sicherheitsbestimmungen bei der Geburt mit dabei sein dürfen? Und: Ist sichergestellt, dass Krankenhäuser in sechs Wochen nicht so überlastet sind, dass eine gut betreute Geburt vielleicht gar nicht mehr möglich ist?

Erste Kliniken wollen Väter zur Geburt nicht dabei sein lassen

Fragen wie diese stellen sich viele Frauen, die in den kommenden Wochen Nachwuchs erwarten und die sich nun sorgen, dass die Geburt und die erste Zeit mit dem Baby womöglich anders verlaufen wird, als sie es sich gewünscht hatten. Sorgen bereitet vielen besonders, dass erste Krankenhäuser in Deutschland bereits entschieden haben, dass Väter nicht mehr bei der Geburt dabei sein dürfen.

In Hamburg gibt es diese Regelung derzeit (noch) nicht. Aber: Einschränkungen gibt es trotzdem. So ist das beliebte „Familienzimmer“, das sich Vater, Mutter und Säugling nach der Geburt teilen, nicht mehr überall möglich, etwa im Agaplesion Diakonieklinikum an der Hohen Weide. Dort heißt es: „Aufgrund des staatlich angeordneten Infektionsschutzes ist es leider neben dem bereits bestehenden allgemeinen Besuchsverbot im Krankenhaus notwendig, die Väter mit einzubeziehen.“ So könnten die Väter zwar bei der Geburt dabei sein, die Unterbringung im „Familienzimmer“ sei aber nicht möglich. Weiter gelte nach der Geburt für die Väter eine Besuchszeit von maximal einer Stunde pro Tag, die möglichst in den Patientenzimmern verbracht werden sollte.

Im UKE und bei Asklepios dürfen Väter ins Familienzimmer

Anders beim Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) und bei Asklepios: Hier können Väter – sofern sie gesund sind – weiterhin im Familienzimmer aufgenommen werden. Volker Ragosch, Chefarzt der Frauenklinik an der Asklepios Klinik Altona, betont, dass es auch ansonsten keinerlei Einschränkungen gebe, was die medizinische Betreuung und die Ansteckungsgefahr angehe. „Gerade hier in Altona haben wir den Vorteil, dass das Gebäude der Frauenklinik vom Haupthaus getrennt ist. Diese räumliche Trennung gibt vielen Frauen, die hier entbinden, ein gutes Gefühl. Aber auch sonst sind die Sicherheitsbestimmungen sehr hoch. Die Angst, sich im Krankenhaus anzustecken, ist unbegründet.“

Auch vor personellen Engpässen müssten sich Schwangere nicht fürchten. „Wir sind gut aufgestellt, und es werden ja jetzt nicht mehr Frauen entbinden als sonst.“ Dass jetzt einige Krankenhäusern den Männern verbieten, bei der Geburt dabei zu sein, hält er für nachvollziehbar: „Baulich ist es eben in manchen Kliniken schlechter möglich, Patienten so separat zu halten.“ Dennoch: „Ich finde es emotional für die Frauen sehr schwierig, allein zu entbinden.“

In Coronakrise steigt Anfrage nach Hausgeburten

Das sieht auch die Hamburger Hebamm­e­ Dimitra Koutoumanos so. Die 27-Jährige übernimmt im Verbund mit anderen freiberuflichen Hebammen in der Hansestadt hauptsächlich Hausgeburten. Die Angst davor, im Krankenhaus allein zu sein, spiegele sich inzwischen in steigenden Anfragezahlen wider. „Deutlich mehr Frauen aus Hamburg, aber auch von weiter weg, melden sich bei uns, weil sie lieber eine Hausgeburt machen wollen, als den Partner möglicherweise nicht dabeihaben zu können.“

Doch die Kapazitäten sind begrenzt: „Wir können leider nicht deutlich mehr Frauen annehmen, weil wir auch gewährleisten müssen, dass sich die Geburtstermine nicht überschneiden und dass wir bei einem möglichen Krankheitsausfall einen Ersatz stellen können.“ Die Angst vieler Frauen, dass es in Krankenhäusern zu Personalengpässen kommen könnte, hält sie für nachvollziehbar und begründet. „Auch das Krankenhauspersonal kann ja erkranken und dann ausfallen.“

Hebammen erhöhen Sicherheitsmaßnahmen, um sich zu schützen

Um sich selber vor Ansteckung zu schützen, hat der Hebammenzusammenschluss von Koutoumanos ebenfalls die Sicherheitsmaßnahmen erhöht. „Die interne Kommunikation läuft inzwischen über Telefonkonferenzen, auch Kennenlerngespräche mit werdenden Müttern laufen per Video.“

Angst davor, sich selber anzustecken, habe sie nicht. „Ich gehe davon aus, dass ich mich früher oder später anstecke“, sagt sie. Für Schwangere scheine überdies im Falle einer Ansteckung keine erhöhte Gefahr zu bestehen. „Das Coronavirus selbst ist für Schwangere und das Ungeborene nicht gefährlicher als für andere.“ Sollte sich die Mutter anstecken, sei mit einem milden Verlauf zu rechnen.