Berlin. Krankenkassen zahlen Fettabsaugen für Frauen. Wir erklären, welche Voraussetzungen dafür gegeben sein müssen.

Fettabsaugen gilt als Schönheitsoperation. Dabei werden die Fettzellen unter der Haut mit Kanülen abgesaugt. Die betroffene Körpergebiete wie etwa Bauch, Beine, Arme oder Po werden betäubt, häufig wird auch eine Vollnarkose gegeben. Bislang waren solche Behandlungen kostspielig. Kleine Eingriffe liegen bei etwa 1000 Euro, wird gleichzeitig an mehreren Stellen gesaugt, können Kosten von 10.000 Euro anfallen – und mehr.

Etwa drei Millionen Frauen in Deutschland leiden darunter, dass sich mehr Fettgewebe an Armen und Beinen bildet als üblich. Einigen von ihnen kann jetzt geholfen werden – mit einer Kassenleistung. Denn vom Januar 2020 werden die gesetzlichen Krankenkassen das Absaugen von Körperfett zahlen – aber nur in sehr ernsten Fällen. Den Beschluss dazu hat der Gemeinsame Bundesausschuss am Donnerstag getroffen – das ist das Gremium, in dem Ärzte, Krankenhäuser und Kassen festlegen, welche Behandlungen bezahlt werden.

Weil Ärzte und Krankenkassen schon informell über die Bezahlung der Behandlung verhandeln, sollen betroffene Frauen tatsächlich im Januar zum Arzt gehen und sich behandeln lassen können.

Fettabsaugen auf Kassenkosten nur mit Lipödem

Bezahlt wird das Absaugen von Fett dann aber nur, wenn das Krankheitsbild Lipödem bereits das Stadium drei erreicht hat. Das heißt, dass die ungewöhnliche Häufung von Fettgewebe an Armen, Beinen und an der Hüfte besonders stark ausgeprägt ist.

Die betroffenen Frauen – ihre Zahl wird auf mindestens 10.000 geschätzt – sind dann nicht nur sehr unbeweglich, sie haben auch starke Schmerzen an den betroffenen Stellen und sind schnell erschöpft. Männer sind nur äußerst selten von einem Lipödem betroffen.

Behandlungskosten werden zunächst bis 2024 erstattet

Eine Liposuktion ist ein aufwendiger Eingriff. Kassen zahlen besonders kranken Frauen künftig das Fettabsaugen.
Eine Liposuktion ist ein aufwendiger Eingriff. Kassen zahlen besonders kranken Frauen künftig das Fettabsaugen. © dpa | Daniel Karmann

Weil eine Diät oder auch mehr Sport nicht gegen die zusätzlichen Fettablagerungen hilft, bleibt als Behandlungsmethode oft nur das Absaugen des Körperfetts. In der Fachsprache heißt die Behandlung Liposuktion. Die Krankenkassen wollten sie bisher nicht bezahlen, weil sie nicht vom medizinischen Nutzen des Eingriffs überzeugt waren. Nun sollen die Behandlungskosten für schwere Fälle erst einmal bis 2024 erstattet werden.

Bis dahin sollen Ergebnisse einer generellen wissenschaftlichen Studie zu Nutzen und Risiken vorliegen, die dann Basis einer Entscheidung für alle Stadien der betroffenen Erkrankung sein soll. Die Diskussion um die Liposuktion dauert bereits mehrere Jahre. Tatsächlich liegen bisher relativ wenige medizinische Studien zum Thema vor.

Jens Spahn hatte gedroht, künftig allein zu entscheiden

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) drohte Anfang dieses Jahres damit, künftig allein zu entscheiden, welche Behandlungen die Kassen zahlen. Dies führte dazu, dass sich der Ausschuss von Ärzten, Kliniken und Kassen bereit erklärte, das Fettabsaugen für erkrankte Frauen vorerst doch ab 2020 zur Kassenleistung zu machen.

Parallel soll der medizinische Nutzen weiter erforscht werden, so dass möglicherweise irgendwann auch Frauen mit leichteren Formen des Lipödems von ihrer Kasse eine Liposuktion bezahlt bekommen. Bis es so weit ist, wird es aber wohl noch einige Jahre dauern.

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