Hamburg. Nach den Tumulten am Mittwoch betont die Studentenvertretung aber, der AfD-Gründer habe „jedes Recht, an die Uni zurückzukehren“.
Der AStA der Universität Hamburg hat sich von den massiven Störungen gegen die erste Vorlesung des AfD-Gründers Bernd Lucke distanziert, aber auch Vorwürfe gegen den Ökonomie-Professor erhoben. Der AStA habe „zu keinem Zeitpunkt zum Stören von Lehrveranstaltungen aufgerufen“ und sei auch nicht an deren Organisation beteiligt gewesen, heißt es in einer Stellungnahme der Studentenvertretung vom Freitag. „Wir möchten ebenso klarstellen, dass wir Beleidigungen und physische Gewalt nicht als probates Mittel der demokratischen Verständigung sehen und diese ablehnen“, so der AStA, der betont: „Herr Lucke hat trotz seiner aus unserer Sicht kritischen Vergangenheit jedes Recht, an die Uni zurückzukehren.“
Wie berichtet, war die erste Vorlesung des früheren EU-Abgeordneten nach dessen Ausscheiden aus der Politik am Mittwoch so massiv gestört worden, dass sie nicht stattfinden konnte. Lucke hatte dennoch zwischen den Studierenden ausgeharrt und war anschließend unter Polizeischutz zum Bahnhof Dammtor geleitet worden. Ein Seminar Luckes am Donnerstag konnte hingegen wie geplant stattfinden. Noch an dem Tag hatten sich AStA-Vertreter mit Lucke zum Gespräch getroffen.
AStA wirft Lucke vor, „die Studierenden als Schutz“ benutzt zu haben
In ihrer Stellungnahme verteidigten die Studenten die Kundgebung am Mittwoch vor dem Gebäude und kritisierten Lucke. Dieser habe die ohnehin angespannte Situation im Hörsaal „angeheizt“, indem er im Auditorium Platz genommen habe: „Dieses Verhalten hat nicht zu einer Deeskalation geführt, sondern vielmehr als Provokation auf die Protestierenden gewirkt“, so der AStA. Statt den Saal zu verlassen und die Situation zu entschärfen, habe Lucke „die Studierenden als Schutz“ benutzt. Der 57-Jährige äußerte sich am Freitag nicht.
Der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes, Bernhard Kempen, sagte der „Welt“, er beobachte die Ereignisse an der Hamburger Universität mit großer Sorge: „Wir erwarten von der Hochschulleitung, dass sie sich schützend vor einen Hochschullehrer ihrer Universität stellt, dessen Freiheit der Lehre massiv verletzt wurde.“ Wie berichtet, hatten sowohl die Uni als auch die Wissenschaftsbehörde zunächst erklärt, Universitäten müssten eine „diskursive Auseinandersetzung“ aushalten und die Ereignisse erst im zweiten Anlauf am Donnerstag kritisiert.