Hamburg. Das West-Nil-Virus wurde bei einem Vogel festgestellt – es kann auch auf Menschen, Pferde und andere Säugetiere übergreifen.

Es ist seit 1937 bekannt, kommt sowohl in tropischen als auch in gemäßigten Gebieten vor und infiziert in erster Linie Vögel. In Hamburg wurde nun zum ersten Mal das West-Nil-Virus bei einem Vogel nachgewiesen. "Das Friedrich-Loeffler-Institut bestätigte den Fund bei einer Heckenbraunelle im Bezirk Altona", teilte die Gesundheitsbehörde am Donnerstag mit. Übertragen wird die Infektion durch Mücken. Hauptwirte für das Virus sind Vögel – aber das West-Nil-Virus kann auch auf Menschen, Pferde und andere Säugetiere übergreifen.

Nach Angaben der Behörde können nur der Mensch und das Pferd nach einer Infektion erkranken, ohne selbst eine Ansteckungsquelle zu sein. Der Verlauf sei meistens leicht. Jedoch rät die Hamburger Gesundheitsbehörde Pferdehaltern, ihre Tiere wegen möglicher Komplikationen noch vor der nächsten Mückensaison impfen zu lassen. Denn bei einigen infizierten Pferden können deutliche Ausfallerscheinungen auftreten, die in bis zu 20 Prozent der Fälle mit lebenslangen neurologischen Schäden verbunden sein können.

West-Nil-Virus: Impfstoffe für Menschen derzeit nicht verfügbar

"In etwa 22 bis 44 Prozent der Fälle endet der Verlauf tödlich", heißt es vonseiten der Behörde. Nach Ausbruch der Erkrankung können lediglich die Symptome behandelt werden. In Deutschland stehen drei in der EU zugelassene Impfstoffe für Pferde zur Verfügung – diese schützen zwar nicht vor der Infektion, können aber schwerere Verlaufsformen verhindern.

Beim Menschen gibt es sehr selten Infektionen und wenn verlaufen diese größtenteils symptomarm. "Schwerere Verläufe werden nur in Ausnahmefällen beobachtet", teilt die Gesundheitsbehörde mit. Charakteristisch sind grippeähnliche Symptome und Fieber. Nur bei einem Teil der Schwererkrankten kann eine Meningitis auftreten, die zudem in der Regel gutartig verläuft. Die Behörde weist darauf hin, dass Impfstoffe für den Menschen "derzeit nicht zur Verfügung stehen".

Umweltbehörde warnt vor toten Vögeln

Zudem weist die Umweltbehörde darauf hin, dass tote Wildvögel nie mit bloßen Händen angefasst werden sollten: "Besonders wenn vermehrt tote Wildvögel an einer Stelle gefunden werden, sollten die bezirklichen Fachämter für Verbraucherschutz, Gewerbe und Umwelt informiert werden."

Ende August 2018 wurde im Osten Deutschlands das West-Nil-Virus bei einem Bartkauz nachgewiesen. Bis zum 19. September 2019 stieg die Zahl deutschlandweit auf 37 festgestellte Infektionen bei Vögeln und zehn Nachweise bei Pferden.

Erster West-Nil-Virus-Fall bei einem Menschen

Am Freitag wurde dann eine erste durch Mücken übertragene West-Nil-Infektion bei einem Menschen in Deutschland bekannt gegeben. "Die Person aus Sachsen war an einer Gehirnentzündung erkrankt, wurde im Klinikum St. Georg in Leipzig behandelt und ist inzwischen wieder genesen“, teilten mehrere Institutionen, darunter das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin mit.

Die Virus-Erkrankung verläuft demnach beim Menschen häufig ohne Symptome. Schwerere und tödliche Verläufe seien sehr selten und träfen in der Regel ältere Menschen mit Vorerkrankungen.

Bisher wurden in Deutschland einzelne Fälle bei Reisenden bekannt, die aus betroffenen Regionen kamen. Seit 2018 ist das ursprünglich aus Afrika stammende Virus in mehreren Bundesländern bei Vögeln und Pferden nachgewiesen worden.

Mit Material von dpa