Hamburg. Sieben Mal noch ist der verstorbene Schauspieler in seiner Paraderolle als Polizist zu sehen. Und Fedder hat eine Lieblingsfolge.
Als der Sarg von Jan Fedder am 14. Januar von sechs Polizisten aus dem Hamburger Michel getragen wurde, spielte der Organist die Titelmelodie vom "Großstadtrevier": "Wenn der Schutzmann um's Eck kommt, nimmt der Ede reiß aus" (Truck Stop).
28 Jahre lang spielte Fedder in der beliebten ARD-Vorabendserie den Polizisten Dirk Matthies, der auf dem Kiez für Recht und Ordnung sorgt. Seit Folge 37 (1992) war der Publikumsliebling dabei und prägte mit seiner Kodderschnauze und seinem Herz auf dem rechten Fleck das Gesicht der Serie. Unter den Trauergästen waren auch seine Kollegen vom "Großstadtrevier", allen voran Maria Ketikidou, die neben Jan Fedder am längsten dabei ist.
Jan Fedder wollte unbedingt weiterdrehen
Wenn am Montag (18.50 Uhr, ARD) die 33. Staffel beginnt, ist Jan Fedder ein letztes Mal mit dabei. Obwohl er in den vergangenen Jahren mit etlichen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte – 2012 Krebsdiagnose, danach zahlreiche Stürze, so dass er die letzte Zeit im Rollstuhl sitzen musste – wollte Jan Fedder unbedingt weiterdrehen. Denn, so sagte er in einem Interview im Herbst 2016: "Nur wenn ich nicht mehr drehen darf, dann falle ich tot um. Dann ist es vorbei.“
Trauerbotschaft nach "Großstadtrevier"-Doku
Der Abschied von der alten Wache in Bahrenfeld – am Ende der 32. Staffel fliegt das Gebäude in die Luft – ist ihm sichtlich schwer gefallen. "Da ist schon sehr viel Wehmut. Ich werde wahrscheinlich noch ein paar Mal heulen. 27 Jahre mit so einem Gebäude. Die wischt man nicht so einfach weg. Wenn wir hier den Laden zumachen, dann macht auch in meinem Herzen irgendetwas zu“, sagt Fedder in der NDR-Doku "Großstadtrevier – Eine Serie zieht um".
Die 45 Minuten lange Reportage war vom NDR Fernsehen kurzerhand vom ursprünglichen Sendetermin am 25. Januar drei Tage vorgezogen – und angesichts des Todes des "Großstadtrevier"-Aushängeschilds noch mit einer kleinen Trauerbotschaft versehen worden. "In Gedenken an Jan Fedder", wurde nach dem Abspann eingeblendet. Im Schnitt 319.000 (6,6 Prozent Marktanteil) schalteten ab 22 Uhr die Dokumentation ein.
Jan Fedder wird von Jan Pawlik getröstet
Die letzte Szene in der alten Wache an der Mendelssohnstraße hatte sich Fedder gewünscht. "Ich bin der letzte. Sie wissen doch, der Kapitän verlässt immer als Letzter das Schiff", sagt er am Telefon in Folge 438. Nach dem Abschlussdreh am liebgewonnenen Set flossen bei Jan Fedder bittere Tränen. Getröstet wurde er von seinem engen Freund Jan Pawlik, dem Herstellungsleiter der beliebten Serie.
