Hamburg. Der Patient klagte nach seiner Rückkehr aus Rom über Fieber. Hamburg hat Taskforce eingerichtet, WHO warnt vor globaler Pandemie.

Ein leerer Markusplatz in Venedig, abgeriegelte Städte, leer gekaufte Supermärkte: In Norditalien spielen sich wegen der plötzlichen starken Ausbreitung des Coronavirus teilweise surreale Szenen ab. Inzwischen wurden mehr als 200 Infektionen bestätigt, Mediziner gehen von deutlich mehr Fällen aus. Sechs Menschen sind gestorben.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte am Montag, man müsse damit rechnen, dass sich die Corona-Epidemie auch in Deutschland ausbreite. In Hamburg wurde bereits eine Taskforce eingerichtet. Die Experten sollen etwa prüfen, ob die Kliniken auf einen "Massenanfall von Patienten" eingerichtet sind.

Coronavirus: Mann liefert sich ins UKE ein – Entwarnung

Professorin Marylyn Addo leitet die Infektologie am UKE.
Professorin Marylyn Addo leitet die Infektologie am UKE. © HA | Michael Rauhe

Am Montagabend wies sich ein Mann, der kurz zuvor aus Rom nach Hamburg zurückgekehrt war, vorsorglich selbst ins UKE ein. Er hatte nach Abendblatt-Informationen über Fieber geklagt und sich deshalb bei der Feuerwehr sowie der Uniklinik gemeldet. Nach Angaben der Feuerwehr wählte der Mann um 21.26 Uhr den Notruf. Daraufhin wurde er zu Hause abegholt.

Nach Rücksprache wurde er von Sanitätern in Schutzkleidung in das Eppendorfer Krankenhaus gebracht. Dort soll der Mann, der über eine medizinische Vorbildung verfügen soll, eingehend untersucht werden. Am Dienstagvormittag kam dann aber die Entwarnung: Der Mann hat sich nicht mit dem Corona-Virus infiziert, wie die Feuerwehr bestätigte.

Hamburg gut auf Coronavirus vorbereitet

"Bislang haben wir keinen bestätigten Fall", sagte auch der Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde, Dennis Krämer. Er wies zudem darauf hin, dass Hamburg gut aufgestellt sei, was das Coronavirus angehe. "Wir haben die Kapazitäten hochgefahren", so der Gesundheitsbehördensprecher.

In Hamburg haben sich nach dem Ausbruch der Coronavirus-Epidemie in Italien bereits mehrere Menschen auf das Virus testen lassen. Laut Gesundheitsbehörde handle es sich mitten in der Grippezeit um entsprechende Symptome. Bei anderen Symptomen und vorherigen Aufenthalten etwa in Italien oder China werde dann eine Diagnose auf das Virus gemacht. Auch das Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) teilte am Dienstag mit, es habe in der Vergangenheit schon Verdachtsfälle gegeben, aber keine bestätigte Erkrankung.

Kölner Patient mit Verdacht auf Coronavirus

Auch in Köln wird seit Montag ein Italien-Rückkehrer in einem Krankenhaus in Köln unter Verdacht auf das Coronavirus behandelt. Der Mann war aus der Lombardei zurückgekehrt und zunächst an eine medizinische Notfallpraxis verwiesen worden. Der Stadt sei anfangs nicht klar gewesen, dass die Lombardei ein Corona-Risikogebiet sei. Ein Schnelltest soll nun Klarheit bringen.

Der Mann habe sich selbst um seine Aufnahme in ein Krankenhaus bemüht und klage aktuell über Fieber. Dass die Lombardei seit Sonntag "Risikogebiet" sei, habe das RKI auf seiner Internetstartseite nicht mitgeteilt – erst auf einer "nachgeschalteten Internetseite" sei diese Information zu finden gewesen, so die Stadt Köln.

In Norditalien steigt die Zahl der Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben.
In Norditalien steigt die Zahl der Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben. © dpa

WHO warnt vor globaler Pandemie

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt inzwischen vor einer globalen Pandemie. In der Wirtschaft und auch an den Börsen ist die Verunsicherung groß. Der Deutsche Aktien-Index (DAX) verlor bis Montagabend rund vier Prozent.

Die Hamburgerin Regina Stronk, die mit einer Gruppe zum Karneval nach Venedig gereist war, will trotz Corona die Ruhe bewahren. Nach der ersten "Schockstarre" genieße man nun "Venedig mit weniger Leuten", sagte sie. "Wir werden nicht in Panik verfallen!"

Lesen Sie hier mehr über die Hamburger Taskforce zum Coronavirus und wie sich die Hansestadt auf eine mögliche Epidemie vorbereitet.