Die Suche sollte eigentlich schon lange abgeschlossen sein. Der Druck auf die Deutsche Funkturm GmbH steigt.
Vor acht Monaten sollte der neue Betreiber für den Hamburger Fernsehturm von der Deutschen Funkturm GmbH (DFMG) präsentiert werden. Das wäre Anfang Januar gewesen, aber bis heute steht offensichtlich nicht fest, wer künftig für die Gastronomie und die Aussichtsplattform des Wahrzeichens verantwortlich sein wird. „Zur Betreibersuche gilt nach wie vor, dass wir das laufende Verfahren nicht kommentieren können“, sagte ein DFMG-Sprecher.
Ein Rückblick: Mitte April wurde öffentlich, dass sich die Supermarktkette Edeka gemeinsam mit Fernsehkoch Tim Mälzer und Gastronom Patrick Rüther – die beiden betreiben zusammen das Restaurant Bullerei im Schanzenviertel – an der Ausschreibung beteiligt hatten. Doch dann erklärte Edeka-Konzernsprecher Rolf Lange dem Abendblatt, dass sich das Unternehmen aufgrund „unzumutbarer vertraglicher Rahmenbedingungen“ aus dem Ausschreibungsprozess verabschiedet habe.
Fernsehturm soll in vier Jahren wiedereröffnet werden
Doch tatsächlich wird dem Vernehmen nach hinter den Kulissen weiter verhandelt. Die DFMG steht unter extremen Zeitdruck, denn Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hatte verkündet, dass der Fernsehturm nach einer aufwendigen Sanierung 2023 wiedereröffnet werden soll. Dafür stellen Stadt und Bund rund 37 Millionen Euro zur Verfügung. Seit 2001 ist der Turm für die Öffentlichkeit geschlossen.
Dass die Betreibersuche noch zu keinem Ergebnis geführt hat, wird dem Vernehmen nach auch in der Senatskanzlei kritisch gesehen. Allerdings gibt sich Sprecher Marcel Schweitzer auf Abendblatt-Anfrage diplomatisch: „Wir sind kein direkter Verhandlungspartner. Unser Interesse als Stadt liegt in einer Wiederbelebung des Fernsehturms, die nachhaltig trägt. Das bedeutet zugleich, lieber länger und intensiver miteinander reden, damit man eine fundierte Grundlage für einen guten Betrieb des Fernsehturms hat.“
Planungen für eine Wiedereröffnung gehen auch ohne Betreiber weiter
Kritik kommt unterdessen von FDP-Fraktionschef Michael Kruse: „Das rot-grüne Getöse zur Wiedereröffnung des Fernsehturms wird mehr und mehr zum PR-Desaster. Die DFMG scheint weit davon entfernt zu sein, einen Betreiber zu verpflichten. Bürgermeister Tschentscher als einer der Geldgeber ist das offensichtlich egal.“ Für die Hamburger wäre es ein wichtiges Signal, dass endlich ein Konzept für die Nutzung des Fernsehturms präsentiert werde, so Kruse weiter.
Aber immerhin scheint die DFMG auch ohne Betreiber weiterhin an eine Wiedereröffnung des Fernsehturms zu glauben: „Parallel zum laufenden Auswahlverfahren für den Betreiber haben wir bereits Projektsteuerungs- und Planungsleistungen ausgeschrieben und sind hier im Vergabeverfahren“, sagte der Sprecher.