Das war Jan Fedder:
- Jan Fedder wurde am 14. Januar 1955 in Hamburg geboren
- Seinem Vater Adolf Fedder gehörte die Hafenkneipe "Zur Überseebrücke", seine Mutter Gisela war Tänzerin
- Erste Erfahrungen im Rampenlicht machte Jan Fedder im Alter von sieben Jahren als Knabensopran im Michel
- Als 13-Jähriger hatte Jan Fedder seinen ersten Auftritt auf der Bühne und vor der Kamera
- Seinen Durchbruch als Schauspieler erlangte er im Kinohit "Das Boot" (1981) als Bootsmann Pilgrim
- In der ARD-Serie "Großstadtrevier" spielte Jan Fedder von 1992 bis 2019 den Polizeioberkommissar Dirk Matthies
- Beliebtheit erreichte Jan Fedder auch als Kurt Brakelmann in der NDR-Serie "Neues aus Büttenwarder"
- Jan Fedder trug zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Titel "Ehrenkommissar der Hamburger Polizei"
- Am 15. Juli 2000 heiratete Jan Fedder in der Hauptkirche St. Michaelis Marion Kurth
- Am 30. Dezember 2019 erlag Jan Fedder in seiner Wohnung auf St. Pauli einem langjährigen Krebsleiden
Dirk Matthies durfte den Schreibtisch mitnehmen
Der Umzug war nötig geworden, weil der Mietvertrag auslief. Seitdem wird das "Großstadtrevier“ auf dem Gelände von Studio Hamburg gedreht. Die neue Wache ist chic und modern, aber in einer alten Fabrikhalle untergebracht, damit der Charme der alten Wache erhalten bleibt. Dirk Matthies durfte sogar seinen alten Schreibtisch, sein Ledersofa sowie sein Buddelschiff mit Oldtimer mitbringen.
"Man muss Veränderungen einleiten und darauf setzen, dass der Zuschauer den Weg mitgeht", sagt Drehbuchautor Norbert Eberlein. Und Saskia Fischer (Revierleiterin Frau Küppers) ergänzt: "Wir müssen uns auch immer neu erfinden, um spannend zu bleiben. Das ist gut, das hilft uns."
Jan Fedders Lieblingsfolge spielt am Pokertisch
In Folge 439 "Das neue Revier“ führt eine Schnullerkette, die beim Umzug gefunden wurde, zu einem alten Fall: Vor 14 Jahren verschwand die damals dreijährige Maja, die Kollegen rollen den Fall noch einmal auf. Dabei findet Dirk Matthies (Jan Fedder) in seinen Notizbüchern den entscheidenden Hinweis.
In Folge 440 "Kleine Haie, fette Fische" (3.2., 18.50 Uhr) hat Dirk Matthies einen Einsatz als Milieu-Ermittler am Pokertisch – nach Fedders eigenen Angaben die Lieblingsfolge des Volksschauspielers in der 33. Staffel. In einer Gastrolle taucht Theaterregisseur Leander Haußmann als Kiez-Größe "der schicke Dieter" auf.
Jan Fedder ist in sieben neuen Folgen zu sehen
Die letzte Episode, in der Jan Fedder alias Dirk Matthies zu sehen sein wird, heißt "Schlüsselmomente" und ist für den 23. März geplant. Insgesamt wirkt Fedder in seiner Paraderolle in sieben der 16 neuen "Großstadtrevier-Folgen" mit: in den Episoden 439 bis 441, 443 bis 445 und 447.
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Die Wiederholungsfolge "Ausnahmezustand" (405) in Gedenken an das Hamburger Original hatte gerade erst zu einer Top-Quote geführt. Durchschnittlich 3,213 Millionen Zuschauer (12,5 Prozent Marktanteil) schalteten sich am Montag der ARD zu – die höchste Reichweite für den Serienklassiker seit neun Jahren.
Großstadtrevier will die Figur Matthies würdigen
Im September 2019 war Fedder erneut gestürzt und konnte die Dreharbeiten für das "Großstadtrevier“ nicht mehr fortsetzen.
Wie in der beliebten Serie auf seinen Tod eingegangen wird, wird die Redaktion zusammen mit der Produktion in den nächsten Wochen entscheiden. "Sicher wird es eine Würdigung innerhalb der Serie geben", sagte NDR-Sprecherin Iris Bents.
Trauerfeier für Jan Fedder – Bilder des Abschieds:
Trauerfeier für Jan Fedder – Bilder des Abschieds