Hamburg. Krankenkasse veröffentlicht Gesundheitsatlas zur Volkskrankheit Diabetes. Warum die Menschen in Hamburg gesünder sind als anderswo.

Hamburger erkranken deutlich seltener an Typ-2-Diabetes als Menschen in anderen Bundesländern. In der Hansestadt leiden aktuell 116.000 Menschen an sogenanntem Altersdiabetes. Das zeigt eine aktuelle Studie der AOK Rheinland/Hamburg, die heute veröffentlicht wurde.

Demnach liegt die Diabeteshäufigkeit der Hamburger mit 6,4 Prozent, gemessen an der bundesweiten Gesamtbevölkerung mit 8,6 Prozent, deutlich unter dem Bundesdurchschnitt und belegt somit den besten Platz im Vergleich der Bundesländer, dicht gefolgt von Schleswig-Holstein mit 7,3 Prozent. Die höchsten Erkrankungsraten sind in den neuen Bundesländern im Osten zu verzeichnen. In Sachsen-Anhalt leben mit 12,9 Prozent die meisten Betroffenen, Thüringen und Sachsen liegen mit 11,9 Prozent bzw. 11,6 Prozent ebenfalls weit über dem Bundesdurchschnitt. Auch im Vergleich der Großstädte (mehr als 500.00 Einwohner) liegt die Hansestadt mit 6,3 Prozent Diabeteshäufigkeit kurz hinter München deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt.

Alter und soziale Herkunft sind Risikofaktoren für Diabetes

Die Ergebnisse des Gesundheitsatlas für Hamburg bestätigen bereits bekannte Zusammenhänge zur Entstehung und Verbreitung der Erkrankung. Der Typ-2-Diabetes betrifft insbesondere ältere Menschen. Von den 116.000 Menschen mit Typ-2-Diabetes in Hamburg sind mehr als die Hälfte 70 Jahre alt. Bei den unter 55-Jährigen liegt der prozentuale Anteil gemessen an der Bevölkerung unter zwei Prozent. Mit zunehmendem Alter steigt die Krankheitshäufigkeit jedoch deutlich an und erreicht einen Gipfel in den Altersgruppen zwischen 80 und 90 Jahren mit knapp 30 Prozent Betroffenen bei beiden Geschlechtern. Somit ist in diesen Altersgruppen nahezu jeder Dritte an einem Typ-2-Diabetes erkrankt. Das Alter ist also einer der bestimmenden Risikofaktoren für die Entwicklung der Erkrankung.

Einen weiteren Faktor bilden die sozialen Unterschiede in der Bevölkerung. So zeigt sich bei Diabetes ein Anstieg der Krankheitshäufigkeit in sozial benachteiligten Schichten, gemessen anhand von Angaben zu Bildung, Einkommen und Beruf. Dies ist dadurch erklärbar, dass die Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes wie ungesunde Ernährungsweise, Übergewicht und Adipositas bei Personen mit niedrigem sozialen Status häufiger gefunden werden.

Außerdem lässt sich wiederum ein deutlicher Zusammenhang mit dem Wohnort und der Häufigkeit einer Diabeteserkrankung feststellen. Im Gesundheitsatlas zeigt sich, dass in Regionen, in denen viele sozial benachteiligte Menschen leben, die Diabeteshäufigkeit mit 11,3 Prozent deutlich höher ist als in anderen Regionen. Dabei fällt auf, dass Hamburg zu den Regionen mit der geringsten sozialen Benachteiligung in Deutschland gehört.

Starker Anstieg der Typ-2-Diabetes Erkrankungen

Zwischen Männern und Frauen gibt es nur geringe Unterschiede in der Krankheitshäufigkeit. Ein Blick auf die Entwicklung der Erkrankungszahlen in den vergangenen Jahrzehnten zeigt: In den 1960er-Jahren lag die Erkrankungsrate noch unter einem Prozent. Seitdem ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Im Gesundheitsatlas wurde für das Jahr 2017 eine Erkrankungsrate von bundesweit 8,6 Prozent ermittelt, was 7,1 Millionen erkrankten Personen in Deutschland entspricht.

Obwohl Hamburg im Ergebnis recht gut abschneidet, mahnt Matthias Mohrmann, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg, zur Aufmerksamkeit. „Im Bundesvergleich ist die Krankheitshäufigkeit von Typ-2-Diabetes in Hamburg zwar geringer. Doch auch hier besteht klarer Handlungsbedarf". Die Erkrankung sei oftmals vermeidbar. Wir brauchen eine gesamtgesellschaftliche Strategie, ein Gesamtpaket mit klarem Fokus auf Prävention: viel Bewegung und gesunde Ernährung in Kitas und Schulen sowie gut sichtbare und klar verständliche Nährwertangaben auf Lebensmittelverpackungen.“

Unterschied zwischen Typ-2- und Typ-1-Diabetes

  • Typ-2-Diabetes Etwa Prozent der an Diabetes erkrankten Menschen leiden an dem Typ-2-Diabetes. Kennzeichnend für diese Diabetes-Form ist, dass die Wirkung des Insulins in den Körperzellen vermindert ist, immer gleichzeitig gekoppelt mit einem Insulinmangel. Der Typ-2-Diabetes oder dessen Vorstufen sind häufig mit anderen Problemen gesundheitlichen Problemen wie Bluthochdruck und gestörter Fettstoffwechsel verknüpft. Dieser Diabetes-Typ geht zu über 80 Prozent mit Fettleibigkeit (Adipositas) einher. Typ-2-Diabetes entwickelt sich häufig erst im fortgeschrittenen Alter bei Patienten. Daher bezeichnet man diese Diabtetes-Form umgangssprachlich auch als Altersdiabtetes.
  • Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmun-Erkrankung, bei der die Insulin-produzierenden Zellen in den sogenannten Langerhans´schen Inseln der Bauchspeicheldrüse durch das körpereigene Abwehrsystem zerstört werden. Der Körper produziert kein Insulin mehr. Es kommt zu einem absoluten Insulinmangel mit der Folge, dass die in der Nahrung enthaltenen Brennstoffe nicht mehr ausreichend in die Körperzellen geschleust und verstoffwechselt werden können. Der klassische Typ-1-Diabetes tritt vornehmlich bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf und betrifft 0,3 bis 0,4 Prozent der Bevölkerung.