Hamburg. Laut Marktbericht werden die Preise für Wohnungen und Häuser in Hamburg um sieben Prozent steigen. Randlagen immer gefragter.

Eigentum in Hamburg wird weiter immer teurer, auch im Umland ziehen die Preise unvermindert an. Das geht hervor aus dem Marktbericht Bestands-Wohnimmobilien 2019/20 von Grossmann & Berger, der dem Abendblatt exklusiv vorliegt. „Die Nachfrage nach Wohnimmobilien im Raum Hamburg ist ungebrochen hoch. Die Vermarktungszeiten für realistisch eingepreiste Immobilien haben sich in den letzten Jahren extrem verkürzt“, sagte Lars Seidel, Geschäftsführer Wohnen bei Grossmann & Berger.

In dem Marktbericht werden konkrete Zahlen genannt. „Unsere Research-Abteilung hat auf Grundlage der Entwicklung der Verkäufe in diesem Jahr errechnet, dass die erzielbaren Preise für Standard-Eigentumswohnungen im Stadtgebiet im kommenden Jahr durchschnittlich um weitere sieben Prozent steigen werden. Im Umland um 6,3 Prozent“, sagte Andreas Gnielka, Bereichsleiter Wohnimmobilien Bestand. Laut Grossmann & Berger-Analyse wird der Quadratmeter Eigentumswohnung in der Hansestadt im Mittel 4600 Euro kosten und bei Häusern 4900 Euro. In diesem Segment werden die Preise im kommenden Jahr nur um durchschnittlich 2,1 Prozent zulegen.

Immobilie in Billstedt wird deutlich teurer

Aber wie ermittelt der Immobiliendienstleister diese Zahlen? „Die mithilfe eines Algorithmus analysierten Daten werden mit den Vertragsdaten unserer vor Ort tätigen Makler abgeglichen, um aussagekräftige Durchschnittsquadratmeterpreise zu ermitteln“, sagte Branchenexperte Andreas Gnielka. Im vergangenen Jahr hat die Tochter der Has­pa-Gruppe rund 1000 Wohneinheiten in Hamburg und Umgebung veräußert. Dem Preistrend wurden „Standard-Eigentumswohnungen“ zugrunde gelegt, die bezugsfrei sind, drei Zimmer, eine Einbauküche und rund 80 Quadratmetern Wohnfläche haben. Außerdem bezieht sich der Preistrend auf „Standard-Einfamilienhäuser“, die frei stehend sind, einen Keller und mindestens 130 Quadratmeter Wohnfläche haben.

Wer eine Bestandsimmobilie erwerben möchte, muss künftig flexibler bei der Standortsuche sein. „Das hohe Preisniveau und der Mangel an verfügbaren Objekten in den Kernstadtteilen zwingt Interessenten immer stärker dazu, ihre Suche auszuweiten“, sagte Geschäftsführer Seidel und ergänzte: „Dadurch kommt es in den günstigeren Lagen zu einem Aufholeffekt bei den Kaufpreisen, der 2020 noch extremer wird.“

Der Grossmann & Berger-Preistrend geht beispielsweise davon aus, dass sich Eigentumswohnungen in Billstedt von 2019 auf 2020 durchschnittlich um 15,2 Prozent und in Marmstorf um 14,8 Prozent verteuern werden.

Curslack hat Potenzial

Wo gibt es 2020 denn noch vergleichsweise günstiges Eigentum? Da kommt Farmsen-Berne ins Spiel. Dieser Stadtteil liege häufig „unter dem Radar, obwohl er den Charme einer ruhigen Umlandgemeinde mit den Vorzügen der Stadt verbindet. Auch hier werden die Preise im kommenden Jahr ansteigen, aber bei einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis“, sagte Lars Seidel. Konkret bedeutet das laut der Untersuchung, dass die Preise für Eigentumswohnungen um durchschnittlich 13,2 Prozent auf 4300 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche zulegen werden. Für Einfamilienhäuser ist von einem Plus von zehn Prozent auf 4400 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche die Rede.

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Potenzial sieht Marktexperte Gnielka auch für einen weiteren Stadtteil: „In Curslack werden Käufer 2020 rund 29 Prozent weniger für Häuser aufbringen müssen als im Durchschnitt in Hamburg.“ Zudem erhalte Curslack durch zahlreiche Neubauprojekte im benachbarten Bergedorf einen wichtigen Impuls und wandele sich mehr und mehr von einem gewerblich und landwirtschaftlich geprägten Gebiet hin zu einem Wohnstandort, so Gnielka weiter.

In Eppendorf sind die Preis um 35,8 Prozent gestiegen

Der Marktbericht zeigt auch, wie sich die Preise in citynahen bevorzugten Stadtteilen verändern. Von einem „Höhenflug“ spricht Lars Seidel. In Eppendorf legen die Preise für Bestandseigentumswohnungen im Zeitraum von 2016 auf 2020 um 35,8 Prozent und auf der Uhlenhorst sogar um 38,5 Prozent auf jeweils durchschnittlich 7200 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche zu. Häuser in Lokstedt verteuern sich in demselben Zeitraum um 28,3 Prozent auf 6800 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche.

Die Entwicklung in Hamburg verfolgt FDP-Fraktionschef Michael Kruse mit Sorge und forderte: „Der nächste Senat muss die staatlichen Preisaufschläge abbauen, durch eine Entlastung bei Grunderwerbsteuer und Grundsteuer sowie durch schnellere Genehmigungen in den Bauämtern.“ SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf meint: „Durch die Niedrigzinsen gibt es weiterhin ein großes Nachfragepotenzial, aufgrund des Preisniveaus sollte aber ein Kauf gut überlegt werden.“