Hamburg. Sport ist ein Standortfaktor in Hamburg. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie. Wo Stadt und Bürger am meisten profitieren.
Sport ist für Hamburg ein wichtiger ökonomischer, kultureller und gesellschaftlicher Faktor mit wachsender Bedeutung, kurzfristig ein weicher, langfristig ein harter Standortfaktor.
Zu diesem Ergebnis kommt eine von Sportsenator Andy Grote (SPD) im Jahr 2017 in Auftrag gegebene Studie.Titel „Ökonomische Effekte einer vitalen Sportstadt“, Kosten: rund 80.000 Euro. Autoren sind Prof. Henning Vöpel, Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts, und die Volkswirtin und Sportökonomin Maike Cotterell.
So viel Geld steckt in Hamburgs Sport
Die wichtigsten Zahlen der umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchung, die vor allem auf Daten des Jahres 2018 fußt: Der Wirtschaftsfaktor Sport erzeugt in Hamburg jährlich rund 1,13 Milliarden Euro an Wertschöpfung, etwa ein Prozent des Hamburger Bruttoinlandprodukts 2017, davon stammen rund 478,5 Millionen Euro aus den Bereichen Sportevents und Profisport. 11.972 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte sind direkt oder indirekt in der Sportbranche tätig, der fiskalische Effekt beträgt rund 113 Millionen Euro pro Jahr.
Der Tourismus profitiert mit rund 199 Millionen Euro jährlich. Rechnet man nicht über den Marktpreis messbare Auswirkungen hinzu – bessere Gesundheit, weniger berufliche Fehltage, einen geringeren Medikamentenkonsum – fallen zusätzliche Effekte von geschätzten 1,29 Milliarden Euro an. Zu ähnlichen Ergebnissen kam vor neun Jahren die Studie „Auf Leistung setzen – Der Sport als Wirtschaftsfaktor Hamburgs“ der hiesigen Handelskammer.
Aus einem Euro werden vier: "Sport ist eine Investition"
„Mit einem direkt im Sport ausgegebenen Euro resultieren über Multiplikatoreffekte ungefähr zwei Euro an Wertschöpfung, langfristig mit Gesundheits- und Wohlfahrtseffekten sind es sogar vier Euro“, sagte Vöpel bei der Vorstellung der aktuellen Studie. „Sport stiftet Nutzen, schafft Erlebnisse und ist eine Investition in die Zukunft von Kindern und somit der Stadt.“
Bewegung müsse von Kindesbeinen an in das Bewusstsein der Jugendlichen und Heranwachsenden implantiert und entsprechende Bewegungsmöglichkeiten in der Stadt geschaffen werden. Dazu könnten Basketballkörbe gehören, die in Parks oder städtebaulich nicht genutzten Räumen zum freien Spielen aufgestellt werden.
Mehr Sportstunden an Hamburgs Schulen
Diese Punkte der Studie werde die Sportpolitik der Stadt noch stärker aufgreifen, sagte Senator Grote. „Unsere Aufgabe ist es, Kinder und Jugendliche noch besser in Bewegung zu bringen. Wir wollen das bereits obligatorische Bewegungsscreening in den zweiten und dritten Grundschulklassen nicht nur dafür nutzen, um Sporttalente zu entdecken, wir wollen weitere Möglichkeiten schaffen, mehr Bewegungskitas etwa, um Bewegungsdefizite abzubauen.“
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Mit dem Neubau von Schulturnhallen und Sportanlagen, Investitionen von insgesamt rund einer halben Milliarde Euro, schaffe der Senat gerade die Grundlage, damit die dritte Sportstunde, die schon lange in den Lehrplänen steht, in Zukunft auch überall stattfinden kann. Darüber hinaus gebe es viele Ideen, Schulbauten und Schulhöfe bewegungsfreundlich zu gestalten. Dazu wurden bereits Gespräche zwischen der Sport- und Schulbehörde sowie Schulbau Hamburg geführt.
Insgesamt stellt die Studie der Stadt ein gutes Zeugnis aus, der eingeschlagene Weg sei richtig: „Gesellschaftliche und technologische Trends erhöhen die ökonomische Bedeutung des Sports. Mit der Active-City-Strategie hat die Stadt Hamburg ein Konzept entwickelt, den Sport ganzheitlich für mehr Lebensqualität in urbanen Räumen zu entwickeln.“
Welche Sportveranstaltungen am bedeutendsten sind
Zentrales Anliegen der Untersuchung war es zudem, die wirtschaftlichen Effekte der großen Hamburger Sportveranstaltungen zu messen. „Jeder Veranstalter behauptet von sich, dass sein Event das bedeutendste sei und deshalb bevorzugt bezuschusst werden müsse. Jetzt haben wir für diese Diskussionen ein Fundament an Daten“, sagte Grote. Der HSV mit rund 850.000 Zuschauern im Jahr bei seinen Heimspielen erzeugt dabei die größten Effekte für den Tourismus, rund 42 Millionen Euro (siehe Tabelle unten).
Für die Entwicklung des Profi- und Leistungssports sowie der Sportevents wäre aber eine spezielle Strategie sinnvoll, lautet eines der Resümees der Studie. Einige Veranstaltungen wie das Herren-Tennisturnier am Rothenbaum oder das Golfturnier in Winsen wiesen ein ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis auf. „Eine höhere Kategorie könnte weitaus mehr (internationale) Zuschauer- und Medienberichterstattung auslösen.“ Grundsätzlich solle die Förderung des Profisports und der Events mit Augenmaß erfolgen, „da die direkten Einflussmöglichkeiten öffentlicher Maßnahmen begrenzt sind“.
So viel Geld bringt der Sport nach Hamburg
Veranstaltungen 2018 (Angaben in Mio. Euro) | Netto-Einkommenseffekt | Bruttoausgaben Tourismus | Medienwert (Artikel, TV) |
HSV (1./2. Fußball-Bundesliga) | 105,0 | 42,0 | 40,0 |
St. Pauli (2. Fußball-Bundesliga) | 43,0 | 19,0 | 20,0 |
EuroEyes Cyclassics (Radrennen) | 36,2 | 24,7 | 1,9 |
Hamburg Wasser World Triathlon | 21,0 | 14,2 | 4,0 |
Haspa Marathon | 17,5 | 12,0 | 5,0 |
Ironman Hamburg | 14,0 | 9,5 | 3,0 |
Spring- und Dressurderby | 8,1 | 5,5 | 7,0 |
Tennis, Rothenbaumturnier (Herren) | 7,2 | 4,9 | 5,0 |
Beachvolleyball, World Tour Final | 5,3 | 3,6 | 15,0 |
Basketball VTG Supercup | 1,1 | 0,7 | 1,5 |
Gesamt | 258,4 | 136,1 | 102,4 |