Hamburg . Die Zahl der ausgeliehenen roten Räder ist zuletzt gesunken. Über die Gründe gehen die Meinungen auseinander.
Die roten Stadträder sind in diesem Sommer weniger häufig ausgeliehen worden als im Jahr zuvor. Wurden die Räder 2018 in den Monaten Juni, Juli und August rund 960.000 Mal gemietet, sank diese Zahl im laufenden Jahr auf 870.000 entliehene Räder. Das geht aus der Antwort des Hamburger Senats auf eine Anfrage der Linken hervor.
Die Fahrradflotte, die von der DB-Tochter Deutsche Bahn Connect betrieben wird, steht neuerdings in Konkurrenz zu den E-Scootern, die an zahlreichen Orten in der Hansestadt parken. Seit Ende Juni sind die Roller in Hamburg per App auszuleihen. Laut einer Analyse der Verkehrsbehörde legen die Hamburger durchschnittlich zwei Kilometer mit dem Roller zurück.
Linke Heike Sudmann kritisiert E-Scooter
„Die Zahlen des Senats widerlegen die aberwitzige Behauptungen, mit den E-Tretrollern könnte auch die Autonutzung reduziert werden. Mit der im Schnitt zwei Kilometer langen Fahrstrecke sind die Roller tatsächlich nur eine Konkurrenz für die umweltfreundlichsten Verkehrsmittel, nämlich das Zufußgehen und Radfahren“, sagt Heike Sudmann, die verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, und weiter: „Dieser rollende Unsinn mit Batterieantrieb hat nichts mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu tun.“
Die Verkehrsbehörde sieht allerdings einen anderen Grund für die zuletzt sinkende Beliebtheit der Stadträder. "Der Rückgang der Leihvorgänge beim Stadtrad im Bereich der Innenstadt ist im Wesentlichen auf die geringe Flottenverfügbarkeit in den Monaten nach Einführung der E-Scooter zurückzuführen", sagte Sprecherin Susanne Meinecke.
So hätten im August 2019 lediglich 1886 von 2728 und im September 2019 nur 1769 von dann insgesamt 2756 Rädern zur Verfügung gestanden. "Die Einschränkungen sind sowohl auf Störungen an den neuen Sicherungsschlössern als auch auf Reparaturarbeiten infolge von vandalismus- und verschleißbedingten sonstigen Schäden zurückzuführen", argumentierte Meinecke. "Wir sehen derzeit daher keinen Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Leihvorgänge und der Einführung der E-Scooter".
Stadtrad in Hamburg bietet günstigere Fahrten
Es gebe in der Gesamtbetrachtung auch keinen längerfristigen Rückgang beim Stadtrad, hieß es von der Verkehrsbehörde. Die Zahl der Ausleihen sei auf einem Höchststand. "Im Übrigen gehen wir momentan auch perspektivisch nicht von einem erheblichen Einfluss der E-Scooter auf die Anzahl der Leihen beim Stadtrad aus", sagte Meinecke. Dies sei vorwiegend auf die Preisgestaltung zurückzuführen. Hier sei das Stadtrad für Alltagszwecke deutlich günstiger. Die meisten kürzeren Fahrten sind gratis.
Die Verkehrsbehörde geht auch von unterschiedlichen Motiven für die Nutzung aus: "Während die Stadträder werktags die typische Ausprägung von Morgen- und Nachmittagsspitze aufweisen, was wiederum auf eine intensive Nutzung für Alltagszwecke schließen lässt, werden E-Scooter nach unseren bisherigen Erkenntnissen stärker für Freizeitzwecke an Sonnabenden (zwischen 12 und 17 Uhr) gemietet. "
Bislang gab es den Angaben zufolge 229 Stadtrad-Stationen mit 4381 Andockplätzen. Neue Leihpunkte sollen in diesem und nächstem Jahr unter anderem am Volksparkstadion, an der Lufthansa-Basis und an den Bahnhöfen Wandsbek-Gartenstadt und Elbgaustraße entstehen.
E-Scooter fahren mit Höchstgeschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde
E-Tretroller dürfen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde und einem Maximalgewicht von 55 Kilogramm vorrangig auf Radwegen fahren. Erlaubt ist das Fahren ab 14 Jahren.