Hamburg. Sein Kopf ziert die offizielle Weihnachtskarte 2019 – mit einer Botschaft. Hamburger Ärzte schreiben sogar eigenes Gedicht.

So kennt man die Ärzte in Hamburg: fleißig, technisch affin, klare Ansagen – und bisweilen etwas rebellisch. Wer einen Termin möchte oder einen dringenden Hausbesuch braucht, kann das im Notfall unter der Telefonnummer 116 117 rund um die Uhr erledigen. Dort kann man sich auch beruhigen lassen, wenn einem sonnabendabends die Rückenschmerzen der vergangenen fünf Tage einfallen und man denkt, es sei ein irreparabler Bandscheibenvorfall.

Für die, die das lieber in einer Klinik abklären lassen wollen, hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) seit diesem Jahr eine Ambulanz der niedergelassenen Ärzte am UKE eingerichtet. Und ist es wirklich ernst, kommt über die 116 117 sofort der Rettungswagen mit der anderen bekannten Nummer: 110.

Jens Spahn: 18 Gesetze in 18 Monaten

So weit, so gut. Aber die Hamburger Ärzte wollen sich eben nicht politisch aufdrücken lassen, wann sie ihre Praxen aufsperren müssen. Und schon gar nicht wollen sie einen Gesundheitsminister, der mit dem Rotstift in ihre Terminbücher hereinregiert. So aber wird Jens Spahn (CDU) seit Amtsantritt wahrgenommen. 18 Gesetze hat er in 18 Monaten verabschieden lassen.

Die Weihnachtskarte der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg
Die Weihnachtskarte der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg © Kassenärztliche Vereinigung Hamburg / Sebastian Haslauer

Fleißig ist auch er. Ob er wie beim Fettabsaugen für alle auch die drängendsten Malaisen aller Versicherten im Blick hat, muss sich noch zeigen.

Hamburger Ärzte überraschen mit Weihnachtskarte 2019

Die Hamburger Ärzte jedenfalls haben Spahn vor allem wegen des Terminservice- und Versorgungsgesetzes (TSVG) jetzt zu Weihnachten mit sanftem Spott überzogen. Auf der offiziellen Weihnachtskarte der KV ist ein Weihnachtsmann zu sehen, der mit sechs fliegenden Rentieren im Schlitten über das Hamburger Rathaus jettet. Bei sich hat er Geschenke, die das Wort „Termine“ buchstabieren.

Und in die Karte ist ein nettes Schreiben eingelegt, das ein Gedicht enthält: „Heller die Glocken nie klingen…“ beginnt es und nimmt Spahn und seine Termingesetze auf die Schippe. „Vom Himmel lässt Spahn Termine regnen. Auf dass Arzt und Patient sich schneller begegnen.“ Da reimt sich „Gesetze“ auf „Gehetze“ und, etwas versöhnlicher, heißt es: „Es gab schon üblere Geschenke.“

Es gebe Termine, wünscht die KV, „die wir mit großer Freude und freiwillig wahrnehmen“. Gemeint ist: Weihnachten. Und weil die Aktion mit zwinkerndem Auge gegen die gesundheitspolitischen Irrwege aus Berlin gerichtet ist, haben gleich alle unterschrieben: KV-Chef Walter Plassmann, seine Stellvertreterin Caroline Roos, der Vorsitzende der Vertreterversammlung, Dr. Dirk Heinrich, und dessen Vertreter Dr. Björn Parey. Und wenn Spahn sich in Hamburg beschweren will? 116 117 wählen! Auch an gesetzlichen Feiertagen nimmt jemand ab.