Hamburg. Auch Wohnungen sollen auf dem Areal zwischen Tibarg und Garstedter Weg entstehen. Zudem gibt es Pläne rund um den Wochenmarkt.

Wenn in Niendorf Wochenmarkt ist, brummt es auf dem Areal zwischen Tibarg und Garstedter Weg. An allen anderen Tagen ist die Fläche dagegen unattraktiv und wird lediglich als Parkplatz genutzt. Der Bezirk Eimsbüttel plant deshalb eine umfangreiche Umgestaltung des Geländes samt Abriss und Neubau des bestehenden Kundenzen­trums und des Ortsamtes, außerdem den Bau von Wohnungen.

Seit 2016 erarbeitete der Bezirk unter reger Bürgerbeteiligung den neuen Bebauungsplan Niendorf 92, der noch bis zum 6. Dezember im Bezirksamt (Grindelberg 62–66) öffentlich ausliegt. „Auf den Flächen des ehemaligen Ortsamtes, des Kundenzentrums Lokstedt, des freigezogenen Gebäudekomplexes der Anna Warburg Schule und den Parkplatzflächen auf und im Umfeld des Marktplatzes soll die Entwicklung neuer Bauflächen mit kerngebietstypischen Nutzungen (zum Beispiel: Büros, Praxen, Einzelhandel, Gastronomie und Wohnen) vorbereitet werden“, heißt es in den Zielen für das 3,2 Hektar große Planungsgebiet.

Aufenthaltsqualität im Zentrum Niendorfs steigern

Im nordöstlichen Bereich des Tibarg werde eine zeitgemäße Verdichtung der Bebauung vorbereitet. Durch die Neuordnung der Platz- und Grünflächen solle die Funktion des Wochenmarktes gestärkt und die Aufenthaltsqualität im Zentrum Niendorfs gesteigert werden.

Allerdings handelt es sich nach Angaben des Bezirks sowohl um städtische als auch um private Flächen, weshalb die endgültige Ausgestaltung noch offen sei. Jan Philipp Stephan, Fachamtsleiter Stadt- und Landschaftsplanung im Bezirk Eimsbüttel, spricht von etwa 100 Wohnungen, die in zwei großen Neubaukomplexen entstehen können. Darunter soll es Tiefgaragenstellplätze geben, denn mindestens 105 der oberirdischen Parkplätze dürften künftig entfallen.

„Wir wollen den Menschen Angebote machen und prüfen derzeit, wo Wohnungsbau möglich ist. “

Kay Gätgens, Bezirksamtsleiter

Die Nachfrage nach Wohnraum ist in Niendorf wie überall in der Stadt größer als das Angebot. Auffällig ist, dass die Zahl der Einwohner in Niendorf im Vergleich mit dem Bezirk und der Stadt deutlich weniger stark wächst. Während die Bewohnerzahl in Hamburg zwischen 2013 und 2017 um 4,9 Prozent stieg, lag das Wachstum in Niendorf bei nur 3,6 Prozent. Die Zahl der über 65-Jährigen ist mit 26 Prozent dagegen vergleichsweise höher als im übrigen Stadtgebiet (18 Prozent), Niendorf hat aber auch einen hohen Anteil an Haushalten mit Kindern. Viele, die in diesem Stadtteil leben, ziehen nicht mehr weg.

Bezirksamtsleiter: Niendorf eine „Insel im Grünen“

Bislang verteilt sich ein gutes Drittel (36 Prozent) der Wohnungen auf Ein- und Zweifamilienhäuser, doch auch in Niendorf setzen mehr und mehr Bauherren auf Geschosswohnungsbau. In Schnelsen, Eidelstedt, Stellingen und Lokstedt würden mehr Baugenehmigungen erteilt als in Niendorf, sagt Bezirksamtsleiter Kay Gätgens. „Wir wollen aber den Menschen, die hier hinwollen, Angebote machen und prüfen derzeit, wo Wohnungsbau möglich ist.“ Der Tibarg sei wegen der guten Verkehrsanbindung mit der U 2 sowie durch etliche Busse ideal für weiteren Wohnungsbau, denn das garantiere kurze Wege.

