Hamburg. Rückgang bei Wohnungseinbrüchen, Autodiebstählen und Handtaschenraub. Fahrraddiebe machten Sommerpause.

Es ist eine sehr erfreuliche Entwicklung: In Hamburg ist die Kriminalität im vergangenen Jahr insgesamt auf den niedrigsten Stand seit 40 Jahren gefallen. Die genauen Zahlen wollen Innensenator Andy Grote (SPD) und Polizeipräsident Ralf Martin Meyer am Ende der ersten Februarwoche mitteilen. Dem Hamburger Abendblatt liegen aber die Trends für die wichtigsten Kriminalitätsbereiche bereits vor.

So ging zum Beispiel im vergangenen Jahr die Zahl der Wohnungseinbrüche, wie bereits von Polizeipräsident Meyer angekündigt, noch einmal zurück. 2018 wurden in Hamburg 4601 Taten gezählt, 2019 waren es rund 200 weniger. Eine noch deutlichere Entwicklung gibt es bei Fahrraddiebstählen. Im vergangenen Jahr rutschte die Zahl der gestohlenen Räder erstmals unter die Marke von 10.000 – im Jahr 2018 waren noch 13.718 Diebstähle angezeigt worden.

Wenig Raubkriminalität in Hamburg

Auch Hamburger Autobesitzer dürfen etwas aufatmen. Nimmt man alle möglichen Kfz-Delikte – also Autodiebstähle, Autoaufbrüche oder Diebstahl von Autoteilen –, sank deren Zahl 2019 im Vergleich zum Vorjahr um etwa 1500 Fälle. 2018 waren 16.432 Taten aus diesem Bereich registriert worden.

Im Vergleich mit anderen Großstädten rangiert auch die Raubkriminalität in Hamburg auf eher niedrigem Niveau. Um die 2000 Fälle fanden 2019 Eingang in die Kriminalstatistik – ähnlich viele wie ein Jahr zuvor.

Verlagerung der Kriminalität ins Internet

Bemerkenswert: 2019 wurden in Hamburg so wenige Handtaschenraube wie noch nie seit Statistikbeginn begangen. Insgesamt regis­trierte die Polizei 46 Taten. Zum Vergleich: 1993 hatte es 1024 solcher Delikte gegeben, bei denen vor allem ältere Frauen Opfer wurden. Erst seit dem Jahr 2014 liegt die Zahl der Handtaschenraube unter 100.

„Die Entwicklung ist für die Hamburger schon gut“, sagt Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. „Dahinter steckt gute, harte und – wie man bei der Bekämpfung der Einbruchskriminalität sieht – personalintensive Arbeit der Polizei. Was wir aber auch erleben, ist eine Verlagerung von Kriminalität in andere Bereiche, vor allem ins Internet.“

Unterschiede je nach Jahreszeit

Auch wenn die Kriminalität in Hamburg insgesamt weiter zurückgeht und sogar auf den niedrigsten Stand seit 40 Jahren gefallen ist, gibt es bei den einzelnen Delikten doch deutliche Unterschiede je nach Jahreszeit oder Stadtteil.

So hat etwa 2019 ein starker Rückgang der Fahrraddiebstähle in den Monaten von Mai bis Oktober dafür gesorgt, dass es auch insgesamt im Jahresvergleich zu 2018 weniger Straftaten in diesem Deliktsfeld gab. Denn in den ersten drei Monaten des Jahres hatte es noch nicht nach einer Entspannung bei Fahrraddiebstählen ausgesehen. Auch zum Jahresende im Dezember stieg die Zahl der Taten gegenüber 2018 wieder an.

Doch die niedrigen Fallzahlen in der Jahresmitte machten diese Zunahmen mehr als wett. Für die Polizei eine große Überraschung: „Die Sommermonate sind traditionell die Zeit, in der besonders viele Fahrräder gestohlen werden“, sagt ein Beamter. „Dann sind einfach deutlich mehr Menschen mit dem Fahrrad unterwegs. Es gibt mehr Tatgelegenheiten. Aber auch der Absatzmarkt für gestohlene Fahrräder erfährt mehr Nachfrage.“

Weniger Einbrüche von Juni bis September

Auch bei den Wohnungseinbrüchen waren im vergangenen Jahr die Monate Juni bis September der Zeitraum mit den wenigsten Taten – allerdings ist das in Hamburg für diese Jahreszeit auch durchaus normal. Im Oktober wurde wieder eine Zunahme der Einbrüche gemeldet, im November lag deren Zahl sogar über der von 2018. Im Dezember dagegen flachte sich die Kurve wieder ab. Ergebnis: Wie bei den Fahrraddiebstählen ergibt sich auch bei den Wohnungseinbrüchen im Jahresvergleich ein Rückgang – vor allem dank der niedrigen Fallzahlen in den Sommermonaten.

Eine Besonderheit bildet in diesem Zusammenhang der Hamburger Süden, der im letzten Quartal des Jahres deutlich stärker von Einbruchskriminalität belastet war als im Vorjahr. In den letzten drei Monaten stieg die Zahl der Taten im Vergleich zum Vorjahr um rund 100 auf insgesamt 250 an. Offenbar sind Tätergruppen verstärkt im gut situierten Landkreis Harburg unterwegs. Dabei kommt es vermehrt auch zu Taten im südlichen Hamburger Stadtgebiet.

Bei Autodiebstählen sind häufig Profis am Werk

Bei den Delikten rund um das Auto waren es vor allem die Monate von Juli bis November, in denen es weniger Taten gab. Erst im Dezember stieg die Zahl im Vergleich zum Vormonat und auch zum Vorjahr wieder an. Hier sind es besonders die Autoaufbrüche, die zunahmen. Ein Trend: Die Täter sind oft Profis, die es auf besonders hochwertige Fahrzeuge oder Teile davon abgesehen haben. Deswegen steigen auch seit Jahren die Schadenssummen.

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Beim Raub setzt sich ein jahrelanger Abwärtstrend fort, der sich langsam auf einem niedrigen Niveau einpendelt. Deutlich verändert hat sich hier die Zusammensetzung der Delikte. Im Jahr 1997, als in Hamburg 6715 Raubüberfälle angezeigt wurden, waren über zehn Prozent der Taten Handtaschenraube, bei denen vor allem ältere Frauen zu Opfern wurden. Heute ist nur noch jede 40. Tat ein Handtaschenraub.

Bei Raubtaten viele Jugendliche Täter und Opfer

„Heute haben wir bei vielen Raubtaten eine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfer“, sagt ein Beamter. „Oft sind Täter und Opfer Jugendliche oder Heranwachsende. Das gilt auch für den Straßenraub. Selbst bei Wohnungsrauben ist das so. In vielen Fällen geht es dann um angebliche Schulden.“ Zufällig Opfer eines Raubes zu werden, ist deshalb in Hamburg  sehr unwahrscheinlich geworden.

 Bemerkenswert auch: Die Zahl der Raubüberfälle auf Banken oder Sparkassen bleibt wie in den Vorjahren auf einem niedrigen einstelligen Stand.

Innensenator Andy Grote (SPD) wird am 7. Februar über die neue Kriminalstatistik informieren. Erstmalig stellt er dabei auch die Zahl der Straftaten vor,  bei denen Messer im Spiel waren.