Hamburg. Schulsenator Ties Rabe erklärt, wie er die 128 Millionen Euro aus dem Digitalpakt einsetzen will. Etwa für WLAN in allen Klassenräumen.
Hinter ihm ein großer Flachbildschirm in der Wand, vor ihm und seinen drei Kollegen aus der Behörde jeweils ein Laptop, rundherum einwandfrei funktionierendes WLAN – so wie an diesem Montag im Raum 151 des Rathauses stellt sich Schulsenator Ties Rabe (SPD) wohl künftig die Ausstattung der Hamburger Schulen vor.
Denn die sollen dank des Geldsegens vom Bund einen großen Sprung in die digitale Zukunft machen. Schnelles WLAN und „digitale Tafeln“ in allen 13.200 Klassenzimmern, 45.000 neue Computer, darunter 30.000 Laptops und 15.000 Mikrocomputer, mit denen schon Grundschüler spielerisch an das Thema Programmieren herangeführt werden, dazu ein Fortbildungsprogramm für Lehrkräfte und neue digitale Unterrichtsbausteine – so will Rabe die 128 Millionen Euro investieren, die die Stadt bis 2023 aus dem Digitalpakt erhält.
Hamburg erhält 25,5 Millionen Euro pro Jahr
Wie berichtet, wurden die nötigen Gesetzesänderungen für den Digitalpakt am Freitag auch vom Bundesrat gebilligt. Damit ist es dem Bund nun möglich, trotz der Bildungshoheit der Länder diese mit insgesamt fünf Milliarden Euro über fünf Jahre zu unterstützen. Hamburg erhält 25,5 Millionen Euro pro Jahr.
„Es gibt kein Berufsfeld mehr, das ohne digitale Technik auskommt“, begründete der Schulsenator den Vorstoß. Dabei sei es egal, ob man Handwerker, Ingenieur oder Geisteswissenschaftler werden wolle. Der Nachwuchs müsse für diese Berufswelt fit gemacht werden, und das ermögliche der Digitalpakt. „Wir wollen Hamburgs Schülerinnen und Schüler gut auf das Leben und Arbeiten in der digitalen Welt vorbereiten“, sagte Rabe und ging sogar noch einen Schritt weiter: Hamburg soll „die modernsten Schulen in Deutschland“ bekommen. „Das ist unser Ziel.“
Anschaffung neuer Computer werde sich hinziehen
Für realistisch hält der SPD-Politiker das aufgrund der Vorarbeiten, die Hamburg ohne Hilfe des Bundes geleistet habe: „Wir fangen ja nicht bei null an.“ Hamburgs sei das einzige Bundesland, in dem schon jetzt alle Schulen an das moderne Glasfasernetz angeschlossen seien und alle Klassenräume einen Netzwerkanschluss hätten. Und mit knapp fünf Computern pro Klasse stehe Hamburgs Schülern doppelt so viele Computer zur Verfügung wie im Bundesdurchschnitt.
Zudem verfüge rund die Hälfte aller Unterrichtsräume bereits über eine digitale Präsentationstechnik. Während der WLAN-Ausbau daher zumindest an Gymnasien und Stadtteilschulen möglichst schon bis Ende nächsten Jahres abgeschlossen sein solle, werde sich die Anschaffung neuer Computer etwas länger hinziehen, sagte Rabe. Da es bereits 30.000 PC an den Schulen gebe und die Anforderungen höchst unterschiedlich seien, müsse zunächst der Bedarf ermittelt werden. Er hoffe aber, dass die ersten Anschaffungen schon im zweiten Halbjahr 2019 erfolgen.
Opposition hat nur wenig Kritik an Plänen
Parallel laufe bereits seit Februar ein Schulungsprogramm für ausgewählte Lehrkräfte – sie sollen dann im nächsten Schritt ihre Kollegen in den neuen Unterrichtstechniken schulen. Zudem gebe es seit September die Internet-Plattform „digital.learning.lab“. Sie biete inzwischen 100 digitale Unterrichtsbausteine, die von Lehrern entwickelt und im Unterricht erprobt worden seien.
Die Opposition hatte an den Plänen des Senats nur wenig zu kritisieren. Birgit Stöver (CDU) nannte sie „begrüßenswert“, forderte aber eine „dauerhafte Lösung“ für die Administration der digitalen Infrastruktur. „Lehrerinnen und Lehrer haben Unterrichtsaufgaben zu erfüllen, daher ist für die Wartung und Unterhaltung der Technik ein IT-Spezialist für jede Schule bereitzustellen.“
Sabine Boeddinghaus, Fraktionschefin der Linkspartei, konnte an den Plänen „wahrlich nichts Revolutionäres“ finden, aber auch nichts Schlechtes: „Im 21. Jahrhundert dafür zu sorgen, dass auch unsere Bildungseinrichtungen WLAN-fähig werden und Schüler und Schülerinnen Tablets und digitale Lehrmittel erhalten, ist eine Selbstverständlichkeit.“ Wichtig sei nun, wie der Bildungszugang der jungen Menschen durch digitale Medien verbessert werden und damit der Ungleichverteilung von Bildungschancen entgegengewirkt werden kann, so Boeddinghaus.
FDP fordert Handys oder Laptops für alle Lehrer
Anna von Treuenfels-Frowein (FDP) mahnte mehr Tempo an. „Gerade weil sich der Digitalpakt derart verzögert hat, wäre es viel wichtiger gewesen, dass die Schulen nicht noch länger auf dessen konkrete Umsetzung warten müssen.“ Ihr sei „unverständlich, warum die Schulbehörde noch immer prüft, welche technischen Varianten den Schulen beispielsweise in der Präsentationstechnik zur Verfügung gestellt werden sollen“.
Die FDP-Fraktionschefin forderte, auch Lehrer mit dienstlichen Endgeräten (etwa Handys oder Laptops) auszustatten und ihre Schulung nicht intern zu organisieren: „Wir schlagen vor, zusätzlich Kompetenzteams mit Experten gezielt an jeder Schule einzusetzen, um die Lehrer vor Ort digital fit zu machen.“