niendorf.jpg

Der Bezirksamtsleiter bezeichnet Niendorf als eine „Insel im Grünen“. Tatsächlich ist der Stadtteil mit seinen 41.000 Bewohnern und der Größe einer mittleren Kleinstadt umgeben von Schnelsener Feldmark, Ohmoor, Niendorfer Gehege und Tarpenbek. „Der Tibarg ist das Zentrum in Eimsbüttel, das am dynamischsten ist, und ein Stadtteilzentrum, das wirklich gut funktioniert“, sagt der Bezirksamtsleiter. Die Bindung der Niendorfer an ihre Einkaufsmeile sei sehr hoch, aber auch aus den Nachbarstadtteilen kämen Kunden.

Viele erledigten ihre Ausweisangelegenheiten im Kundenzentrum – das einzige im Bezirk neben jenem am Grindelberg. 60.000 Kunden würden pro Jahr gezählt, sagt Gätgens. Die Gebäude in Niendorf sind jedoch in die Jahre gekommen. Das Ortsamt, in dem sich mehrere Dienststellen befinden, wurde in den 1960er-Jahren gebaut, das Kundenzen­trum, in dem früher die Bücherhalle untergebracht war, stammt aus den 1970ern.

Niendorfer Wochenmarkt:

Stadtteilserie: Niendorfer Wochenmarkt
Stadtteilserie: Niendorfer Wochenmarkt

weitere Videos

    Insgesamt arbeiten in beiden Gebäuden etwa 120 bis 130 städtische Mitarbeiter. Das Gebäude, das die Anna-Warburg-Schule als Zweigstelle genutzt hatte und in dem danach Angebote der Flüchtlingshilfe unterkamen, stammt aus den 1950er-Jahren und soll ebenfalls abgerissen werden. Auch wegen des Bedarfs an Wohnungen sei es an der Zeit gewesen, neu zu denken, so Gätgens. „Wir wollen ein hochmodernes, öffentliches Gebäude mit attraktiven Angeboten für die Bürgerinnen und Bürger im Stadtteil und mit dem Kundenzentrum als Anker.“

    Wochenmarkt soll Flächen behalten

    Der erfolgreiche Wochenmarkt behalte seine Flächen, versichert Stephan. Gätgens fügt hinzu: „Die Frage ist jedoch, ob es richtig ist, dort wie derzeit viele Parkplätze zu haben. Oder gibt es da andere Ideen?“ Bei der Bürgerbeteiligung sei klar geworden, dass sich die Niendorfer einen Platz mit mehr Aufenthaltsqualität wünschten, also mit Sitzbänken statt Parkplätzen. Die Lippertsche Villa wird erhalten, allerdings soll das Grundstück zur Umgebung hin als Grünzug geöffnet werden. Den möglichen Baubeginn auf dem Wochenmarktgelände terminiert Gätgens auf 2021/22.

    Weiter in die Zukunft gerichtet sind Überlegungen des Bezirks für den südlichen Teil des Tibarg, der deutlich weniger frequentiert ist als der Richtung Tibarg Center. „Mittelfristig muss man überlegen, ob man die Bebauung verstärkt und den Wohnanteil erhöht, um die Kaufkraft zu stärken und den Tibarg am Abend zu beleben“, sagt Gätgens. Allerdings müsse man dafür erst das Interesse der Eigentümer wecken.

    Das könnte Sie auch interessieren:

    Für die Hinschwiese auf der östlichen Seite des Garstedter Wegs gibt es dagegen keine aktuellen Pläne, obwohl die Eigentümer der Flächen Interesse an Wohnungsbau hätten, so Gätgens. Dort sei ein Gewerbegebiet, die Ausweisung als Wohngebiet sei auch wegen der Nähe zum Flughafen ausgeschlossen, sagt Gätgens.