Hamburg. Schulbehörde will 45.000 neue Geräte anschaffen. Handelskammer freut Hamburgs “Pole Position“ bei der Digitalisierung.
Bei der Versorgung der Schulen mit einem Breitband-Internetzugang ist Hamburg unter den 16 Bundesländern Spitze. Nur 36 der 444 Hamburger Schulen haben keinen Anschluss – das entspricht einer Quote von 8,11 Prozent. In Bremen sind 13,3 Prozent der Bildungseinrichtungen ohne schnellen Internetzugang, in Berlin sind es 16,65 Prozent. Schleswig-Holstein liegt auf Platz fünf mit 17,83 Prozent, gefolgt von Niedersachsen mit 19,02 Prozent.
Schlusslichter der Ländertabelle sind Sachsen mit 40,4 Prozent und Sachsen-Anhalt mit 50,91 Prozent nicht angeschlossener Schulen. Das hat eine aktuelle Auswertung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur ergeben.
Nach Angaben der Schulbehörde haben alle staatlichen Schulen bereits einen Breitbandanschluss, sodass die 36 Standorte ohne Zugang Schulen in privater Trägerschaft sind. „Hamburgs Schulen sind schon jetzt bei der Digitalisierung deutschlandweit ganz vorne“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). „Wir werden Hamburgs Schulen mit modernster Digitaltechnik ausstatten, denn wir wollen die Schülerinnen und Schüler gut auf das Leben und Arbeiten in der digitalen Welt vorbereiten“, kündigte Rabe an. „Neben Schulbuch, Arbeitsheft und Füller sollen künftig auch Laptops, Tablets und Smartphones ganz selbstverständlich in allen Fächern eingesetzt werden.“
45.000 neue Computer
Hamburg erhält aus dem Digitalpakt Schule des Bundes 128 Millionen Euro bis 2023. Aktuell geht es darum, alle rund 13.200 Klassen- und Fachräume mit leistungsfähigem WLAN in Gigabit-Technik auszustatten. „Wir haben damit bereits im vergangenen Jahr begonnen, als noch gar nicht sicher feststand, ob es Bundesmittel gibt. Inzwischen gibt es an 30 bis 40 Schulen in allen Räumen WLAN“, sagte Rabe im Gespräch mit dem Abendblatt. Es werde zwei Jahre dauern, bis alle 360 staatlichen Schulen mit WLAN in allen Räumen ausgestattet seien.
Außerdem plant die Schulbehörde, zusätzlich zu den 30.000 vorhandenen Computern 45.000 neue Geräte anzuschaffen, davon 30.000 Laptops und 15.000 Mikrocomputer, mit denen schon Viert- bis Sechstklässler sehr leicht erste Schritte des Programmierens lernen können. „Wir erarbeiten derzeit einen Vorschlag für die Verteilung des Geldes. Jede Schule soll ein eigenes Budget bekommen und sich mit diesem Geld von der Behörde vorher ausgeschriebene Geräte aussuchen können“, sagte Rabe. Das gelte für Computer, Laptops, Mikrocomputer und auch elektronische Tafeln. „Wir rechnen im Moment damit, dass die Schulen nach den Herbst-, aber noch vor den Weihnachtsferien einen Brief bekommen mit den Budgetmitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, und den Geräten, unter denen sie auswählen können“, sagte der Schulsenator.
Großer Schritt in die richtige Richtung
Wenn die Schulen zügig bestellten, könnten die Geräte zu Beginn des zweiten Halbjahres ausgeliefert werden. Derzeit ist noch nicht festgelegt, wie viel Geld jede einzelne Schule bekommt. Als Richtwert kann jedoch laut Schulbehörde ein Betrag von 100.000 Euro für die Endgeräte gelten. Vorstellbar sind Differenzierungen nach Schulform und Schülerzahl. Der Ausbau der digitalen Infrastruktur wird extra berechnet. „Wir freuen uns sehr, dass Hamburgs Schulen im bundesweiten Vergleich auf der Pole Position bei der Digitalisierung liegen. Das ist ein schöner Erfolg für alle Beteiligten und ein großer Schritt in die Richtung unseres Ziels, Hamburg zum Leuchtturm für die digitale Bildung machen“, sagte Handelskammer-Vizepräses André Mücke. Jetzt gehe es darum, sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen, sondern den Schwung zu nutzen. „Der Fokus muss jetzt darauf liegen, die Lehrkräfte fortzubilden und die Schulen mit einer zuverlässigen technischen Betreuung auszustatten, damit die digitalen Medien auch regelmäßig genutzt werden können“, sagte Mücke.
„Breitbandkabel machen noch lange keine gute digitale Bildung. Es ist nicht nur ein Problem, dass es bis zum flächendeckenden WLAN noch Jahre dauern wird“, sagte FDP-Bürgerschaftsfraktionschefin Anna von Treuenfels-Frowein. Es mangele bei digitaler Bildung vor allem noch an guten didaktischen Konzepten und Unterrichtsinhalten.