Hamburg. Gesetzliche Regelungen? Derzeit sehr kompliziert. Hamburg könnte mit dem Prototypen führend in der Drohnen-Steuerung werden.
Die Vorfahrtsregel „rechts vor links“, das Reißverschlussverfahren bei Fahrbahnverengungen, die Pflicht zur Bildung einer Rettungsgasse für Einsatzfahrzeuge – der Autoverkehr ist in Deutschland umfangreich geregelt, es gibt diverse Vorschriften – und natürlich Ampeln.
Für Drohnen gilt das so nicht: Es fehlen etablierte zivile Beobachtungs- und Steuerungssysteme, vergleichbar etwa mit der Flugsicherung. Gesetzliche Regelungen zu der Frage, wie die Maschinen außerhalb von Privatgeländen fliegen dürfen, sind noch sehr kompliziert.
Hamburger Uni entwickelt Leitsystem für Drohnen
Bald könnte mehr Klarheit herrschen: Ein Konsortium unter Federführung der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr (HSU) soll den Prototypen eines computergestützten Leitsystems für automatisierte Drohnen entwickeln und Vorschläge für juristische Regelungen erarbeiten.
In Berlin wird Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) heute einen Zuwendungsbescheid über drei Millionen Euro Fördergeld übergeben, weitere 1,6 Millionen Euro werden die neben der HSU und der Hamburger Wirtschafts- und Verkehrsbehörde beteiligten Firmen und das DLR-Institut für Lufttransportsysteme in Hamburg beisteuern.
HSU könnte führend in Drohnen-Steuerung werden
Wenn sich das Konzept bewährt, könnte es als Vorbild für ganz Deutschland fungieren; Hamburg könnte führend in der Drohnen-Steuerung werden, hofft Prof. Alexander Fay. Der Elektroingenieur wird mit einem Team an der HSU an der nötigen Automatisierungstechnik forschen, während die Verfassungsrechtlerin Prof. Margarete Schuler-Harms die juristische Seite in den Blick nehmen wird.
Das Bundesverkehrsministerium hatte Hamburg zwar schon vor einem Jahr zu einer Pilotregion für innovative Luftmobilität ernannt, zusammen mit den Regionen Enschede-Münster, Nordhessen, Ingolstadt und Aachen. Mindestens ein Dutzend Unternehmen und staatliche Einrichtungen erproben in der Hansestadt bereits den Umgang mit Drohnen, um bestimmte Prüfverfahren effizienter zu gestalten und leichte Güter schneller zu transportieren.
Das geschieht bisher allerdings meist auf Privatgelände, nicht im öffentlichen Raum, und in der Regel werden die Drohnen von Menschen gesteuert und nur auf Sichtkontakt geflogen.
Drohnen in Hamburg von Lufthansa, HPA, HHLA, Polizei und Feuerwehr
Lufthansa-Technik etwa hat mithilfe von Drohnen testweise Flugzeuge inspiziert, die Hamburg Port Authority (HPA) überprüfte mit Drohnen schon die tragenden Stahlseile der Köhlbrandbrücke; im Hafen nutzt der Terminalbetreiber HHLA die Fluggeräte zur Inspektion von Containerbrücken und Sicherheitszäunen, auch die Hamburger Polizei und die Feuerwehr erprobten Drohnen.
Im Februar flog testweise eine Drohne vom Bundeswehrkrankenhaus aus sechsmal auf einer vorprogrammierten Route ins fast fünf Kilometer entfernte Marienkrankenhaus – ein Transport ohne Stau. Bisher werden eilige Gewebeproben mit einem Krankenwagen transportiert. Durch eine verkürzte Transportzeit bis zur Gewebeanalyse ließe sich etwa die Narkosezeit bei einer Operation verkürzen, oder es ließe sich schneller feststellen, ob ein Gewebe gut- oder bösartig ist, wodurch der Operateur zeitnah handeln könnte, statt später eventuell eine Nachoperation durchführen zu müssen.
Drohnen-Verkehr in der Luft muss für die Zukunft geregelt werden
Doch je mehr Drohnen gleichzeitig in der Luft seien, desto riskanter sei der Einsatz ohne ein spezielles Luftraum-Management, sagt HSU-Professor Alexander Fay. „Schon bei 100 Drohnen pro Tag kann kein Mensch alleine die Überwachung schultern – das muss ein automatisiertes Leitsystem übernehmen, das die Position der Drohnen erfasst, mit ihnen kommunizieren und vor Kollisionen warnen kann.“
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Für einen professionellen, automatisierten Einsatz über öffentlichem Grund müssten teilweise neuartige technische Lösungen entwickelt und die bestehenden Regelungen überarbeitet werden.
Westhagemann: Drohnen sind "Bestandteil der zukünftigen Luftfahrt“
Nach Angaben der HSU kam der Anstoß für das auf drei Jahre angelegte neue Forschungsprojekt aus der Wirtschafts- und Verkehrsbehörde. Deren Chef Michael Westhagemann (parteilos) hält Drohnen für einen „festen Bestandteil der zukünftigen Luftfahrt“. Die Hansestadt lege nun „den Grundstein für eine sichere Integration von Drohnen in den bestehenden Luftraum“. Das sei „eine unabdingbare Voraussetzung für die weitere Entwicklung“ der unbemannten Fluggeräte, sagte Westhagemann.
Im Dezember 2019 hatte ein Konsortium unter Führung der Helmut-Schmidt-Universität bereits eine Zusage für 2,1 Millionen Euro Fördergeld vom Bundesverkehrsministerium für die Entwicklung eines Drohnen-Abwehrsystems namens „Falke“ erhalten. Es soll zum Schutz des Luftverkehrs an Flughäfen eingesetzt werden.