Hamburg. Hochhaus aus den 50er-Jahren wurde aufwendig renoviert. Daneben entstehen 53 Wohnungen, Büros, Läden, Restaurants.

Es ist eines der zurzeit größten innerstädtischen Bauprojekte: das neue sogenannte „Springer Quartier“ in der Neustadt. Dazu gehört nicht nur das denkmalgeschützte Bürohochhaus aus den 50er-Jahren, das jetzt saniert wurde. Direkt daneben entstehen auf einer ehemaligen Fläche von Axel Springer 53 Wohnungen, Büros und bis zu zehn Ladenflächen. Das „Springer Quartier“ wird die Kaiser-Wilhelm-Straße über einen Fußgängerboulevard bald mit der Fuhlentwiete verbinden.

Die Hamburger Momeni Gruppe ist für den Bau verantwortlich. Eine besondere Herausforderung war die sogenannte Revitalisierung des 14-geschossigen Springer-Hochhauses am Axel-Springer-Platz. Drei Jahre lang haben die Bauarbeiten gedauert – dabei kam es, wie berichtet, immer wieder zu Verzögerungen.

Noch in diesem Frühjahr wird das Hochhaus nun an die Axel Springer SE übergeben. Die Immobilie ist die Keimzelle des Verlags. Der Medienkonzern wird hier als Mieter einziehen. Ein Verlagssprecher sagte dem Abendblatt, dass dort Platz für 450 Arbeitsplätze sei. Der Einzug sei für das zweite Quartal dieses Jahres geplant.

Historischer Altbau wurde komplett modernisiert

Zurzeit hat Springer noch rund 13.000 Quadratmeter an der Caffamacherreihe 1 angemietet – dieser Vertrag läuft Ende Juni aus. Auf der übrigen Fläche des Verlagsgebäudes aus den 90er-Jahren ist bereits seit Juni 2019 das Bezirksamt Mitte untergebracht. Nach dem Auszug von Springer wird das Bezirksamt dort nach Abendblatt-Informationen weitere rund 2600 Quadratmeter Fläche anmieten und unter anderen ein soziales Dienstleistungszentrum einrichten. Ein anderer Mieter wird das Amt für IT und Digitalisierung der Finanzbehörde sein. Das von 1990 bis 1997 errichtete Gebäude hatte die Stadt im Jahr 2015 für rund 130 Millionen Euro von Springer gekauft.

Der historische Altbau aus den 50er-Jahren „wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz komplett modernisiert. Zwischenzeitlich stand hier nur noch die Hülle, und innen war es ein Rohbau“, sagte Momeni-Geschäftsführer Hanjo Hautz dem Abendblatt. Jetzt erstrahlt hier alles „wieder im frischen Glanz“, wobei viele Details erhalten wurden. So wurde etwa die Holzvertäfelung im Verlegerbüro in der zwölften Etage abgetragen und nach der Sanierung wieder sorgfältig eingebaut.

Erweiterung der Innenstadt

Auch die Säulen und Wandmosaiken in der Eingangshalle wurden aufwendig restauriert, der Marmorfußboden überarbeitet, der Paternoster instandgesetzt. Außerdem wurden hier alle Leitungen, der Brandschutz und die Fenster sowie die Fassade mit den handgefrästen Natursteinen erneuert, sagte Momeni-Projektleiter Felix Grelck.

Von der Dachterrasse sind die City, die Außenalster und die Elbphilharmonie zu sehen. „Das Springer Quartier ist die Erweiterung der Innenstadt. Wenn hier alles fertig ist, werden die Besucherströme nicht an der Stadthausbrücke oder an den Großen Bleichen enden, sondern auch dieses Viertel erkunden und beleben. Allein im Springer Quartier werden rund 2500 Menschen arbeiten und wohnen. Hinzu kommen die Flächen des benachbarten Bezirksamts Mitte mit zahlreichen Kundenzentren“, sagte Hautz.

Der frühere Mitteltrakt des Verlags zwischen dem Altbau und der Caffamacherreihe 1 wurde abgerissen. Dort entstand ein Gebäude nach den Entwürfen des renommierten Hamburger Büros gmp von Gerkan Marg und Partner. „Es ist eine moderne Architektur, auch hier ist eine zeitlose helle Natursteinfassade gewählt worden. Das neue achtgeschossige Gebäude harmoniert so sehr gut mit dem Altbau“, sagte Hautz. Der Hauptmieter steht mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG bereits fest – die den Standort an der Ludwig-Erhard-Straße aufgibt und im Springer Quartier rund 15.000 Quadratmeter angemietet hat. Die Übergabe der Fläche soll in der zweiten Jahreshälfte erfolgen.

53 Wohnungen sind in neues Bürogebäude integriert worden

Auch die Momeni Gruppe, die ihren Sitz am Neuen Wall hat, wird hier auf rund 2600 Quadratmetern einziehen. Insgesamt sind noch rund 5000 Qua­dratmeter Bürofläche in dem Gebäude zu haben. „Wir führen dazu bereits konkrete Gespräche mit potenziellen Mietern“, sagte Grelck. Momeni hat das Springer Quartier bereits für rund 400 Millionen Euro an ein Konsortium verkauft (wir berichteten), zu dem unter anderem die Ärzteversorgung Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern gehört.

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Eine Herausforderung dürfte die Vermarktung der bis zu zehn Einzelhandelsflächen mit je 100 bis zu 900 Qua­dratmetern sein, die in dem Neubau entstehen, denn in den benachbarten Stadthöfen stehen noch zahlreiche Flächen leer, auch am Alten Wall werden noch Mieter für einen Neubau gesucht. Aber Hanjo Hautz ist zuversichtlich: „Wir werden Mitte des Jahres offiziell mit der Vermarktung beginnen, aber schon jetzt gibt es verschiedene Interessenten. Wir setzen an diesem Standort nicht auf internationale Modemarken, sondern eher auf individuelle Gastronomie, die auch am Abend und am Wochenende ein Anlaufpunkt sein soll. Hinzu kommen Showrooms und Läden, zum Beispiel für hochwertige Möbel.“

In das neue Bürogebäude sind außerdem 53 Wohnungen integriert worden­. Sie sind zwischen 50 und 80 Qua­dratmeter groß und frei finanziert. Der Bezug ist ab Ende des Jahres geplant, die Miete dürfte sich im oberen Preis­segment bewegen. Außerdem ist unter dem Neubau eine dreigeschossige Tiefgarage mit rund 300 Parkplätzen und 500 Fahrradabstellplätzen entstanden. Insgesamt hat das Springer Quartier rund 60.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche.