Hamburg . Exklusiv im Abendblatt: Die neuen Zahlen der Hamburger Polizei. Jetzt erhöhter Druck auf die florierende Drogenszene.

Es ist eine gute Nachricht für Hamburger: Die Zahl der Straftaten ist in der Hansestadt erneut zurückgegangen, wie das Abendbatt exklusiv erfuhr. Laut einer Aufstellung der Polizei wurden in den ersten fünf Monaten dieses Jahres insgesamt 88.856 Straftaten verzeichnet – 2,4 Prozent weniger als im selben Zeitraum 2018.

Gleichzeitig konnte die Aufklärungsquote um 1,8 Prozent auf 46,8 Prozent gesteigert werden. Schon von 2017 bis 2018 hatte es deutlich weniger Taten gegeben – um so höher wird Polizei-intern der neuerliche Rückgang bewertet.

Die positive Entwicklung betrifft sowohl Eigentums- wie Gewaltdelikte. Die Zahl der Raubtaten ging um starke 15,5 Prozent auf 717 Taten zurück – 132 weniger als im Vorjahr. Die Zahl der gefährlichen Körperverletzungen sank um 4,4 Prozent auf 1985 Taten. Stark rückläufig sind auch die Zahlen beim Taschendiebstahl. Dort wurden bis Ende Mai 5272 Taten angezeigt, 15,9 Prozent oder 999 Fälle weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum.

Autodiebstahl rückläufig

Beim Autodiebstahl ging die Zahl der Fälle um 22,1 Prozent zurück. 533 Fahrzeuge wurden in den ersten fünf Monaten 2019 in Hamburg als gestohlen gemeldet – 151 weniger als im Vorjahr. Überraschend ist auch der anhaltend deutliche Rückgang bei den Wohnungseinbrüchen. 2196 Taten wurden bis Ende Mai registriert – ein Minus von 102 Taten oder 4,4 Prozent. „Die erneuten Rückgänge bei Gewaltdelikten und Wohnungseinbrüchen sind ein sehr gutes Signal an die Bürger und belegen, dass wir mit unseren Maßnahmen die richtigen Schwerpunkte setzen“, sagt Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer.

Erfolg der Arbeit der Task Force

Einen deutlichen Anstieg gab es bei den Drogendelikten. Hier ging die Zahl der festgestellten Taten rasant um 32,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr nach oben. 6157 Drogendelikte kamen bis Ende Mai zur Anzeige – ein Plus von 1513 Taten. Allerdings belegt dies nicht, dass es tatsächlich mehr Drogenkriminalität in Hamburg gibt. „ Drogenkriminalität ist ein Kontrolldelikt“, sagt Polizeisprecher Ulf Wundrack. „Die Fallzahlen sind extrem abhängig von der Intensität polizeilicher Maßnahmen.“

So wird der Anstieg als Erfolg der Arbeit der Task Force angesehen, die gezielt gegen die offene Dealerszene vor allem in St. Georg, auf St. Pauli und im Schanzenviertel vorgeht.

Ergebnis bestimmter Maßnahmen


Die Erfolge bei der Bekämpfung der Kriminalität werden von Polizeipräsident Meyer auch als Ergebnis zielgerichteter Maßnahmen gewertet. „Im Bereich Taschendiebstahl konnten wir den rückläufigen Trend fortsetzen. Hier werden wir nach wie vor durch unsere regelmäßigen gemeinsamen Schwerpunkteinsätze mit der Bundespolizei klare Akzente setzen, um Täter zu identifizieren, festzunehmen und einem Haftrichter zuzuführen“, so Meyer.

Auch die Einbruchskriminalität wird durch Schwerpunktsetzung bekämpft. 2015 war die Soko „Castle“ eingerichtet worden, die mittlerweile eine feste Dienststelle im Landeskriminalamt ist. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, Hamburg unattraktiv für professionelle, reisende Tätergruppen zu machen. Das passierte zu einem Zeitpunkt, an dem die Einbruchskriminalität mit 9006 Taten im Jahr einen neuen Höchststand erreichte. Seitdem wurde die Zahl der Taten nahezu halbiert. Allerdings: Gelingt es der Polizei nicht wie im vergangenen Jahr, in der zweiten Jahreshälfte die Einbruchszahlen noch einmal deutlich zu senken, ist ein Rückgang für das gesamte Jahr kein Selbstgänger.

Bei vielen Deliktgruppen erfreuliche Rückgänge

Insgesamt dürften, hochgerechnet auf das Jahr, allerdings bei vielen Deliktgruppen erfreuliche Rückgänge zu verzeichnen sein. Die Gesamtkriminalität könnte auf den niedrigsten Stand seit 1980 sinken. Das Gleiche gilt für die Zahl der Raubtaten. Die Zahl der Autodiebstähle wären auf einen jahrzehntelangen Tiefstand. Die gefährlichen Körperverletzungen, ein „Sorgenkind“ der Sicherheitsbehörden, könnten auf den tiefsten Stand seit 2005 rutschen.

„Die Entwicklung ist erfreulich für jeden einzelnen Hamburger und ihre Gäste“, sagt Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft in Hamburg. „Sie zeigt aber auch, wie wichtig und richtig es ist, in die innere Sicherheit und die Menschen, also die Polizisten und Polizistinnen, die alle Konzepte umsetzen, zu investieren. Das wird auch in Zukunft eine Herausforderung bleiben. Innere Sicherheit ist ein zerbrechliches Gut, das durch falsche Weichenstellung zerstört werden kann – dies wissen wir in Hamburg ganz genau durch vergangene Erfahrungen.“