Hamburg. Wer meint, sich infiziert zu haben, sollte nicht in die Praxis gehen. Strikte Bedingungen zu möglichen Urlaubsstornierungen.

Angesichts der steigenden Zahlen von Menschen in Italien, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, hat auch Hamburg weitere Maßnahmen getroffen. Wer meine, betroffen zu sein, solle erst einmal in der Praxis seines Hausarztes anrufen oder die Notfallnummer 116 117 wählen, sagt Jochen Kriens, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg. Keinesfalls solle man in einem Verdachtsfall dagegen in die Praxis gehen, um Ansteckungen weiterer Patienten zu verhindern. Zuerst hatte NDR 90,3 darüber berichtet.

Möglich ist auch, dass das Virus sich verändert. Die Infektiologin Prof. Marylyn Addo vom Universitätsklinikum Eppendorf hat am Dienstagabend in der NDR-Sendung Visite gesagt: "Es gibt einen Anhalt dafür, dass die, die im Januar infoiziert wurden, schlimmere Verläufe hatten als die, die im weiteren Veraluf infiziert wurden. Auch da müssen wir beobachten, was die wissenschaftlichen Daten zeigen. Vielleicht schwächt sich das Virus jetzt schon ab".

Verdachtsfall am UKE nicht bestätigt

Es ist vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis auch in Hamburg der erste Fall einer Infektion mit dem Coronavirus bestätigt wird, aber am Dienstagvormittag gab es erst mal wieder Entwarnung. Ein Mann, der kurz zuvor aus Rom in die Hansestadt zurückgekehrt war, hatte sich am Montagabend vorsorglich selbst ins Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) eingewiesen. Er hatte nach Abendblatt-Informationen über Fieber geklagt und sich deshalb bei der Feuerwehr sowie der Uniklinik gemeldet.

Nach Angaben der Feuerwehr wählte der Mann am Abend den Notruf und wurde daraufhin zu Hause abgeholt. Sanitäter in Schutzkleidung brachten ihn ins UKE. Dort wurde der Mann, der über eine medizinische Vorbildung verfügen soll, eingehend untersucht. Am Dienstagvormittag war dann klar: Der Mann hat sich nicht mit dem Coronavirus infiziert.

Austausch mit italienischen Behörden wegen Coronavirus-Erkrankungen

Die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz hat nach eigenen Angaben aufgrund der aktuellen Entwicklung der Coronavirus-Erkrankungen in Norditalien mit mehr als 200 bestätigten Fällen den Austausch mit den italienischen Behörden intensiviert. Bislang hat das Robert-Koch-Institut (RKI) Italien aber nicht zum Risikogebiet erklärt.

Rückkehrern aus den betroffenen Regionen in Norditalien wird empfohlen, die entsprechenden Hinweise auf den Internetseiten des RKI und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu beachten. Dazu gehört, dass sich Reisende, die mit einer in Italien am Coronavirus erkrankten Person persönlichen Kontakt hatten, umgehend an ihr Gesundheitsamt wenden sollten. Alle anderen Reisenden aus italienischen Regionen mit Covid-19-Erkrankungsfällen, die innerhalb von 14 Tagen nach ihrer Rückreise Fieber, Husten oder Atemnot entwickeln, sollten nach telefonischer Anmeldung und unter Hinweis auf die Reise einen Arzt aufsuchen.

In Norditalien steigt die Zahl der Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben.
In Norditalien steigt die Zahl der Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben. © dpa

In Hamburg stehen nach Angaben der Gesundheitsbehörde alle relevanten Akteure in regelmäßigem Austausch miteinander, um schnell auf aktuelle Entwicklungen reagieren zu können. Viele Skireisende reisen erfahrungsgemäß mit dem Zug in die Alpen. Die Deutsche Bahn in Hamburg steht zur Bewertung der Entwicklung in ständigem Austausch mit Gesundheitsorganisationen und -behörden. „Die Entscheidung über Maßnahmen zur Eindämmung des Virus obliegt den Behörden. Derzeit gibt es keine Einschränkungen im Bahnverkehr“, sagte ein Bahnsprecher am Dienstag. Ob Bahnreisen nach Italien storniert wurden, wollte die Bahn weder bestätigen noch dementieren.

Aufsteller am Hamburger Flughafen

Am Hamburger Flughafen gibt es nach Angaben einer Flughafensprecherin große Aufsteller mit Hinweisen, wohin sich Reisende mit Fragen zu dem Virus wenden können. Laut Gesundheits­behörde hängen diese Plakate auch am Hafen, am Hauptbahnhof sowie am ZOB aus.

Wer in nächster Zeit aus Sorge vor einer Ansteckung lieber doch nicht verreisen möchte, aber bereits gebucht hat, hat bislang schlechte Karten. Oliver Matzek von der Kanzlei Rechtskonzept ist auf Reiserecht spezialisiert und sagt: „Grundsätzlich können Reisen, wenn eine konkrete Gesundheitsgefahr wegen außergewöhnlicher Umstände vorliegt, kostenfrei storniert werden.“ Dieses hängt aber von der konkreten Gefahr ab. Solange das Auswärtige Amt keine offizielle Reisewarnung herausgibt, sei das schwierig, diese Gefahren zu bestimmen.

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Das Coronavirus an sich ist keine Gefahr, aber wenn sich das Ganze intensiviert und sich die Fälle häufen, kann das anders aussehen.“ Grundsätzlich sei es bei Pauschalreisen leichter, in solch einem Fall die Reise abzusagen und das Geld zurückzubekommen. Aber auch bei Hotel und Ferienwohnung kann der Gast wegen höherer Gewalt kostenfrei stornieren, wenn die Unterkunft zum Beispiel wegen einer Epidemie nicht zugänglich ist. Norditalien, so Matzek, sei wegen höherer Gewalt sicherlich ein Gebiet, bei dem man eine Pauschalreise oder die gebuchte Unterkunft kostenfrei stornieren könne. Erhöhen sich die Chancen auf eine kostenfreie Stornierung, sollten die Grenzen zu Österreich oder/und Italien dichtgemacht werden? „Dann kann in allen Fällen kostenfrei storniert werden, weil die Objekte nicht zu erreichen sind“, so Oliver Matzek.

Beim Skireiseveranstalter CM Reisen in Heimfeld ist die Lage noch entspannt. Stornierungen wegen des Coronavirus gab es noch nicht, heißt es. „Und wenn, gibt es kein Geld zurück, solange es keine offizielle Reisewarnung gibt“, so ein Reisebüro-Mitarbeiter.