Hamburg. Containerumschlag wuchs im vergangenen Jahr um 6,1 Prozent auf 9,3 Millionen. So viele Bahntransporte ins Hinterland wie nie zuvor.
Rund eineinhalb Stunden lang machten sie kräftig Werbung für den Hamburger Hafen: Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos), der Geschäftsführer der Hamburg Port Authority (HPA), Jens Meier, und die beiden Vorstände der Marketingorganisation des Hafens, Axel Mattern und Ingo Egloff, präsentierten am Mittwoch die Zahlen zur Geschäftsentwicklung – und hatten viel Positives zu berichten.
Der Containerumschlag ist im vergangenen Jahr um 6,1 Prozent gestiegen und erreichte 9,3 Millionen Standardcontainer (TEU) – das ist der beste Wert für die Hansestadt seit 2014. Der Hinterlandtransport der Seegüter auf der Schiene sprang sogar um 10,4 Prozent auf ein neues Rekordergebnis von 2,7 Millionen TEU – unerreicht in Europa. Und: Hamburg hat in den zwölf Monaten seinen Marktanteil unter den nordeuropäischen Häfen um einen Punkt auf 23 Prozent ausbauen können. Die Digitalisierung wurde vorangetrieben, ebenso die Reduktion von Treibhausgasen.
46 Prozent weniger Abfahrten von China nach Europa
Viel Positives – aber eine Frage rief bei den Akteuren Stirnrunzeln und Ratlosigkeit hervor: Wie wird sich das Geschäft des Hafens in diesem Jahr entwickeln? „Wir haben unsere Arbeit gemacht und sind zuversichtlich.“ Oder: „Dazu kann derzeit niemand eine seriöse Aussage treffen.“ So lauteten die ausweichenden Antworten. Grund für die Zurückhaltung ist das in China grassierende Coronavirus, dessen Auswirkungen auch im Hamburger Hafen spürbar sind.
Passend dazu gibt es Berichte von Branchendiensten, wonach fast jeder zweite fahrplanmäßige Liniendienst von Asien nach Europa seit Jahresbeginn gestrichen worden sein soll. Laut Alphaliner sind es 46 Prozent der Abfahrten.
„Das trifft alle Häfen, nicht nur uns“, sagte Marketing-Vorstand Egloff richtigerweise. Zudem spielen auch die (noch verlängerten) chinesischen Neujahrs-Ferien hinein, die zum Jahresanfang immer für einen Rückgang der Transportmenge sorgen. Klar ist aber auch: China ist immer noch der mit Abstand wichtigste Handelspartner des Hamburger Hafens. Die Umschlagsmengen sind sogar im vergangenen Jahr noch einmal gewachsen und belaufen sich auf mehr als 2,6 Millionen TEU. „Wir können nur hoffen, dass das Virus nicht allzulange anhält und das chinesische Wachstum nicht weiter behindert“, sagte Egloff.
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Tunnel Favorit als Ersatz für alte Köhlbrandbrücke
Hafenchef Meier ergänzte, dass eine gesicherte Prognose zudem schwierig sei, weil die Märkte inzwischen reagierten: „Wenn ein Händler feststellt, dass er ein Produkt aus China nicht mehr bekommt, dann sucht er sich schnell andere Lieferanten.“ Der Hafen sei gut vorbereitet und vor allem durch seine starke Einbindung ins Eisenbahnnetz attraktiv.
Wirtschaftssenator Westhagemann nutzte die insgesamt positive Veranstaltung wenige Tage vor der Bürgerschaftswahl, um für die Projekte zu werben, die er gern in Hamburg vorantreiben will. Den Bau der Autobahn A-26-Ost und der neuen Köhlbrandquerung sowie die Umstellung der Verkehre auf Co2-freie Antriebe mit Wasserstoff. „Ich hoffe, dass ich auch im nächsten Jahr hier stehen und ihnen berichten kann“, sagte er schmunzelnd. „Aber das liegt nicht in meiner Macht.“ Westhagemann hob hervor, dass der Bund seine finanzielle Beteiligung an einer neuen Köhlbrandquerung zugesichert habe. Zugleich gab er einen Hinweis, wie das Ersatzbauwerk für die alte Köhlbrandbrücke aussehen könnte: „Die Tendenz geht zu einem Tunnel, weil er viel länger hält als eine Brücke und die künftigen Verkehre dort besser mit innovativen Methoden gesteuert werden könnten.“
Hafen verbucht ein Minus beim Massengutumschlag
Insgesamt hat der Hamburger Hafen im vergangenen Jahr 136,3 Millionen Tonnen an Seegütern umgeschlagen. Das ist nur ein geringes Wachstum von 1,1 Prozent. Dem starken Anstieg des Containeraufkommens stand nämlich ein Minus beim Massengutumschlag gegenüber. „Vor allem die Kohleimporte sowie der Düngemittelexport seien gegenüber 2018 deutlich zurückgegangen“, sagte Axel Mattern vom Hafenmarketing. Auch das Getreideaufkommen sei geringer gewesen. Zudem habe sich das Aufkommen an Stückgutumschlag im Import mehr als halbiert, so Mattern: „Das ist aber darauf zurückzuführen, dass Frucht-Importe weniger als Stückgut mit Kühlschiffen ankommen, sondern vielmehr in Containern.“
Der Anstieg im Containerumschlag hat dazu geführt, dass Hamburg im Ranking der weltgrößten Häfen um zwei Stellen auf Platz 17 geklettert ist.